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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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groß an und sagt: Dieser ganze Digitalquatsch taugt doch sowieso nichts!‹ Dann bezahlt er seine Verdauungsriegel und marschiert hinaus. Du kapierst die Moral von der Geschichte, nicht wahr. William? Manche Leute - sehr viele Leute -
    glauben nicht, was sie sehen, besonders, wenn es damit zu tun hat, was sie essen und trinken, denken und glauben wollen. Ich, also ich glaube nicht an Gott. Aber wenn ich ihn sähe, dann würde ich es tun. Ich würde nicht einfach nur davon schwärmen, was für ein toller Spezialeffekt das nun mal wieder wäre! Die Definition für Arschloch ist ein Mensch, der nicht glaubt, was er sieht. Da darfst du dich gern auf mich berufen.«
    Billy betrachtete ihn einen Augenblick abwägend und brach dann wieder in Lachen aus. Nach einer Weile lachte Ginelli mit.
    »Schön«, sagte er. »Wenn du lachst, klingst du jedenfalls immer noch wie der alte William. Die Frage ist jetzt die, William: Was wollen wir gegen den alten Scheißkerl unternehmen?«
    »Ich weiß es nicht.« Billy lachte noch mal, jetzt kurz, unsicher. »Aber ich fürchte, ich werde etwas tun müssen.
    Schließlich habe ich ihn verflucht.«
    »Ja, hast du schon gesagt. Mit dem Fluch des weißen Mannes aus der Stadt. Wenn man bedenkt, was all die weißen Druiden aus all den Städten während der letzten Jahrhunderte so alles angerichtet haben, dann könnte das ein ziemlicher Hammer werden.« Ginelli unterbrach sich, um sich eine neue Zigarette anzuzünden. Dann erklärte er nüchtern: »Du weißt, daß ich ihn erledigen kann.«
    »Nein, das würde nichts nütz ...«, fing Billy an und klappte plötzlich den Mund zu. Er hatte sich vorgestellt, wie Ginelli einfach auf Lemke losging und ihm eins aufs Auge knallte. Und dann war ihm schlagartig bewußt geworden, daß Ginelli etwas viel Endgültigeres im Sinn hatte. »Nein, das kannst du nicht tun«, sagte er.
    Entweder verstand Ginelli ihn nicht, oder er gab einfach vor, es nicht zu tun. »Natürlich kann ich. Und ich kann mir keinen anderen denken, der es für mich erledigen könnte.
    Jedenfalls keinen vertrauenswürdigen, soviel ist mal klar.
    Aber ich bin heute genauso dazu in der Lage wie damals mit zwanzig. Es gehört zwar nicht zum Geschäft, aber glaube mir, es wäre mir ein Vergnügen.«
    »Nein. Ich will nicht, daß du ihn oder irgend jemand anderen tötest«, erklärte Billy. »Das hatte ich damit gemeint.«
    »Warum nicht?« fragte Ginelli, immer noch sachlich – aber Billy sah immer noch dieses irrsinnige, zornige Licht in seinen Augen tanzen. »Hast du Angst, daß man dich wegen Beihilfe zum Mord verklagen könnte? Das wäre kein Mord, sondern reine Selbstverteidigung. William, er bringt dich um. Noch eine Woche so weiter, und die Leute können die Reklameschilder am Supermarkt lesen, ohne dich zu bitten, zur Seite zu treten. Noch zwei Wochen, und du darfst dich nicht mehr ins Freie wagen aus Angst, daß der Wind dich wegblasen könnte.«
    »Dein Doktorfreund hat angedeutet, daß ich vermutlich an Herzrhythmusstörungen sterben werde, bevor es soweit kommt. Wahrscheinlich verliert mein Herz genauso an Gewicht wie mein Körper.« Er schluckte. »Weißt du was? Mir kommt gerade eine komische Idee. Daran habe ich noch nie gedacht. Irgendwie wünsche ich mir, daß ich gar kein Herz mehr hätte.«
    »Siehst du? Er bringt dich um ... aber lassen wir das mal beiseite. Du willst nicht, daß ich ihn töte, also tu ich's nicht. Ist wahrscheinlich sowieso keine gute Idee. Es würde den Fluch nicht ungeschehen machen.«
    Halleck nickte. Das hatte er auch gerade gedacht. Nimm's von mir, hatte er Lemke aufgefordert – offenbar hatte selbst der weiße Mann aus der Stadt begriffen, daß etwas in der Art zu geschehen hätte. Wenn Lemke nicht mehr am Leben wäre, würde der Fluch wohl von allein zu seinem Ende führen.
    »Das Problem dabei ist«, fuhr Ginelli nachdenklich fort,
    »man kann einen Mord nicht zurücknehmen.«
    »Eben.«
    Ginelli drückte seine Zigarette aus und stand auf. »Ich muß darüber nachdenken, William. Ich muß eine Menge nachdenken. Und dazu brauch' ich erst mal einen klaren Kopf, verstehst du? Man kriegt keine guten Ideen, wie man mit so einem komplizierten Mist wie diesem fertig wird, wenn man sich so furchtbar darüber aufregt. Und jedesmal, wenn ich dich ansehe, paisan, kriege ich Lust, dem Scheißkerl den Schwanz rauszureißen und ihn in das Loch zu stopfen, das früher mal seine Nase gewesen ist.«
    Billy stand ebenfalls auf und fiel fast vornüber. Ginelli

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