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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gehöre er einer Wildkatze - einem Panther, einem Geparden, einem Schneeleoparden. Als sie in den Bus stieg, teilte sich die hintere Falte für einen Augenblick, und er konnte die geschwungene Linie ihres inneren Schenkels sehen. In diesem Augenblick hatte er ein unbeschreibliches Verlangen nach ihr und sah sich in der schwärzesten Stunde der Nacht auf ihr liegen. Es war ein Urverlangen, das ganz aus der Tiefe kam. Er blickte zu Heidi hinüber. Sie hatte die Lippen jetzt so fest zusammengepreßt, daß sie dünne, weiße Linien bildeten. Ihre Augen waren ausdruckslos wie abgegriffene Münzen. Sie hatte seinen Blick nicht mitbekommen, aber sie hatte den Spalt in der Kellerfalte gesehen und vollkommen verstanden, was sich da offenbart hatte.
    Der Bulle mit dem Notizbuch sah dem Mädchen nach, bis es im Bus verschwunden war. Dann klappte er das Buch zu, steckte es wieder in seine Hosentasche und gesellte sich zu Hopley. Die Zigeunerfrauen scheuchten ihre Kinder zu den Wohnwagen. Oshkosh, immer noch die Keulen auf den Armen, ging noch einmal auf Hopley zu, um etwas zu ihm zu sagen. Hopley schüttelte entschieden den Kopf.
    Und das war's dann.
    Ein zweiter Polizeiwagen kam langsam mit lahm blinkendem Blaulicht herangefahren. Oshkosh warf ihm einen Blick zu und sah sich dann noch einmal auf dem Fairview-Stadtparkgelände mit den teuren, sicherheitsgepruften Spielplätzen und der Konzertbühne um. Von den knospenden Bäumen flatterten noch fröhliche Streifen von Kreppapiergirlanden; die Reste vom großen Ostereiersuchen am Wochende zuvor.
    Oshkosh schlurfte zu seinem Wagen, der am Kopf der Autoschlange stand. Als der Motor dröhnend ansprang, heulten die anderen fast gleichzeitig auf. Die meisten husteten und röhrten. Halleck hörte eine stattliche Anzahl von Fehlzündungen und sah eine Menge neblig blauer Abgaswolken. Heulend und furzend setzte Oshkoshs Lastwagen sich in Bewegung. Die anderen folgten ihm in einer Reihe.
    Ohne Rücksicht auf den Stadtverkehr krochen sie auf dem Weg zur Innenstadt am Parkgelände entlang.
    »Sie haben alle Lichter an«, rief Linda aufgeregt. »Meine Güte, es sieht aus wie eine Beerdigung!«
    »Es sind noch zwei Schokoladentörtchen übrig«, sagte Heidi brüsk. »Nimm eins.«
    »Ich will keins, ich bin satt. Daddy, werden diese Leute....«
    »Du wirst nie 95 Zentimeter Busenumfang kriegen, wenn du nichts ißt«, bemerkte Heidi.
    »Ich habe beschlossen, daß ich keinen 95 Zentimeter Busenumfang brauche«, antwortete Linda, die Große Dame markierend. Halleck verlor fast die Fassung, wenn sie das tat. »Heutzutage sind Hintern in.«
    »Linda Joan Halleck!«
    »Ich nehme eins«, warf Billy ein.
    Heidi bedachte ihn mit einem kurzen, geringschätzigen Blick – Oh, ist es wirklich das, was du willst? – und warf ihm ein Törtchen in den Schoß. Dann zündete sie sich eine Zigarette an. Schließlich aß Billy beide Kuchen auf. Heidi rauchte während des Konzerts eine halbe Packung Zigaretten und ignorierte Billys ungeschickte Versuche, sie aufzuheitern, geflissentlich. Aber auf dem Heimweg wurde sie wieder freundlicher, und bald waren die Zigeuner vergessen. Wenigstens bis zur Nacht.
    Als er in Lindas Schlafzimmer kam, um ihr einen Gutenachtkuß zu geben, fragte sie ihn: »Hat die Polizei diese Leute aus der Stadt verjagt, Dad?«
    Billy dachte daran, wie er ihr vorsichtig ins Gesicht gesehen hatte. Ihre Frage hatte ihn geärgert und trotzdem hatte er sich geschmeichelt gefühlt. Sie rannte zu Heidi, um sie zu fragen, wie viele Kalorien in einem Stück Schokoladentorte seien; aber um etwas über die wesentlichen Dinge des Lebens zu erfahren, kam sie zu ihm. Er hatte manchmal das Gefühl, das sei nicht ganz fair.
    Er hatte sich auf ihr Bett gesetzt und gedacht, daß sie immer noch sehr jung war und den sicheren Glauben hatte, immer auf der Seite der Guten zu stehen. Sie könnte verletzt werden. Eine Lüge könnte das vermeiden. Aber Lügen über solche Dinge wie die, die am Nachmittag im Fairview-Stadtpark passiert waren, hatten so eine Art, wieder auf die Eltern zurückzuschlagen und sie zu verfolgen – Billy konnte sich noch sehr deutlich daran erinnern, daß sein Vater ihm erzählt hatte, er würde vom Masturbieren zu stottern anfangen. Sein Vater war in fast jeder Hinsicht ein guter Mann gewesen, aber diese Lüge hatte Billy ihm nie verziehen. Und Linda hatte ihn schon über einen schweren Parcours geschickt - sie hatten die Homosexuellen, oralen Sex, Geschlechtskrankheiten und die

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