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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sich den Pettingill Park als Lagerplatz ausgesucht, und der war nun mal öffentlicher Gemeindebesitz.
    »Es ist genauso, wenn der Zirkus kommt«, führte er aus.
    »Warum haben die Zigeuner keine Genehmigung bekommen, Dad?« Sie klang jetzt schläfrig. Gott sei Dank.
    »Nun, vielleicht haben sie's vergessen.«
    Keine Chance, Lin. Nicht die geringste. Nicht, wenn es sich um den Gemeindeplatz vor dem Lantern Drive und dem Country Club handelt; nicht, wenn man für dieses Gelände bezahlt hat, genauso wie für die Privatschulen, die Computerprogramme auf brandneuen Apple-oder TRS-80-Geräten unterrichten, wie für die relativ saubere Luft und die Nachtruhe. Der Zirkus ist in Ordnung. Das Ostereiersuchen sogar noch besser. Aber Zigeuner? Laßt euch Zeit, aber beeilt euch. Wir erkennen Dreck, wenn wir ihn sehen. Nicht, daß wir ihn anfassen würden, Himmel, nein! Wir haben ja Reinmachefrauen und Hausmädchen, die ihn aus unseren Häusern entfernen. Und wenn er sich auf unserem Gemeindegelände zeigt, haben wir Sheriff Hopley.
    Doch diese Wahrheiten waren nicht für ein Mädchen in der Unterstufe geeignet, dachte Halleck. Diese Wahrheiten lernte man in der Oberstufe oder im College. Vielleicht erfuhr man sie von den Freundinnen aus der Schülerinnenvereinigung, oder man wußte sie eben eines Tages einfach. Diese Leute gehören nicht zu uns, Liebes. Bleib ihnen fern.
    »Gute Nacht, Daddy.«
    »Gute Nacht, Lin.«
    Er gab ihr noch einen Kuß und ging hinaus.
    Regen schlug, von einer starken Windbö getrieben, an die Scheibe seines Bürofensters, und Halleck fuhr auf, als wäre er aus dem Schlaf hochgeschreckt. Die gehören nicht zu uns.
    Liebes, dachte er noch einmal und lachte laut in die Stille hinein.
    Das Geräusch machte ihm Angst. Nur Verrückte lachen in einem leeren Zimmer. Verrückte machen das die ganze Zeit. Das macht sie ja gerade verrückt.
    Gehören nicht zu uns.
    Falls er es nie geglaubt haben sollte, jetzt tat er's.
    Jetzt, wo er dünner wurde.

    Halleck beobachtete Houstons Assistentin, die ihm drei Ampullen Blut aus dem linken Arm abnahm und sie dann der Reihe nach in einen Karton stellte. Einen Augenblick vorher hatte Houston ihm drei Stuhlpäckchen in die Hand gedrückt und ihm aufgetragen, sie mit der Post zu schicken.
    Halleck hatte sie brummend eingesteckt und sich dann über den Untersuchungsstuhl gebeugt. Jedesmal störte ihn an einer Darmuntersuchung die Demütigung, die in dieser Haltung lag, wesentlich mehr als das unangenehme Gefühl.
    »Ganz ruhig«, sagte Houston und zog sich den Gummihandschuh über. »Solange Sie meine beiden Hände auf Ihren Schultern spüren, ist alles in Ordnung.«
    Er lachte herzlich.
    Halleck schloß die Augen.
    Houston empfing ihn zwei Tage später - er hätte, so sagte er, darauf gedrungen, daß seine Blutproben vorrangig untersucht würden. Halleck setzte sich in den wie ein Wohnzimmer eingerichteten Raum (Bilder von Ozeanklippern an den Wänden, tiefe Ledersessel, dicker, grauer Wollteppich), in dem Houston seine Beratungen abhielt. Sein Herz schlug heftig, und er fühlte kalte Schweißtropfen an seinen Schläfen.
    Ich werde nicht vor einem Mann weinen, der Negerwitze erzählt, riß er sich grimmig zusammen, und das nicht zum erstenmal.
    Wenn ich weinen muß, werde ich aus der Stadt herausfahren, den Wagen irgendwo parken und es da tun.
    »Es sieht alles ganz gut aus«, erklärte Houston sehr milde.
    Halleck blinzelte. Seine Angst saß inzwischen so tief, daß er sicher war, sich verhört zu haben. »Wie bitte?«
    »Es sieht alles gut aus«, wiederholte Houston. »Wenn Sie wollen, können wir noch mehr Tests machen, Billy, aber ich sehe im Augenblick nicht, wozu das gut sein sollte. Ihr Blut sieht sogar besser aus als bei den letzten beiden Untersuchungen. Der Cholesterinspiegel ist gesunken, das Triglycerin ebenso. Sie haben wieder abgenommen - die Schwester hatte heute morgen 217 Pfund gewogen - aber, was soll ich sagen? Sie sind immer noch fast dreißig Pfund zu schwer, das sollten Sie nicht vergessen. Hmm ...« Er grinste. »Ich würde Ihr Geheimnis zu gern erfahren.«
    »Es gibt keins«, antwortete Halleck. Er war verwirrt und zugleich unendlich erleichtert – so hatte er sich manchmal im College gefühlt, wenn er einen Test bestanden hatte, auf den er sich nicht vorbereitet hatte.
    »Wir wollen uns mit einem endgültigen Urteil noch etwas zurückhalten, bis wir Ihre Hayman-Reichling-Serie gesehen haben.«
    »Meine was?«
    »Die Scheißpäckchen«, erklärte

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