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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Houston und lachte herzlich. »Es könnte sich da noch etwas zeigen, aber ganz ehrlich, Billy, das Labor hat dreiundzwanzig verschiedene Tests mit Ihrem Blut durchgeführt, und alle waren positiv.
    Das ist schon überzeugend.«
    Halleck seufzte zitternd und tief. »Junge, hab ich eine Angst ausgestanden«, sagte er.
    »Es sind die Leute, welche keine Angst haben, die jung sterben«, erwiderte Houston. Er öffnete eine Schreibtischschublade und holte ein kleines Fläschchen daraus hervor, an dessen Kappe ein winziger Löffel an einem Kettchen baumelte. Halleck sah, daß der Löffelgriff wie die Freiheitsstatue geformt war. »Auch was?«
    Halleck schüttelte den Kopf. Er war ganz zufrieden, da zu sitzen, wo er war, die Hände auf dem Bauch - auf seinem reduzierten Bauch – gefaltet, und zuzusehen, wie Fairviews erfolgreichster Familienarzt erst durchs linke, dann durchs rechte Nasenloch Kokain schnupfte. Er stellte das Fläschchen in die Schublade zurück und holte ein weiteres samt einem Päckchen Q-Tips daraus hervor. Dann stippte er ein Q-Tip in das Fläschchen und benetzte damit beide Nasenlöcher.
    »Destilliertes Wasser«, erklärte er. »Muß ein bißchen auf meine Stirnhöhlen aufpassen.« Er warf Billy einen verschwörerischen Blick zu.
    Mit dem Zeug im Hirn hat er vermutlich schon Babys auf Lungenentzündung behandelt, dachte Halleck, aber der Gedanke hatte im Augenblick nichts Abstoßendes. Im Augenblick konnte er nicht umhin, Houston ein bißchen zu mögen. Houston hatte ihm die gute Nachricht mitgeteilt. Im Augenblick wollte er nichts weiter, als hier mit den Händen über dem kleiner gewordenen Bauch gefaltet sitzen und seine Erleichterung auskosten. Er probierte sie aus wie ein neues Fahrrad oder einen neuen Wagen. Es kam ihm vor, als würde er wie neugeboren aus Houstons Praxis heraustreten. Wenn ein Regisseur diese Szene verfilmen würde, würde er sie wohl musikalisch mit Strauß, Also sprach Zarathustra untermalen. Bei dem Gedanken mußte er zuerst lächeln, dann lachte er laut heraus.
    »Lassen Sie mich mitlachen«, sagte Houston. »In dieser traurigen Welt brauchen wir jeden Witz, den wir kriegen können, Billy-Boy.« Er schniefte laut und befeuchtete sich die Nasenlöcher mit einem frischen Q-Tip.
    »Ach nichts«, sagte Halleck. »Es ist nur... wissen Sie, ich hatte solche Angst. Ich war schon drauf und dran, mich mit dem Krebs abzufinden. Hab's wenigstens versucht.«
    »Nun, vielleicht werden Sie das noch mal tun müssen«, erwiderte Houston, »aber nicht dieses Jahr. Ich brauche die Laborergebnisse Ihrer Hayman-Reichling-Serie nicht erst zu sehen, um Ihnen das zu versichern. Bei Krebs gibt es bestimmte Anzeichen. Besonders, wenn er schon dreißig Pfund von Ihnen verzehrt hat, läßt er sich nicht mehr übersehen.«
    »Aber ich habe genausoviel gegessen wie vorher. Heidi habe ich gesagt, daß ich mehr trainiert hätte, und das stimmt auch, ein bißchen wenigstens. Aber sie hat darauf geantwortet, daß man nicht einfach dreißig Pfund verlieren könne, indem man sein Trainingsprogramm aufstockt. Sie sagte, das Fett würde dann nur fester, nicht mehr so schwabbelig sein.«
    »Das stimmt nun ganz und gar nicht. Die neuesten Versuche haben gezeigt, daß sportliche Betätigung wesentlich wichtiger ist als eine Diät. Aber in Ihrem Fall, bei einem Mann, der ein so großes Übergewicht hat - eh, hatte - wie Sie, hat sie wohl nicht ganz unrecht. Man stelle sich einen richtig fetten Mann vor, der seine sportlichen Übungen radikal verdoppelt, und was kriegt er dafür? Den Idiotenpreis – eine gute, solide, zweitklassige Thrombose. Nicht ausreichend, um ihn umzubringen; gerade schlimm genug, daß er nie wieder alle achtzehn Löcher auf einmal spielen oder auf der großen Achterbahn drüben in Seven Flugs Over Georgia fahren kann.«
    Halleck dachte, daß das Kokain ihn sehr gesprächig machte.
    »Sie verstehen es nicht«, fuhr er fort, »und ich verstehe es auch nicht. Aber in meinem Beruf sehe ich eine Menge Dinge, die ich nicht verstehen kann. Ein Freund von mir ist Neurochirug in New York. Er rief mich vor drei Jahren mal an mit der Bitte, mir einige außergewöhnliche Röntgenauf nahmen anzusehen. Ein Student der George-Washington-Universität war mit wahnsinnigen Kopfschmerzen zu ihm gekommen. Mein Kollege dachte, daß das alles sehr nach ty pischer Migräne klänge – der Kerl entsprach genau dem Migränetyp -, aber man will mit solchen Kopfschmerzen nicht herumpfuschen, schließlich können sie

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