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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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des neunzehnten hatten die Zigeuner Bucksport verlassen.
    Jetzt war er nur noch eine Woctie hinter ihnen.
    Bar Harbor war genau die verrückte, in Saus und Braus lebende Stadt, als welche die Kellnerin sie beschrieben hatte, und Billy fand, daß sie ihm auch schon den Hauptmakel dieses Ferienortes angedeutet hatte: Die Hauptattraktion ist – bis zum Labor Day – der große Straßenkarneval. Die meisten der Städte, die Sie auf Ihrer Liste haben, sind so, Mister, aber Bar Habor steht ganz oben, verstehen Sie? ... Früher habe ich mich im Juli, August öfters dort rumgetrieben, aber heute nicht mehr. Jetzt bin ich zu alt dafür.
    Ich auch, dachte Billy, auf einer Parkbank sitzend. Er hatte eine leichte Baumwollhose und ein T-Shirt mit dem Aufdruck BANGOR HAT SEELE an. Darüber trug er sein Sportjackett, das von seinen knochigen Schultern über den Rücken hing. Er schleckte ein Eis und zog zu viele Blicke auf sich.
    Er war müde – besorgt hatte er festgestellt, daß er in letzter Zeit immer müde war, es sei denn, die Wut hatte ihn gerade mal wieder gepackt. Als er am Vormittag den Wagen abgestellt hatte, hatte er beim Aussteigen wieder so einen Augenblick von alptraumhaftem déjà vue erlebt. Seine Hose war ihm wieder über die Hüften nach unten gerutscht - ex-cusez-moi, dachte er, wegen meiner nicht mehr vorhandenen Hüften. Die Cordhose hatte er sich in einem Armee/Marine-Secondhandshop in Rockland gekauft. Die Taille war Größe achtundzwanzig. Der Verkäufer hatte ihm (leicht nervös) erklärt, daß er bald Schwierigkeiten bekommen würde, Hosen von der Stange zu kaufen. Er hätte schon jetzt um die Taille eine Jungengröße, aber für seine Beine brauchte er immer noch Größe zweiunddreißig. Es gäbe allerdings nicht viele Dreizehnjährige, die die stolze Höhe von ein Meter achtundachtzig erreichten.
    Jetzt saß er also auf der Parkbank, schleckte erschöpft ein Fistazieneis und wartete darauf, daß seine Kräfte zurückkehrten. Unterdessen versuchte er herauszufinden, was ihm an dieser netten kleinen Stadt mißfiel, in der man keinen Parkplatz fand und kaum auf dem Bürgersteig gehen konnte.
    Old Orchard war eine vulgäre Stadt; aber dieses Vulgäre war direkt und irgendwie aufregend gewesen; man wußte, daß die Preise, die man in den Wurfbuden gewann, Tinnef waren und sofort auseinanderfielen, wenn man sie in die Hand nahm. Man wußte, daß die Souvenirs, die man sich kaufte, in dem Augenblick kaputtgehen würden, wenn man sich weit genug vom Laden entfernt hatte, um nicht mehr zurückzurennen und dem Verkäufer die Hölle heiß zu machen, bis er das Geld wieder rausrückte. In Orchard gab es viele alte Frauen, und die meisten waren fett. Einige von ihnen trugen extrem knappe Bikinis, aber die meisten hatten Badeanzüge an, die wohl noch aus den fünfziger Jahren stammten. Wenn diese Frauen an einem vorübergingen, hatte man das Gefühl, daß sie genauso unter Druck standen, wie ein U-Boot, das weit unter seiner Tiefengrenze über den Meeresboden kreuzte. Wenn nur eine Naht von diesem schillernden, wundersamen Material risse, würde das Fett nur so fließen.
    Der Geruch, der die Luft erfüllt hatte, stammte von Pizza, Eiscreme, gebratenen Zwiebeln, und ab und zu hatte sich ein Kind übergeben, das zu lange auf dem Karussell geblieben war. Die meisten der Wagen, die langsam durch die Hauptstraße geschlichen waren, hatten Rostflecken an den Türen, waren alt und alle ein bißchen zu groß gewesen.
    Einige hatten Öl verloren.
    Old Orchard war ein vulgärer Ort gewesen, aber es hatte eine gewisse abblätternde Unschuld gehabt, die er an Bar Harbor vermißte.
    Hier standen so viele Dinge ganz im Gegensatz zu Old Orchard, daß Billy das Gefühl hatte, er wäre durch einen Spiegel getreten - es gab nur ganz wenige alte Frauen und schon gar keine dicken. Kaum eine Frau trug einen Badeanzug. Die Bar-Harbor-Uniform schien aus Tenniskleidung und weißen Turnschuhen oder verblichenen Jeans, Rugbyhemden und modernen Bootsschuhen zu bestehen. Billy sah nur wenige alte Wagen und darunter kaum amerikanische Marken. Statt dessen viele Saabs, Volvos, BMW's, Hondas. Alle hatten ihre Aufkleber: SPALTET HOLZ STATT ATOME oder U.S. RAUS AUS EL SALVADOR oder LEGALISIERT DIE DROGEN. Und auch das Fahrradvolk war anwesend – man schlängelte sich elegant auf teuren Zehngangrädern durch den kriechenden Stadtverkehr, trug entspiegelte Sonnenbrillen und Sonnenvisiere, lächelte breit mit strahlend weißen, künstlichen Zähnen

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