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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Farm?«
    »Nein - es ist der Stall, in dem immer der Flohmarkt abgehalten wurde, bis er abgebrannt ist.« Er warf Billy einen komischen Blick zu. Billys Sweatshirt hing eingefallen über seinen Bauch, die Wangenknochen bildeten scharfe Konturen in seinem Gesicht, in dem die Augen wie Kerzenflammen brannten. »Eh ... möchten Sie ein Zimmer?«

    Am nächsten Morgen fand er Parsons' Flohmarkthalle - es war ein ausgebranntes Ziegelgebäude in der Mitte eines riesigen, verlassenen Parkplatzes, der sich über gut zehn Quadratkilometer zu erstrecken schien. Langsam schlenderte er über den krümeligen Schotter. Seine Absätze machten ein klickendes Geräusch. Hier sah er einige leere Bierdosen, dort ein paar Sodaflaschen. Da eine Käserinde voller Ameisen. Und dazwischen eine einzige glänzende Stahlkugel.
    (»Hoi, Gina!«, hörte er eine geisterhafte Stimme in seinem Kopf rufen.) Er sah einige zusammengerollte Überreste von geplatzten Luftballons und zwei Pariser, die den Luftballons erstaunlich ähnlich sahen.
    Ja, sie waren hier gewesen.
    »Alter Mann, ich rieche dich«, flüsterte Billy in den leeren Rumpf der Halle hinein. Die hohlen Löcher, die früher wohl mal die Fenster gewesen waren, starrten den dürren Vogelscheuchenmann mit milder Verachtung an.
    Der Ort sah gespenstisch aus, aber Billy hatte keine Angst. Sein Zorn war zurückgekehrt – und er trug ihn jetzt wie einen Mantel. Zorn auf Heidi, Zorn auf Taduz Lemke und Zorn auf sogenannte Freunde wie Kirk Penschley, die eigentlich auf seiner Seite stehen sollten, sich aber gegen ihn stellten. Es entweder schon getan hatten oder bald tun würden.
    Aber das machte nichts. Er war auch allein dazu in der Lage, selbst wenn er nur noch hundertdreißig Pfund wog, den alten Zigeuner zu finden. Dafür reichte es allemal.
    Und was würde dann passieren?
    Wir werden es ja sehen, oder?
    »Alter Mann, ich rieche dich«, sagte Billy nochmals und ging an der Seite der Halle entlang. An der Tür hing ein Maklerschild. Billy holte sein Notizbuch aus der Hosentasche und schrieb sich die Adresse auf.
    Der Makler hieß Frank Quigley, aber er bestand darauf, daß Billy ihn Biff nannte. An seinen Bürowänden hingen Fotos von ihm aus seiner Highschoolzeit. Auf den meisten trug er einen Footballhelm. Auf Biffs Schreibtisch lag ein Haufen bronzener Hundekacke. Am Sockel war ein winziges Schild angebracht: DER FRANZÖSISCHE FÜHRERSCHEIN.
    Ja, bestätigte Biff, er hatte Parsons' Halle mit Mr. Parsons Genehmigung an die Zigeuner vermietet. »Er hat wohl gedacht, daß es hinterher dort auch nicht schlimmer aussehen könne als vorher«, sagte Biff Quigley. »Und ich glaube, da hatte er gar nicht so unrecht.«
    Er lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück. Seine Augen musterten Billys Gesicht unablässig, maßen den Abstand zwischen seinem Hals und seinem Hemdkragen. Über der Taille hing das Hemd wie eine schlaffe Flagge an einem windstillen Tag. Biff verschränkte die Hände hinter dem Kopf, kippte den Stuhl zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch, direkt neben die bronzene Hundescheiße.
    »Nicht, daß sie nicht zum Verkauf ausgeschrieben wäre, wissen Sie. Das da draußen ist ausgezeichnetes Industriegelände. Früher oder später wird mal einer mit genügend Fantasie hier aufkreuzen und dort ein verdammt gutes Geschäft machen. Yessir, ein verdammt gutes ...«
    »Wann haben die Zigeuner die Gegend verlassen, Biff?«
    Biff Quigley nahm die Hände vom Kopf und beugte sich vor. Der Stuhl machte ein quietschendes Geräusch ...
    Squoink! »Würde es Ihnen was ausmachen, mir zu sagen, warum Sie das wissen wollen?«
    Billys Lippen - sie waren jetzt dünner und straffer geworden - verzogen sich zu einem scheußlich knöchernen, beinahe totenkopfähnlichen Grinsen. »Ja, Biff, das würde mir etwas ausmachen.«
    Biff zuckte einen Moment zusammen, nickte dann aber und lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück. Seine staubigen Mokassins landeten wieder auf dem Tisch. Er schlug die Beine übereinander und tippte mit einer Fußspitze nachdenklich auf den Hundehaufen.
    »Gut so, Bill. Ein Mann sollte seine Angelegenheiten für sich behalten. Vor allem sollte er seine Gründe für sich behalten.«
    »Gut«, sagte Billy. Er spürte den Zorn erneut in sich aufsteigen, bekämpfte ihn aber. Es hatte keinen Sinn, auf diesen widerwärtigen Mann mit seinen staubigen Mokassins , seinem ungehobelten Slang und seinem föhngetrockneten Jay-Cees-Haarschnitt wütend zu sein. »Da wir einer Meinung sind

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