Fluch der Toten: Roman (German Edition)
harte Lektionen zum Thema Vertrauen hinter uns. Will heißen: Wenn ich euch reinlassen soll, müsst ihr eure Waffen bei der Polizei abgeben. «
Der Mann auf dem Turm, der neben ihm stand, beugte sich vor und flüsterte Keaton hektisch etwas zu.
» Ich weiß, aber heißt das auch, dass sie so wie Sherman sind? « , antwortete Keaton in normaler Lautstärke.
Hal hörte Shermans Namen, wischte den Gedanken an ihn aber beiseite, weil er sich ja vielleicht verhört haben konnte oder der Sheriff über einen anderen Mann sprach.
Nun ergriff Harris das Wort und zog die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich.
» Was meint ihr, Männer? Es ist ein Risiko. Wenn wir unsere Waffen abgeben, sind wir ihnen ausgeliefert. «
» Nee. « Rico schüttelte den Kopf. » Nee, Mann. Nee, überlegt mal – wenn die uns plattmachen wollten, hätten sie es längst getan. Ich glaube, wir können ihnen vertrauen, Mann. «
Allen und die Matrosen nickten zustimmend.
» Genau. « Stiles wischte sich den Schweiß von der Stirn. » Ich sage, wir vertrauen ihnen. «
Harris spitzte die Lippen, seufzte und drehte sich zu den Wachttürmen um. » In Ordnung. Wir sind uns einig. Wir werden unsere Waffen übergeben. «
» Das hört man gern! « , rief Keaton nach unten. Er drehte sich um und sprach mit jemandem hinter der Barrikade, den man nicht sehen konnte. » Mach das Tor auf, Wes! Wir kriegen Besuch! « Er wandte sich wieder den erschöpften Männern zu. » Willkommen in Abraham. Angenehmen Aufenthalt. «
Das Tor öffnete sich mit heftigem Knarren nach außen. Die Konstruktion war so schwer, dass auch Kilos von Fett das Knarren nicht hätten verhindern können. Hinter jedem Torflügel erschien ein Zivilist. Beide drückten die Flügel nach außen, bis sie weit offen standen. In dieser Position wurden sie eingerastet. Die Zivilisten zogen sich in ihre Stadt zurück. Hal bemerkte, dass der am Tor installierte Mechanismus ohne Freigabe von innen nur das Schwingen in eine Richtung erlaubte.
Er und Stiles rückten argwöhnisch zusammen, als sich das Tor hinter ihnen mit einem lauten Scheppern schloss. Keaton war vom Wachturm geklettert und kam mit einem anderen Mann zu ihnen. Der Mann war kleiner und dünner und hatte eine lange Hakennase und das Aussehen eines scharfgesichtigen Falken.
» Meine Herren, das ist Wes, mein Stellvertreter « , stellte Keaton den neu hinzugekommenen Mann vor.
» Ist mir ’ne wahre Freude, meine Herren. « Hal schüttelte beiden Männern die Hand. » Das hier sind meine Freunde. Ich glaube jedenfalls, man könnte die meisten so nennen. Der hier ist Harris. Rico, Hillyard, Allen und die vier Kerle dahinter sind Marine-Malocher – nicht wie Harris, der Sesselfurzer. « Hal handelte sich von Harris verdrehte Augen ein. » Und das ist Mark Stiles, der früher beim Heer war. «
Keaton und Wes tauschten unerklärliche Blicke.
» Was soll das? « , fragte Allen, dem dies natürlich auffiel. » Haben Sie irgendwas an der Marine auszusetzen? «
» Oder am Heer? « , fiel Stiles grinsend ein.
» Nee « , sagte Wes. » Aber wir haben in letzter Zeit mehr Soldaten bei uns, als wir gewohnt sind. Das ist alles. Vor der Seuche gab’s hier nur Farmer. Jetzt haben wir Seeleute, Mechaniker, Generäle… «
» Generäle? « , fragten Hal und Harris gleichzeitig.
Stiles spitzte die Ohren und musterte den Stellvertreter des Sheriffs gespannt.
» Was heißt hier Generäle? « , presste Harris schnell hervor. » Welcher ist Ihnen begegnet? «
» Langsam, es ist nichts « , sagte Wes, der Harris’ plötzliche Wissbegier als feindselig deutete und einige Schritte zurücktrat. » Es ist nur so, dass vor ’ner Weile ’n paar Leute hier durchgekommen sind. Einer hat gesagt, er ist General. Das ist alles. «
» Wie war sein Name? « fragte Hal.
» Ähm, Sherman « , sagte Wes. » General Sherman. «
Das Grüppchen der Überlebenden ließ einen Schlachtruf erklingen. » Sie leben! « , sagte Hal. » Ich kann nicht glauben, dass sie es so weit geschafft haben! Verflucht, sie haben es geschafft! «
Die Ausrufe über das Wohlergehen von Shermans Gruppe gingen eine Weile hin und her. Als das aufgeregte Geschnatter abebbte, nutzte Keaton die Gelegenheit und meldete sich zu Wort.
» Woher kennt ihr Sherman? Er hat nicht erwähnt, dass noch jemand nachkommt. «
» Ach, er wusste nicht, dass wir kommen. « Hal winkte ab, zog seine Waffe aus dem Holster und reichte sie Wes, der inzwischen still begonnen hatte, die Waffen der
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