Fluch der Toten: Roman (German Edition)
Die Mahlzeiten in dieser Gegend sind vielleicht eintönig, aber immerhin gibt’s überhaupt etwas zu futtern. «
» Das ist die Haltung, die wir brauchen « , sagte Sherman anerkennend und grinste.
» Ich weiß nicht « , sagte Jack der Schweißer und schaufelte das Essen auf seine Gabel. » Mir schmeckt es. Gute Arbeit, Juni. Wenn es nach mir ginge, könntest du jeden Tag kochen. «
Juni hätte sich beinahe verbeugt, so sehr freute sie sich. » Danke. Hier ist wenigstens einer, der es zu schätzen weiß. « Sie gab Brewster im Vorbeigehen eine Kopfnuss, sodass er fast an der Gabel mit dem Gemüse erstickt wäre.
» Au « , sagte er, nachdem er geschluckt hatte, und rieb sich den Kopf.
» Vielleicht fühlst du dich gleich besser « , sagte Juni und kehrte mit einer Handvoll dunkler Croutons zurück. Brewster beäugte sie kurz, und sie warf sie auf seinen Teller.
» Mensch, Juni « , sagte er, spontan gerührt. » Herzlichen Dank. Ich hab nicht… «
» Pssst. « Juni schenkte ihm einen liebevollen Blick. » Iss einfach. «
Brewster grinste breit und fing an zu spachteln. Er schaufelte Pasta in seinen Mund und mampfte vor sich hin. Das glückselige Lächeln auf seinem Gesicht veränderte sich langsam zu einem Ausdruck der Verwirrung.
» Die sind aber knusprig. Fast so… «
» …dass man am liebsten Pfötchen geben möchte? « , fragte sie.
Thomas, der sich nicht mehr halten konnte, platzte lachend heraus, und zwar so heftig, wie es noch niemand bei ihm erlebt hatte.
» Verdammtes Hundefutter « , sagte Brewster, was Thomas zu einem noch lauteren Lachen veranlasste. Sherman war so überrascht, dass er sein Essen vergaß. Er, Denton, Jack und Trev glotzten Thomas an.
» Was ist denn? « , fragte er, als sein Lachen endlich erstarb. » Darf man hier nicht mal mehr lachen? «
Denton schüttelte den Kopf. » Hätte nie gedacht, dass ich das mal erleben würde. «
Mbutu Ngasy lächelte breit und widmete sich seiner Mahlzeit. » Es ist ein gutes Omen, wenn man ein Essen mit Heiterkeit beginnt. «
» Liebe ist, wenn die Gattin einem Hundefutter vorsetzt « ,sagte Brewster seufzend. Thomas fing wieder an zu lachen.
» Gütiger Himmel, es ist wirklich das Ende der Welt « , sagte Denton.
Da nun alle Überlebenden anwesend waren, nutzte Sherman die Gelegenheit, sie an ihren anstehenden Raubzug insInnere Omahas zu erinnern. » Vergesst nicht, heute früh zu Bett zu gehen, Leute. Sobald die Sonne aufgegangen ist, ziehen wir los, damit wir so viel Tageslicht wie möglich haben. «
» Vergessen wir schon nicht, Frank « , sagte Denton. » Das wird der Raubzug, der alle weiteren Raubzüge überflüssig macht. «
» Wenigstens für ’ne Weile « , sagte Jack.
» Bis wir alles aufgegessen haben « , sagte Brewster zustimmend.
» Denkt auf alle Fälle daran, dass ihr vor neun Uhr fertig seid. Je früher wir losziehen, umso mehr Zeit haben wir für die Suche. «
» Euer Wunsch ist mir Befehl, o Mann mit den drei Sternen auf der Schulterklappe « , sagte Brewster.
Normalerweise hätte er sich für diese Formulierung von Thomas einen tadelnden Blick eingefangen. Doch heute zeigte der Sergeant Major nur ein Lächeln.
» Wuff « , sagte er.
***
Tief im Inneren des HQ lachte Anna in sich hinein.
Sie war ganz allein im BL 4-Labor, ganz und gar in ihren Chemturion-Schutzanzug gehüllt und übte provisorisch einen Freudentanz. Die heute Morgen gebissene Ratte war zwar übel verletzt, wies aber keine Anzeichen eines Untoten-Daseins auf.
» Komm her, mein wackeres Rättchen « , schmeichelte Anna dem Tier und versuchte es zu packen. Eine Blutprobe würde ihr genau sagen, was sie bisher nur zu hoffen wagte.
Schließlich packte sie den sich windenden Nager, piekste ihn mit einer Spritze und saugte einen Teil seines Blutes in die leere Kammer. Ihr nächster Gedanke war der, die Ratte mit dem Rest ihrer Brüder in den Verbrennungsofen zu werfen, doch irgendetwas hielt sie davon ab.
Anfangs nahm sie an, es sei nur fehlgeleitete Sentimentalität. Sollte die Ratte den Morgenstern-Erreger überleben, um dann von Flammen verzehrt zu werden? Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht war sie nur übermüdet. Sie schüttelte erneut den Kopf.
» Ich bin immer müde. Wieso eigentlich? «
Sie stand wie eine bizarre, gedankenverlorene Statue da und hielt die gefüllte Spritze in der einen und die quiekende Laborratte in der anderen Hand. Ihre Augen öffneten und schlossen sich, und zwischendurch begutachtete sie den Raum und den
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