Fluch der Toten: Roman (German Edition)
nicht gern Leute auf gefährliche Missionen, die nicht ausgebildet sind, solange er andere, bessere Optionen hat. «
» Ich habe monatelang im Freien überlebt! « , sagte Juni protestierend. » Ich bin so zäh wie alle anderen! «
» Sie tragen rosa Häschenschuhe « , sagte Thomas, ohne die Miene zu verziehen, und richtete den Blick auf ihre Fußbekleidung.
» Das hat nichts damit zu tun! « , sagte Juni, nun lauter, da sie vergessen hatte, dass Anna anwesend war, und stampfte protestierend mit dem Fuß auf.
Ein Ächzen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Anna. Sie war während des kurzen Gespräches erwacht und rieb sich den Nacken, ohne den Kopf von der Tischplatte zu lösen. » Oh, Gott, schon wieder « , jammerte sie. » Mein Hals ist völlig verspannt. «
» Das kommt davon, wenn man auf Tischen schläft « , sagte Thomas. Hinter ihm blubberte und knisterte das Wasser. Das Programm war abgeschlossen. Er drehte sich um und nahm eine Tasse aus einem der Wandschränkchen. » Sie haben doch ein Bett. Hauen Sie sich hin, wie wir alle. Sie ackern einfach zu viel und werden allmählich schlampig. Wir brauchen Sie aber in hellwachem Zustand. «
Während er seine Tasse füllte, ging Juni zu Anna hinüber und ließ sich neben sie auf den Stuhl fallen. Sie stützte ihr Kinn mit den Händen ab und schenkte der Ärztin ein Lächeln. » Ist er nicht witzig? Hast du wieder die Nacht durchgemacht? «
Anna stöhnte noch einmal. » Ich bin um fünf Uhr raufgekommen, um etwas zu trinken, aber als ich mich hingesetzt hatte, bin ich wohl eingeschlafen. Wie spät ist es denn? «
Junis Blick traf die Wanduhr. » Sieben Uhr fünfzehn. «
Dr. Demilio zuckte auf übertriebene Weise die Achseln. » Zwei Stunden Schlaf. Ist ja nicht allzu übel. Ich gehe wohl lieber wieder runter. « Sie nahm die vor ihr stehende Tasse, trank einen Schluck und spuckte ihn mit einem Laut des Abscheus wieder aus. » Bäh! Wenn Sie nichts dagegen haben, Thomas, klau ich mir was von Ihrem Kaffee. Meiner ist kalt. «
Thomas antwortete nicht. Er schaute durch das einzige Küchenfenster hinaus. Seine Füße standen eine Schulterbreite auseinander, und eine Hand befand sich hinter seinem Rücken, während die andere den dampfenden Inhalt seiner Kaffeetasse schüttelte.
Weitere Geräusche drangen aus dem Korridor herein. Eine zufallende Tür, klappernde Schubladen und gedämpfte Stimmen. All dies bedeutete, dass weitere Angehörige der Gruppe erwacht waren und ihren Geschäften nachgingen. Heute war ein großer Tag. Schrumpfender Proviant in der Vorratskammer bedeutete, dass ein neuer Raubzug auf dem Plan stand. Sherman hatte schon allgemein verkündet, dass man sich darauf vorbereiten sollte. Jedes Kommando dieser Art führte sie tiefer in die Stadt hinein. In letzter Zeit kamen sie immer öfter vor. Das HQ stand nun im Zentrum eines vier Blocks umfassenden Radius, der nicht nur von Infizierten gesäubert, sondern auch sämtlicher Nahrungsvorräte entkleidet worden war. Das Schlimmste für Thomas’ Fantasie war die Häufigkeit ihrer Ausflüge. Hätte man einen Laster gehabt, um ihn zu beladen, wäre es nicht übel gewesen, aber wenn man alles in Rucksäcken transportieren musste, kam selten genug zusammen, um über lange Zeit hinweg fünfzehn Mäuler zu stopfen.
Doch eine nagende Sorge war auch im Hinterkopf aller ein stets anwesender Gast: dass sie früher oder später die falsche Tür eintraten und ein Nest voller Hornissen aufschreckten.
An Raubzugtagen war jeder in höchster Alarmbereitschaft, auch jene, die zurückblieben, um das Fort zu bewachen.
Anna Demilio schenkte sich eine Tasse des frisch aufgebrühten Kaffees ein und schaufelte einen Löffel Zucker hinzu. Dann hielt sie kurz inne und gönnte sich einen zweiten.
» Wenn Sie so weitermachen, klappen Sie bald zusammen « , brummte Thomas und schenkte ihr einen Seitenblick.
» Sie rennen offene Türen ein, Thomas « , gab Anna schnippisch zurück. Sie blies in den Kaffee, damit er sich abkühlte, und als sie ging, tätschelte sie Junis Schulter. » Und viel Glück für heute. «
» Ach, ich werde wohl wieder die Küche bewachen « , sagte Juni schmollend und bedachte Thomas’ Rücken mit einem finsteren Blick. » Anscheinend können Menschen mit rosa Häschenschuhen nämlich nicht geradeaus schießen. «
» Wie dem auch sei, du weißt, wo ich bin « , antwortet Anna, ohne sich umzudrehen. Sie begab sich in den hinteren Teil des Gebäudes, zu dem Treppenhaus, das sie in den Keller brachte.
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