Fluch der Toten: Roman (German Edition)
Dabei murmelte sie leise vor sich hin: » Zurück in die Gruft mit einem lakonischen Österreicher, einer neugierigen Sanitäterin und etwa fünfzig Millionen Bazillen, die mich töten möchten. Dabei hätte ich eigentlich Pädiaterin werden sollen. «
» Pädi- wasfürnscheiß? « , kam es urplötzlich aus dem Raum links von Anna.
Ohne zu verlangsamen, erwiderte sie wie aus der Pistole geschossen: » Pädiaterin, Brewster. Das ist Griechisch. So nennt man in gebildeten amerikanischen Kreisen eine Kinderärztin. Das kennen Sie doch. Das ist jene Art Doktor, zu dem man geht, wenn man krank ist. «
Ein von einer verfilzten braunen Haarmähne umgebenes Gesicht schob sich aus dem Raum hervor. Es wirkte ungehalten. » Ach, wirklich? Und Sie haben…Sie haben einen erbärmlichen Mode geschmack. «
Thomas hörte Gelächter vom anderen Ende des Korridors, als zwei weitere Angehörige der Gruppe ihr Quartier verließen. Er drehte sich um und sah einen Mann in einem schmutzfleckigen Overall den Kopf schütteln. » Erste Runde des Tages geht an Dr. Anna Demilio « , ulkte er in der Art eines Sportreporters. » Sie hat geschossen und getroffen! « Der andere Mann, ein kleiner, papierdünner Asiate, kicherte, als er Brewsters enttäuschte Miene sah.
» Was willst du von mir? « , wollte Brewster wissen, als die beiden an ihm vorbeigingen. Er breitete die Arme aus. » Ich bin gerade erst wach geworden. Ich bin noch nicht bei Sinnen! Hey! « Brewster schloss zu ihnen auf, strauchelte und versuchte, beim Gehen seine Stiefel anzuziehen. » Hört mal, Jungs! Jack! Mitsui! Wartet doch mal! Gebt mir wenigstens ’ne Chance! Angenommen, ich hätte so was gesagt wie, ähm, sie muss mal zu ’nem Proktologen gehen, weil sie… «
» Zu spät « , fiel Jack ihm ins Wort. Als er bemerkte, dass der Soldat ihm folgte, fügte er hinzu: » Mitsui und ich gehen aufs Dach, um Krueger und Denton abzulösen. Du solltest lieber in die Küche gehen. Frank hat gesagt, er möchte heute ganz früh raus. «
Brewster knurrte etwas vor sich hin, gab aber nach. Als er es sich in der Küche auf einem Klappstuhl bequem gemacht und seine Schuhbänder ordentlich verknotet hatte, waren auch alle anderen eingetroffen. Mehrere Gespräche entwickelten sich.
Am von der Tür weitest entfernten Tisch saß Mbutu Ngasy. Ihm gegenüber saß Gregory Mason, ehemals Angehöriger der National Security Agency, die, glaubte man anderen Geheimdiensten, gar nicht existierte. Mason stöhnte hin und wieder auf und drückte unbewusst eine Hand auf seinen Brustkorb. Er litt an den Nachwirkungen einer ernstlichen Wunde, die er sich zugezogen hatte, als die Gruppe das HQ von ihren Vorgängern übernommen hatte. Eine Pistolenkugel hatte seine Lunge punktiert und eine Rippe zerschmettert. Es war nur den intensiven Bemühungen Anna Demilios und der fortwährenden Beobachtung durch Rebecca Hall zu verdanken, dass er noch lebte.
Eine Virologin ist aber kein Ersatz für eine Chirurgin, dachte Thomas. Anna hatte Mason streng angewiesen, das ganze Leben langsam anzugehen. Sie war nicht bereit, ihre Flickschuster-Reparaturen einem Belastungstest zu unterziehen.
Mason und der Kenianer sprachen über Sicherheitsfragen, und Mbutu beschrieb, wie man in dieser Hinsicht am Flughafen von Mombasa vorgegangen war. Mason erläuterte, wo noch Verbesserungen vorzunehmen seien.
Krueger und Denton kamen einige Minuten nach Brewster herein, nahmen sich den Rest des Kaffees und lehnten sich auf ihren Stühlen zurück. Sie sahen schläfrig aus. Thomas hatte Verständnis dafür. Sie waren die ganze Nacht wach gewesen und mussten auch noch eine Weile aufbleiben, und zwar so lange, bis die anderen vom Raubzug zurückkehrten. Ging etwas daneben, war es das Sicherste, wenn alle Knarren zur Verfügung standen. In einer Stadt von der Größe Omahas lauerte der Ärger praktisch an jeder Ecke. Ein simpler Fehler genügte, um die Hölle zu entfesseln – man brauchte nur eine fremde Tür zu schnell zu öffnen oder das falsche Wort zur falschen Zeit am falschen Ort zu sagen- schon hatte man Dutzende von Infizierten am Hals.
Brewster saß links von Junko und rechts von Trevor Westscott. Beide waren in eine hektische Diskussion über die Wortherkunft von Namen vertieft. Juni war ein echtes Sprachtalent. Sie sprach mehrere Sprachen fließend und lernte mit Begeisterung neue Worte und Redensarten. Sie sammelte engagiert umgangssprachliche Ausdrücke in allen Sprachen, die sie beherrschte, und übte fleißig daran,
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