Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli

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Weg, es sei denn, Ihr wollt mit den grünen Holzköpfen aneinandergeraten.« KanHeen grinste und trat einen Schritt beiseite, damit der Eirun, Rogon und die anderen das Schiff verlassen konnten.
    Draußen erwartete ein anderer Lotse die Gruppe und führte sie zu einem völlig in Grau gehaltenen Boot.
    »Noch stehen wir unter einem Unsichtbarkeitszauber, doch dieser wird sich eine halbe Meile vom Ufer entfernt auflösen«, erklärte der Lotse. »Ihr werdet während der Überfahrt auf Euren Plätzen sitzen bleiben und nicht über die Bordwand hinausgreifen. Dies gilt auch für die Tiere! Gebt also auf sie acht!«
    »Als wenn wir das nicht selbst tun könnten«, maulte Jade. Sie wartete, bis Tibi sich gesetzt hatte, und machte es sich dann auf deren Schoß bequem.
    »Sie kann besser streicheln als du«, sagte sie zu Rogon und sah dann die Schlangenfrau auffordernd an. Diese begriff, was die Katze wollte, und begann, sie zu kraulen.
    Rogon nahm ebenfalls Platz und strich dem Falken nachdenklich über das Gefieder. Mit sechs Jahren hatte er die Heilige Stadt verlassen, um seinen Eltern nach Andhir zu folgen. Nun kehrte er zum ersten Mal nach Edessin Dareh zurück. Seine Erinnerung bestand zum größten Teil aus Kanälen, großen, direkt am Wasser liegenden Häusern sowie Speichern voller Ballen, Kisten und Fässer, in denen er herrlich hatte spielen können. Aber als er versuchte, sich den blauen Tempel ins Gedächtnis zu rufen, griff er ins Leere.
    Unterdessen hatte das Boot Fahrt aufgenommen und steuerte in den See hinein. Dieser war bis zu hundertsechzig Meilen lang und hundertdreißig Meilen breit. Etwas außerhalb der Mitte auf das Nordostufer zu lag jene Inselgruppe, auf der Edessin Dareh erbaut worden war. Rogon richtete seinen Blick nach vorne, um zu erkennen, ob die Stadt bereits zu sehen war, und spürte einen Hauch violetter Magie um sich.
    Auf einmal kräuselte sich das Wasser, und das Schifflein begann unruhig zu tanzen. »Lasst das«, herrschte der Lotse Rogon an.
    »Ich tu doch gar nichts!«, antwortete dieser gereizt.
    Der Lotse musterte ihn mit einem finsteren Blick. »Da Ihr gegen meine Anweisungen verstoßt, werdet Ihr die Heilige Stadt nicht betreten, sondern müsst um den See herumreisen!« Er wollte das Boot wenden, doch da beruhigte der See sich wieder, und sie fuhren weiter auf Edessin Dareh zu. Einen Augenblick wirkte der Lotse verwirrt, sah dann so aus, als würde er einer unhörbaren Stimme lauschen, und musterte dabei Rogon verwirrt.
    »Es sei Euch doch gestattet, die Heilige Stadt zu betreten.«
    Gerne sagte er es nicht, das merkte Rogon ihm an. Aber es schien hier irgendjemanden zu geben, der den Lotsen Befehle erteilen konnte. Ihn hätte interessiert, wer das war, doch er wagte es nicht, mit seinen magischen Sinnen über das Boot hinauszugreifen, um jene Person nicht zu verärgern.
    ☀ ☀ ☀
    Von der Seite, von der Rogon und seine Begleiter sich Edessin Dareh näherten, war deutlich zu erkennen, dass ein mehrere hundert Schritt breiter Kanal die Stadt teilte. Westlich davon lagen die drei Sechstel der goldenen Seite, östlich die drei der roten. Als Rogon die Stadt wieder vor sich sah, erinnerte er sich an mehr Dinge. Zwar hatte er den goldenen Teil nur ein einziges Mal betreten, aber oft genug aus dem obersten Stockwerk des Anwesens seines Großvaters hinübergeschaut. Die drei Tempel in Grün, Gelb und Weiß waren wirklich imposant. Doch der blaue, der schwarze und der violette Tempel standen ihnen in nichts nach.
    »Wo wollt Ihr hingebracht werden?«, fragte der Lotse.
    »Zum blauen Sechstel, am besten in die Nähe des blauen Tempels. Dann bringen wir unsere Aufgabe gleich hinter uns.«
    Rogons Anspannung nahm zu, als sie in den Kanal einfuhren und sich zwischen die Frachtsegler, die aus dem Süden kamen, und die Boote der Einheimischen einreihten. Ein Boot mit grünen Insassen fuhr ganz knapp an ihnen vorbei. Für normale Dämmerland-Menschen musste es unheimlich sein, wie nahe sich hier die verschiedenen Farben kamen und vor allem, dass sie sich ohne Streit vertrugen. Zwar blieb man auch hier unter sich, aber es gab keine Feindseligkeiten, wie sie andernorts immer wieder ausbrachen.
    Schließlich kam der zentrale Platz in Sicht, der aus einer mehr als hundert Schritt durchmessenden, fast kreisförmigen Insel bestand, die mit grauen Steinplatten belegt worden war. Je eine Brücke führte über die beiden Fahrrinnen, in die sich der große Kanal hier teilte, in das weiße und in das