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Fluch des Magiers

Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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mehrmals ansetzte, ein Schreiben zu verfassen, und bedauerte, dass seine Katze nicht über deren Schulter schauen konnte.
    »Soll ich es versuchen?«, fragte Jade.
    »Untersteh dich!«, warnte Rogon sie. »Komm jetzt zurück. Ich glaube, die hohen Damen haben einen Entschluss gefasst.«
    Kaum hatte er es gesagt, setzte die Oberpriesterin Siegel und Unterschrift unter ihr Schreiben, reichte es an Temasin weiter, damit auch diese ihr Signum daruntersetzte, und rief drei weitere Priesterinnen zu sich, die das Pergament ebenfalls unterzeichnen und siegeln sollten.
    Jade nutzte das Kommen und Gehen aus, um zu verschwinden, und musste diesmal nicht einmal eine Tür öffnen. Kaum zurück, nahm sie auf Rogons Schulter Platz, rieb ihren Kopf an seiner Wange und schien zu grinsen.
    »Na, war ich nicht gut?«
    »Das warst du!«, beschied Rogon ihr.
    »Ich will auch gut sein«, meldete sich Bernstein eifersüchtig.
    »Du wirst deinen Wert schon noch beweisen, mein Kleiner«, antwortete Rogon.
    Wenig später trat Temasin wieder in den Raum und nahm auf ihrem Stuhl Platz, während Rogon und seine Begleiter immer noch wie Bittsteller stehen mussten. »Ich habe mich mit meinem Oberhaupt beraten«, erklärte sie hochmütig. »So einfach, wie der schwarze Evari glaubt, lässt sich diese Sache nicht regeln. Ein Land zu übernehmen bedeutet, Verantwortung zu tragen. Die Lande im Süden sind menschenleer. Zudem gibt es dort, wie ich Tharons Schreiben entnehmen konnte, noch immer grüne Ritter, die eine Gefahr für blaue Siedler darstellen.
    Aus diesem Grund ist es nicht möglich, dir zum jetzigen Zeitpunkt die beiden geforderten Fürstentümer zu übertragen. Der hohe Synod unseres geheiligten Tempels gestattet dir jedoch, das Land, das du dir wünschst, zu besiedeln und zu verteidigen. Die Bedingungen findest du hier in dieser Urkunde. Die Zweitschrift wird eben erstellt. Du wirst sie gegenzeichnen, damit allen ersichtlich ist, dass beide Urkunden identisch ausgefertigt wurden.«
    Die Stimme der Priesterin triefte vor Hohn. Für Rogon war es wie ein Schlag ins Gesicht. Er, Tirah, Tharon und andere hatten ihr Leben riskiert, um den Fluch von Rhyallun zu brechen, und diese Frau behandelte ihn wie einen lästigen Bittsteller. Seine Wut stieg, und er öffnete bereits den Mund, um zu erklären, was er von dem Ganzen hielt.
    Tirah legte ihre Hand auf seinen Arm. »Bleib ruhig!«, raunte sie ihm zu.
    »Danke!«, antwortete er und wandte sich dann der Priesterin zu. Als er zu sprechen begann, stand seine Arroganz Temasins Auftreten in nichts nach.
    »Das, was Ihr fordert, widerspricht den Sitten und Gesetzen der blauen Reiche. Dort heißt es: Wird ein Reich von Feinden erobert und die Herrscherfamilie trifft sechs Jahre lang keine Anstalten, es zurückzubekommen, so vermag derjenige, der es befreit, sich als neuer Herr eintragen zu lassen.«
    Diese genaue Kenntnis der Bestimmungen wunderte Temasin, doch sie war nicht bereit nachzugeben. »Diese Vorschriften gelten für normale Reiche. Da der Süden unseren Völkern jedoch durch ekelhafteste Zauberei entrissen worden ist, hat der hohe Synod unseres geheiligten Tempels dafür eigene Regeln erlassen.«
    Rogon spürte, dass die Priesterin log. Allerdings begriff er auch, dass er nicht mehr als diesen Wisch, wie er die Urkunde nannte, von ihr erhalten würde. Am liebsten hätte er das Pergament zerknüllt und der Frau in den Hals gestopft. Um sich jedoch die blaue Priesterschaft in Edessin Dareh nicht vollends zum Feind zu machen, verzichtete er darauf. Ihm wäre sonst nichts anderes übriggeblieben, als sich voll in die Abhängigkeit von T’wool zu begeben, und das wollte er wenigstens zum jetzigen Zeitpunkt vermeiden.
    Als er die zweite Urkunde nach flüchtigem Hinschauen unterschrieb, setzte er hinzu: »Ich habe von dem hohen Evari Tharon eine Botschaft an die hohe blaue Evari Yahyeh erhalten. Sie ist ihr so rasch wie möglich zu überbringen.«
    Damit reichte er der Priesterin das magisch versiegelte Schreiben Tharons, verabschiedete sich mit mühsam bewahrter Höflichkeit und verließ das Gebäude mit einem Gesicht, das den Jungpriester, der draußen gewartet hatte, vor ihm zurückprallen ließ.
    Tirah folgte ihm kaum zorniger als er selbst. »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Erst mal liefern wir Tharons Briefe im violetten und im schwarzen Tempel ab, dann suchen wir uns eine Herberge und beraten uns dort.«
    »Aber du wolltest doch deine Verwandten aufsuchen!«, rief Tirah aus.
    »Nachdem die

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