Fluch des Magiers
entlang, die mit lebensgroßen und sehr echt aussehenden Statuen geschmückt waren, zu dem Gebäude, in dem die Stammtafeln der blauen Reiche geführt und aufbewahrt wurden.
Eine junge Priesterin, die sich ihrer Bedeutung übermäßig bewusst zu sein schien, empfing sie und führte sie in einen Raum, an dessen Wänden Landkarten und Stammbäume alter Geschlechter darauf hinwiesen, zu welchem Zweck er diente.
»Ihr wünscht?«, fragte sie, ohne die Dienerin zu rufen, die sonst den Gästen Erfrischungen brachte. Einen solchen Aufwand schienen ihr diese Leute nicht wert zu sein.
Rogon zog das offizielle Schreiben Tharons aus seiner Tasche, in dem der Evari das Ende des Fluches von Rhyallun bestätigte, und reichte es der Frau.
Diese spürte das schwarze Siegel und kniff irritiert die Augen zusammen. Als sie den Text dann las, schnaubte sie unwillig. »Tharon schreibt, der Fluch sei gebrochen, und du hättest eine gewisse Rolle dabei gespielt.«
»So ist es! Außerdem erklärt Tharon, dass er mir als Dank für meine Unterstützung das Fürstentum Velghan überschreibt und vom blauen Tempel das Fürstentum Lhirus für mich fordert.« Rogons Stimme klang hart, denn ihm war die Dame zu unhöflich. Auch fand er es befremdlich, dass sie den Evari nur mit seinem Namen nannte, als wäre er ein x-beliebiger Hinterwaldhexer.
Die Priesterin las den Brief noch einmal durch und schüttelte anschließend den Kopf. »Dies sind Dinge, die ich nicht allein entscheiden kann. Du wirst verstehen, dass ich mich mit Ihrer Heiligkeit besprechen muss.«
Damit stand sie auf und ging hinaus. Unterwegs befahl sie ihrer Dienerin, darauf zu achten, dass die Gäste sich manierlich benahmen, und eilte mit wehendem Rock zu dem ansehnlichen Gebäudekomplex, in dem die hochrangigsten Priesterinnen des Tempels wohnten.
Da sie sich nicht umschaute, entging ihr der blaue Schatten, der ihr beharrlich folgte. Jade hatte Rogons Ärger gespürt und schlich hinter der jungen Frau her. Selbst geschlossene Türen behinderten sie nicht, denn sie sprang auf die Klinke, drückte diese nieder und öffnete die Tür mit ihren Krallen.
Bei der letzten Tür musste sie nicht einmal mehr das tun, da diese offen blieb. Drinnen berichtete die junge Priesterin eben das, was sie erfahren hatte. Besonders freundlich beschrieb sie Rogon und dessen Begleitung dabei nicht.
»Du sagst, dieser Abenteurer fordert zwei Fürstentümer für sich, Temasin ?«, fragte eine ältere Dame, die Rogon, der durch Jades Augen sah, durch die Symbole auf ihrer Kleidung als Oberpriesterin erkannte.
»So ist es – oder besser gesagt, Tharon fordert diese für ihn.«
Die Oberpriesterin stieß ein Lachen aus. »Was kann der schwarze Evari schon von uns fordern? Schick den Kerl fort! Wir brauchen ihn nicht. Herr Frong hat versprochen, die Reiche nach der Befreiung neu zu verteilen und dabei unsere Familien als Erste zu berücksichtigen.«
»Verzeiht, aber das wäre ein Fehler. Velghan ist durch diesen unsäglichen Farbwechsel der Herrscherfamilie in den Stammtafeln des schwarzen Tempels eingetragen. Wenn dieser Rogon mit Tharons Brief zum schwarzen Tempel geht, werden die Priester ihn ohne Widerspruch als Fürsten von Velghan eintragen. Ich traue es Tharon und T’wool zu, Lhirus mit Gewalt zu besetzen und es ebenfalls schwarz eintragen zu lassen. Die schwarzen Priester fürchten den Evari und werden nicht gegen seinen Willen handeln.«
Temasin, der Hüterin der Stammtafeln, war es sichtlich unangenehm, ihre oberste Herrin belehren zu müssen, doch diese nickte nach kurzem Nachdenken.
»Ich danke dir, denn du hast mich vor einem Fehler bewahrt. Wir dürfen T’wools Macht in dieser schwierigen Situation nicht außer Acht lassen. Wenn Arendhar Lhirus besetzen lässt, hat er über dieses Fürstentum und Velghan die Landverbindung nach T’walun geschaffen, da Rhyallun an diesen Halb-T’wooler Ondrath fallen wird.«
»Die Frau kocht vor Wut«, meldete Jade Rogon. »Das rieche ich deutlich. Wenn sie könnte, wie sie wollte, würde sie uns zum Tenelin jagen!«
»Ich koche auch bald!«, antwortete Rogon aufgebracht.
Er hatte sich vorgestellt, hier im Tempel als Held gefeiert zu werden, der den Süden für die eigene Seite zurückgewonnen hatte. Doch wie es aussah, herrschte hier im blauen Tempel nicht Gesetz und Ordnung, sondern übelste Korruption. Außerdem hatte Frong, der Feind aus dem Süden, hier mehr Einfluss als die blaue Evari Yahyeh.
Über Jade sah er, wie die Oberpriesterin
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