Fluch des Magiers
Augenblick noch zu schwach, um seinen Bogen spannen zu können, doch er hoffte, dass Iroka ihn schnell genug kampffähig machte.
Ein weißer Eirun, zwei Verletzte, ein Katling und die Tivenga konnten sich nach Laisas Ansicht nicht gegen die Krieger aus Gilthonian behaupten. Daher erschien es ihr umso wichtiger, Revolhs Heer so zu schwächen, dass die Edanier auch ohne ihre Unterstützung mit den Resten fertig werden konnten.
Mit diesem Vorsatz verabschiedete sie sich von ihren Freunden und verließ die Stadt keine zwei Stunden, nachdem sie diese betreten hatte.
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Ein Mensch hätte zu Fuß einen halben Tag gebraucht, um das Feldlager König Revolhs von Orelat zu erreichen, Laisa aber benötigte weniger als ein Viertel der Zeit. Als sie in die Nähe ihres Ziels kam, suchte sie sich Deckung auf einem Hügel und beobachtete von dort aus die feindlichen Truppen. Diese machten sich gerade zum weiteren Vormarsch bereit. Die Vorhut brach bereits ihre Zelte ab und rückte nach Süden ab.
Laisa interessierte sich jedoch weniger für die einfachen Soldaten als vielmehr für deren obersten Feldherrn. König Revolh residierte in einem großen Zelt aus weißer Leinwand und schien noch Kriegsrat zu halten. Neben seinen eigenen Leuten waren einige Überläufer aus Ildhis und Arustar bei ihm, deren Grün und Gelb aus der weißen Umgebung herausstachen. Die Ausstrahlung einer Person fiel Laisa besonders ins Auge, denn sie schmeckte nach Ehrgeiz und Verrat. Das musste Dram sein, der Gehilfe des einstigen Kanzlers von Eldelinda, der nun hoffte, in Revolhs Schatten aufsteigen zu können.
Zu Laisas Leidwesen war Revolhs Zelt zu weit von ihr entfernt, als dass sie hätte mithören können, was dort gesprochen wurde. Nun hätte sie dieses kleine Wesen namens Lizy brauchen können. Doch es ließ sich nicht sehen, und sie hatte auch keine Ahnung, wie sie es rufen konnte. Vielleicht kam es auch nur, wenn sie bewusstlos war, dachte sie, doch darauf wollte sie sich nicht einlassen. Stattdessen schätzte sie die Entfernung zum Feldherrenzelt und fand, dass sie es mit ihrem Bogen erreichen konnte. Einen Pfeil von diesem Ort aus auf ein gerade mal handtellergroßes Ziel zu schießen, traute sie sich jedoch nicht zu.
Die Zeit verging, ohne dass sich an der Situation etwas änderte. Vom Osten zogen die ersten dunklen Schatten der nahenden Nacht auf, und in der Ferne spürte Laisa sechs gelbe Punkte, die überraschenderweise auf sie zuhielten. Zwar vermochte sie die Entfernung nicht zu schätzen, rechnete aber, dass die Eirun spätestens zwei Stunden vor Mitternacht an diesem Ort sein würden. Wie es aussah, suchten sie nach ihr, um erst einmal sie auszuschalten, bevor sie sich nach N’ghar umschauten.
»Ich muss etwas tun«, murmelte sie und verließ ihr Versteck. Die rasch fortschreitende Dämmerung half ihr dabei, sich dem Lager bis zu dem niedrigen Zaun zu nähern, der es umgab. Zwar wurde der Zaun durch kleine Spürartefakte geschützt, die die Annäherung eines Menschen melden würden. Als Katzenfrau sprang Laisa hoch und weit genug, um diese Artefakte zu überlisten. Innerhalb des Lagers kam ihr zugute, dass ein Teil der Truppen bereits weitergezogen war. So gelangte sie ungesehen bis auf etwa hundert Schritt an das Feldherrenzelt heran und suchte hinter einem kleineren Zelt Deckung. Noch während sie überlegte, ob sie sofort schießen oder noch etwas warten sollte, wurde das große Zelt geöffnet, und eine Gruppe von Männern trat heraus.
Laisa hatte Revolh noch nie gesehen, erkannte ihn aber anhand der vielen Artefakte, die er wie Schmuckstücke auf seiner Brust trug. Neben ihm stand der Verräter Dram und um sie herum ein gutes Dutzend Offiziere aller drei Farben des Westens, die sich auf die Seite des Eroberers geschlagen hatten.
Ein Hornist blies ein Signal. Sofort eilten die Soldaten nach vorne und nahmen im Halbkreis vor ihrem Feldherrn Aufstellung. Revolhs Blicke wanderten zufrieden über seine Soldaten, die durch grüne und gelbe Söldner verstärkt wurden, und wies dann nach Süden.
»Meine tapferen Krieger«, rief er mit lauter Stimme, die von einem Artefakt verstärkt einen hypnotischen Zwang auf die Männer ausübte. »Morgen steht uns die entscheidende Schlacht dieses Krieges bevor. Es gilt, den Stolz Edanias in den Staub zu treten und sein Heer auszulöschen. Mit eurer Tapferkeit und durch diese Waffen«, Revolh klopfte auf die Artefakte auf seiner Brust, »wird uns dies gelingen. Kein Edanier darf uns
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