Fluch des Magiers
die dem Evari die weiße Katzenfrau als Handlangerin geschickt hatten, hielt ihn zurück. Dabei wusste er nicht, wen er mehr fürchtete. Laisavaneh Baragain trug wie er das Erbe beider Seiten in sich, jedoch nicht so schmerzhaft wie er mit Gegenfarben, sondern Blau und Weiß, die Farben der Götter, die am meisten den Frieden herbeigesehnt hatten und sich von allen Farben auf dieser und der anderen Seite am nächsten standen.
»Ich muss unbedingt erfahren, wie es im Osten steht und wie es in Orelat weitergegangen ist«, stieß er hervor. Vor allem Orelat war wichtig. Wenn es König Revolh gelungen war, Edania zu vernichten, würde Khatons Ansehen noch tiefer sinken als das von Yahyeh in den blauen Reichen.
Entschlossen, sich wieder stärker um den Ablauf der Geschehnisse zu kümmern, suchte er Helesian auf.
Diese befand sich in ihrem Wohnkristall auf dem Baum, der ihrem Heiligen Baum am nächsten stand, und war in Gedanken versunken. Auf Erulim wirkte die Behausung der Königin viel zu schlicht, bestand sie doch nur aus ihrer Schlafkammer, der ihres Gefährten Eldaradhs und drei weiteren Räumen. Kein menschlicher Fürst würde sich damit zufriedengeben, dachte er mit einem gewissen Spott. Er selbst ebenfalls nicht, obwohl er zur Hälfte Eirun war.
Als Erulim eintrat, hob Helesian den Kopf. »Ihr wünscht, hoher Herr?«
»Ich benötige einige Boten, die für mich in Menschenländer reisen und Briefe für mich abholen oder dorthin bringen«, sagte Erulim drängend. Der Gedanke, während seiner Zeit in Gilthonian eine wichtige Entwicklung zu versäumen, brachte ihn dazu, weniger höflich zu sprechen, als Helesian es erwarten konnte.
Die Königin musterte ihn erstaunt. »Meine Freunde reisen nur selten, und sie kümmern sich dabei wenig um die Belange der Menschen.«
»Aber ich brauche die Boten dringend!«, antwortete Erulim so barsch, als hätte er einen Stallknecht vor sich. Gleichzeitig verstärkte er die Beeinflussung auf die Königin und merkte zu seiner Verwunderung, dass der in ihr verankerte Magieblock weniger stark zu sein schien als früher.
Er wusste nicht, dass Helesian sich selbst ihrer Verwundeten angenommen hatte. Bei deren Heilung war auch ein Teil der fremden Magie, die in ihrem Kopf saß, mit ausgespült worden. Dennoch erkannte sie nicht, dass jemand ihre Gedanken manipuliert hatte, sondern beugte sich auch jetzt Erulims Willen und rief mehrere junge Eirun zu sich.
»Ihr werdet die Anweisungen des hohen Herrn Erulim so befolgen, wie er es von euch verlangt«, erklärte sie ihnen und freute sich, als sie Erulims zufriedenes Nicken sah.
Die von ihr bestimmten Boten wussten nicht so recht, was sie von diesem Befehl halten sollten. Nur selten verließ einer der ihren den Eirun-Wald, und das nur aus ganz wichtigen Gründen. Aber da sie ebenfalls Erulims Beeinflussung unterlagen, gehorchten sie und brachen wenige Stunden später mit den Briefen auf, die er ihnen übergeben hatte.
Erulim blickte ihnen nach und sagte sich, dass Eirun bessere Boten waren als Menschen. Daher beschloss er, sich einen Stab von einem Dutzend Gilthonian-Eirun zuzulegen, der seine Befehle in alle Lande des Westens bringen konnte. Zufriedener als zuvor kehrte er in die Kapsel zurück, die Helesian ihm als Wohnstatt zugewiesen hatte und die wie eine riesige Frucht im Geäst eines Baumes hing. Dort sann er über sein weiteres Vorgehen nach, den roten Norden zu destabilisieren.
☀ ☀ ☀
Es dauerte nur drei Tage, dann kehrten die ersten Boten zurück. Allerdings war Erulim von ihnen enttäuscht, denn sie hatten sich nicht um die Entwicklungen in den Menschenländern gekümmert, sondern nur seine Briefe den genannten Kontaktleuten überbracht oder welche erhalten. Erulim musste sich daher allein auf die Berichte seiner Agenten verlassen. Um diese in Ruhe lesen zu können, scheuchte er die Eirun aus seiner Behausung und erbrach das Siegel des ersten Briefes. Als er ihn las, entfuhr ihm ein triumphierender Schrei. Die weiße Katzenfrau war gefangen! Sein Handlanger Yachal hatte sie in Eldelinda überraschen und betäuben können. Nun stand sie versteinert in der Trophäenhalle König Yaelhs von Eldelinda.
Mit dem Gefühl, die Waage des Schicksals würde sich wieder zu seinen Gunsten neigen, las er weiter. Laut dieses Berichts hatte König Revolh von Orelat nach Whilairan wie geplant auch Arustar und Ildhis erobert und war auf dem Weg, in Eldelinda einzumarschieren. Damit stand die entscheidende Auseinandersetzung mit dem
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