Fluch des Magiers
Volkes – oder Herzog, wie die Menschen sagen würden. Mein Vater ist verschwunden, als ich noch sehr klein war. Man sagt, ein blauer Gestaltwandlermagier sei mit ihm auf Abenteuer gezogen und allein zurückgekehrt«, fuhr N’ghar in seinen Erklärungen fort.
»Könnte das Frong gewesen sein?«, fragte Laisa.
N’ghar zuckte mit den Schultern. »Der Magier nannte sich Gayyad. Es ist möglich, dass die beiden zusammenarbeiten.«
»Nach dem, was Iroka mir berichtet hat, scheint es der gleiche Schurke zu sein. Man müsste drüben mal gründlich nachschauen. Vielleicht finden wir deinen Vater als Versteinerten, so wie ich Iroka und Reolan angetroffen habe. Bei der Gelegenheit könnte ich vielleicht sogar das Geheimnis meiner Herkunft enträtseln«, antwortete Laisa nachdenklich.
»Das wird nicht leicht sein. Den Überlieferungen zufolge ist bei uns nur eine einzige Frau mit weißer Farbe geboren worden, und das ist schon sehr lange her.«
»Was ist mit ihr geschehen?«, fragte Laisa.
»Sie blieb bei unserem Volk und heiratete den damaligen Yorron. Ich bin ihr Nachkomme in der dritten Generation.«
Damit, fand Laisa, war auch N’ghar irgendwie etwas Besonderes. Sie musterte ihn genauer und merkte, dass er ihr gefiel. Er war wie sie ein Kind der Wälder, hatte aber auch sehr viel gesehen und dabei ungewöhnlichen Mut bewiesen.
»Du hast den gelben Spitzohren hübsch zum Tanz aufgespielt.«
Ihr abrupter Themenwechsel verwirrte N’ghar. »Ich habe vorhin mit Reodendhor gesprochen. Ihm tut leid, was geschehen ist, und er sagt, es läge an einer fremden Macht, die sich in das Vertrauen seines Volkes eingeschlichen hat.«
»So ist es«, hörten beide die Stimme des gelben Eirun in ihren Köpfen. »Ich weiß nicht, wie dies geschehen konnte, doch Reolan bestätigte mir, dass sich Erulim auf ähnliche Weise seines Volkes bedient hat. Dies birgt noch ein weiteres Problem. Laut Reolan soll sein Volk in einem versteckten Winkel der Dämmerlande leben. Doch beim Friedensschluss der Götter wurden nur Gilthonian, Marandhil und Gimloth als Heimstätten der Eirun-Völker bestätigt.«
»Wenn das so ist, hätte Reolans Volk kein Recht, hier zu leben«, schloss Laisa aus diesen Worten.
»Man kann mein Volk aber nicht einfach umsiedeln«, mischte sich Reolan in das lautlose Gespräch mit ein. »Wir haben unseren Heiligen Baum, und unsere Königin ist mit ihm verbunden. Sie kann ihn nicht verlassen, solange er keinen Sprössling treibt, doch das tut er nur in allerhöchster Not, so wie damals, als wir von der Ostseite des Großen Stromes fliehen mussten.«
»Es wird eine Lösung geben«, erklärte Laisa, ohne die geringste Ahnung zu haben, wie diese aussehen könnte. »Wichtiger ist es im Moment, uns um Reodendhors Leute zu kümmern. Wir müssen als Erstes dafür sorgen, dass Erulim seinen Einfluss auf Gilthonian verliert.«
»Das, fürchte ich, ist eine kaum lösbare Aufgabe«, antwortete Reodendhor zutiefst besorgt. »Erulim beherrscht Helesian – und sie ist das Herz meines Volkes.«
»Dann müssen wir eben Helesian aus seinen Klauen befreien.« Für Laisa schien die Sache klar zu sein. Sie musste nur die Beeinflussungsmagie aus dem Kopf der Königin von Gilthonian herausholen, dann würde diese sich gegen Erulim stellen.
Reodendhor kannte die Verhältnisse in seiner Heimat besser, doch auch er sah keine andere Möglichkeit, als bis ins Zentrum des Eirun-Waldes vorzudringen und Helesian von Erulims Beeinflussung zu befreien. »Wir sollten uns beeilen, bevor weitere meines Volkes losgeschickt werden, um N’ghar und dich zu fangen«, meinte er zu Laisa.
»Schade, dass wir keine grünen Artefakte mehr haben. Zusammen mit N’ghars blauen Pfeilen würden sie ein hübsches Feuerwerk ergeben und dafür sorgen, dass deine Freunde zwar arge Kopfschmerzen bekommen, aber auch die Beeinflussung los sind!«
Bei dem Gedanken an Arelinon und die anderen, die diese Behandlung gerade noch überlebt hatten, fühlte Reodendhor einen Knoten im Magen. Unter keinen Umständen, das war ihm klar, durften sie Helesian solchen Qualen aussetzen. Sie war zu sehr mit dem Wald von Gilthonian verbunden, und dieser würde in diesem Fall unheilbaren Schaden nehmen.
Laisa bekam seine Gedanken mit und überlegte. »Borlon muss sowieso hierbleiben und wird, wenn er wiederhergestellt ist, die Winterkrone für mich verwalten. Auch Ysobel können wir nicht mitnehmen, denn sie würde in einem gelben Eirun-Wald durchdrehen. Außerdem wäre sie dort
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