Fluch des Magiers
in Gefahr, von den Spitzohren umgebracht zu werden. N’ghar ist noch verletzt …«
»Mir geht es ausgezeichnet«, protestierte dieser.
»Du kannst trotzdem nicht mit, und Rongi ebenso wenig«, erklärte Laisa, erntete dafür aber doppelten Widerspruch.
»Ich komme mit, und wenn ich heimlich hinter euch herschleichen muss«, rief Rongi, und N’ghar schüttelte heftig den Kopf.
»Du wirst jede Hilfe brauchen, die du kriegen kannst. Rongi und ich können ja als angebliche Gefangene mitgehen.«
Laisa war nicht wohl bei diesem Vorschlag, aber sie begriff, dass sie den beiden diese Idee nicht würde ausreden können.
»Was meinst du?«, fragte sie Reodendhor.
Dieser überlegte kurz und stieß ein freudloses Lachen aus. »Es wäre eine gute Tarnung und könnte uns helfen, zu Helesian gebracht zu werden.«
»Damit ist es beschlossen!« Laisas Augen blitzten, und sie sagte sich, dass die gelben Spitzohren es bedauern würden, wenn Rongi und N’ghar etwas geschah. Doch zuerst einmal wollte sie Borlon die Nachricht überbringen, dass er in den nächsten Jahren als ihr Statthalter in Whilairan weilen sollte. Außerdem hatte sie Hunger und forderte daher Rongi auf, in der Küche Bescheid zu geben, dass sie zu speisen wünsche. Sollte es am Abend wirklich noch ein Bankett geben, hatte immer noch etwas in ihrem Magen Platz. Sie hoffte nur, dass Greon von Ildhis und Schaldh von Arustar sich nicht erneut stritten und ihr damit das Essen vermiesten. Am nächsten Tag aber wollte sie nach Gilthonian aufbrechen und war gespannt darauf, was sie dort sehen und erleben würde.
☀ ☀ ☀
Wäre es nach Iroka gegangen, hätte Laisa ihr N’ghar und Rongi als Leibwächter zurücklassen müssen. Nur mit Ysobel zusammen in Eldelindarah zu bleiben gefiel ihr gar nicht, obwohl Königin Yahlin wie auch der edanische Oberpriester Tensei sich für ihre Sicherheit verbürgt hatten. Ysobel war zwar wenig begeistert davon, das Kindermädchen einer hysterischen Schlangenfrau zu spielen, aber da der Wald der gelben Eirun sie ebenso schreckte wie der Gedanke an Taliens eigenes Reich, blieb ihr nichts anderes übrig, als Eldelindas Gastfreundschaft anzunehmen. Allerdings überlegte sie, Iroka irgendwann auf ein Pferd zu setzen und mit Borlon zusammen zur Winterkrone zu reiten, sollte Laisa zu lange ausbleiben.
Da an dieser Stelle alles geordnet war, konnte Laisa drei Tage später unbesorgt aufbrechen. Sie war länger in Eldelindarah geblieben, als sie gewollt hatte, doch Reodendhor hatte sie gebeten, zu warten, bis seine Gefährten aus ihrer Ohnmacht erwacht und transportfähig waren. Da Arelinon und den anderen körperlich nichts fehlte, konnten sie sogar auf Pferden sitzen. Ihre Gedanken jedoch waren düster. Inzwischen hatten alle fünf begriffen, dass sie nicht ihrem eigenen Willen gefolgt waren, sondern den Befehlen eines Wesens, das gegen alle Gesetze der Dämmerlande und den Friedensschluss der Götter verstieß. Das Schlimmste aber war, dass dieser unheimliche Grün-Eirun sogar die Herrschaft über ihre Königin gewonnen hatte.
Für Gilthonian bedeutete dies im schlimmsten Fall, dass die anderen Götter verlangen würden, ihr Volk müsse sich hinter die Grenzen des Gelben Landes zurückziehen. Wenn ihr Heiliger Baum keinen Sprössling trieb, den sie in einem anderen Wald einpflanzen konnten, bedeutete dies ihr Ende als eigenständiges Volk. Sie würden andere gelbe Eirun bitten müssen, sie bei sich aufzunehmen, und so quer durch Taliens Reich zerstreut werden.
Die gleiche Sorge bedrückte auch Reolan. Sein Volk, die Lirian-Eirun, hatten nicht einmal das Recht, in den Dämmerlanden zu leben. Wenn bekannt wurde, wo sie sich aufhielten, würde auch hier der Ruf laut werden, sie müssten sich in den Herrschaftsbereich des weißen Gottes Meandir zurückziehen. Doch im Gegensatz zu den Gilthonian-Eirun besaßen sie bereits seit über tausend Jahren keinen Kontakt mehr zu anderen Stämmen ihres Volkes und würden überall Fremde sein.
Laisa fühlte, wie die Sorgen ihrer Begleiter auch sie bedrückten, hoffte aber mit dem ihr eigenen Optimismus, dass sich alles zum Guten wenden würde. Immerhin hatten die Völker des Ostens mit Magiern wie Wassarghan und diesem ominösen Gestaltwandler Gayyad, der sich als Mensch Frong nannte, ebenfalls Leute, die unerlaubt in die Geschickte der Dämmerlande eingriffen. Dieses Wissen wollte sie ausnutzen, um Reolan und auch Reodendhor zu helfen.
Die Reise selbst begann ohne besondere Vorkommnisse. Sie
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