Fluch des Magiers
Tharon gegen die Panik an, die ihn gepackt hatte, und sammelte all seine Kräfte für den einen machtvollen Schlag, der Rogon zerschmettern sollte. Rechtzeitig genug fiel ihm ein, dass dies hier der ungeeignetste Ort war, sich mit Rogon anzulegen. Gerade jetzt, wo sie sich Rhyallun näherten, brauchte er dessen Fähigkeit als Nekromant noch dringender als zuvor.
Unterdessen ballten die Geister des Walles sich auf ihrem Weg und versuchten, sie aufzuhalten. Obwohl Rogon Dutzende und Hunderte vertrieb, gelang es magisch stärkeren Geistern immer wieder, bis zu ihnen durchzubrechen. Diese hatten inzwischen erkannt, wer ihr gefährlichster Feind war, und stürzten sich auf Rogon. Sobald der Mann tot war, würden ihnen auch die anderen Eindringlinge nicht mehr entgehen.
Dies wurde Tirah schnell klar, und sie schwang ihr Schwert mit eiserner Konzentration. Inzwischen hatte sie auch ihren zweiten Arm und schließlich den Oberkörper von Rogon lösen können und zog nun auch dessen Schwert. Auf diese Weise fiel es ihr leichter, die Angreifer abzuwehren. Sie brauchte jedoch mehr magische Kraft, um sich selbst zu erhalten. Kaum hatte sie dies gedacht, strömte ihr von Rogon reichlich blaue und violette Magie zu.
Verwundert schaute sie ihn an. Hatte es zuerst ausgesehen, als stände er bereits am Rande der Erschöpfung, wirkte er mittlerweile wieder frischer. Es war, als würden ihm mit den magischen Schwaden, die er nun an sich riss, neue Kräfte zufließen. Auch sie kannte Magieräuber, fühlte aber instinktiv, dass Rogon anders war als diese Ungeheuer. Ein solcher hätte sie nicht monatelang in sich herumgetragen, sondern kurzerhand aufgefressen. Vor allem aber konnte ein Magiedieb ihr keine Magie abgeben, wie Rogon es in immer stärkerem Maße tat.
Tirah fühlte sich wie beschwingt. Ihre beiden Klingen sausten durch die Luft und sorgten dafür, dass kein Geist Rogon nahe genug kam, um ihm schaden zu können. Einige versuchten nun, mit Bögen auf ihn zu schießen, doch Tharons Schirmfeld hielt die Geschosse ab.
Der Weg wurde von Meile zu Meile härter und der Widerstand der Geister stärker. Schließlich sahen sie Rhyallun vor sich, oder besser gesagt die Ruinen, die der Südkrieg von dieser einst prachtvollen Stadt übrig gelassen hatte. Nur ein einziges Gebäude ragte noch unversehrt in die Höhe.
»Der Magierturm! Dorthin müssen wir, um den Fluch zu brechen«, sagte Tharon mit schmalen Lippen.
»Wir können nicht weiterreiten«, rief Ondrath. »Auf der Straße liegt so viel Schutt, dass unsere Pferde sich die Beine brechen würden.«
Mit einem grimmigen Nicken schwang Tharon sich aus dem Sattel und kletterte über eine niedergebrochene Mauer. Die anderen folgten ihm.
Rogon erfuhr erst durch Tirah, dass es nun zu Fuß weiterging. Er rutschte vom Pferd und setzte sich seltsam ungelenk in Bewegung. Jade blieb noch einen Augenblick auf ihrem Sattelkissen sitzen, sah dann den Geist eines grünen Eirun, der in Rogons Rücken gelangen wollte, und sprang diesem ins Gesicht. Zwar war sie noch nicht ausgewachsen, doch ihre scharfen Krallen schadeten hier auch den Geistern, und ihre Farbe tat ein Übriges. Der Eirun versuchte, sie abzuschütteln, doch da traf ihn Tirahs langes Schwert.
»Gut gemacht, Jade!«, rief sie der Katze zu – und keuchte im nächsten Augenblick vor Überraschung auf.
Rogon saugte auch die grüne Magie in sich auf, die sich von dem Eirun gelöst hatte, und das war etwas, das es nicht geben konnte. Noch nie hatte Tirah von einem Magieräuber gehört, der seine Feindfarbe vertrug. Rogon verzerrte zwar sein Gesicht, hielt seinen Geisterbann jedoch aufrecht und schritt hinter Tharon und den Kessan her.
Tirah folgte ihm und begriff erst in diesem Moment, dass sie sich ganz aus ihm herausgelöst hatte. Nicht ganz, sagte sie sich, da sie immer noch eine Verbindung zu ihm spürte, durch die sie mit kräftigender Magie versorgt wurde. Aber sie war zufrieden, denn endlich konnte sie Rogon so beschützen, wie er es benötigte. Sie stieß einen Kriegsruf aus und trat einem Gelb-Eirun in den Weg, der ihr bekannt vorkam. Daher hob sie ihre Klinge so, dass er den violetten Edelstein im Knauf sehen konnte.
»Dich habe ich doch schon einmal erschlagen. Jetzt werde ich dich endgültig zu Talien schicken!«, sagte sie lachend und führte einen Streich.
Der Eirun wollte die Klinge noch abwehren, doch sie war viel zu schnell für ihn und traf ihn genau am Hals. Bei einem lebenden Menschen wäre der Kopf
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