Fluch des Magiers
Sinnen wahrnahm. Ein Blauer saugte die grüne Magie des mächtigsten Fluches der Welt in sich auf, ohne daran zugrunde zu gehen. Nein, ganz stimmte das nicht. Er spürte, wie Rogon innerlich verbrannte. Doch irgendetwas in dem jungen Mann schien sich bewusst zu sein, dass nicht der geringste Teil der grünen Magie übrig bleiben durfte, wenn der Fluch gebrochen werden sollte.
Voller Staunen verfolgte der Magier, wie der grüne Wall immer schwächer leuchtete und zusehends schrumpfte. Wie lange es dauerte, konnte er hinterher nicht mehr sagen. Irgendwann erlosch das magische Feuer, und die gefangenen Geister kamen frei. Statt sich noch einmal auf die Lebenden zu stürzen, verschwanden sie in Richtung ihrer Götterländer. Als Tharon sich erhob und an den Rand des Turmes trat, war von dem grünen Wall nichts mehr zu sehen. Nur der Boden dampfte noch an den Stellen, an denen es zu Gegenfarbenexplosionen zwischen Grün und Blau gekommen war.
»Wir haben es tatsächlich geschafft«, murmelte er.
Doch er wusste genau, dass er diesen Erfolg hauptsächlich Rogon zu verdanken hatte. Ohne diesen ungewöhnlich begabten Wardan wäre er wahrscheinlich nicht mit dem Leben davongekommen. Nun fragte er sich, was er mit dem jungen Mann machen sollte. Ein Magieräuber dieser Stärke durfte nicht am Leben bleiben.
»Rogon, nein!«
Tirahs verzweifelter Ruf brachte Tharon dazu, sich umzudrehen. Sie kniete neben Rogon und sah nun selbst ganz wie ein lebender Mensch aus. Verwundert schüttelte er den Kopf. »Das gibt es doch nicht! Du warst doch nur ein Geist!« Er griff nach ihr und spürte festes Fleisch unter seinen Fingern.
»Wie konnte das zugehen?«
»Ich weiß es nicht! Ich bin erst aufgewacht, als ich ein Geist in Rogons Körper war, und nun bin ich eben wieder ganz. Und jetzt hilf ihm gefälligst!«
Tirah klang so energisch, dass Tharon auf Rogon zustolperte und sich über ihn beugte. Doch noch immer beschäftigte sich sein Geist mit Tirahs Wiederentstehung. Er konnte es sich nicht anders erklären, als dass Sirrin ihre große Kriegerin aus welchem Grund auch immer magisch aufgelöst und in Rogons Körper gesteckt hatte. Hier, wo es wichtig für sie gewesen war, eingreifen zu können, hatte sie sich wieder verfestigt.
Noch während er mit diesem Problem beschäftigt war, legte er seine Hand auf Rogons Stirn, spürte dahinter aber nur Leere.
»Er ist tot! Die Menge an Gegenfarbenmagie, die er aufgenommen hat, war zu viel für ihn«, flüsterte er. Gleichzeitig fühlte er sich erleichtert, weil sich sein Problem auf diese Weise gelöst hatte.
Während Tharon sich wieder erhob, presste Tirah die Hand auf Rogons Brust und spürte dessen langsamen, aber steten Herzschlag. »Er lebt noch!«, rief sie voller Freude aus. »Tharon, du musst ihm helfen!«
Der Evari betrachtete Rogon genauer. Nun spürte er dessen Verletzungen durch die grüne Magie und versuchte, dem fehlenden Geist nachzuspüren. Doch es gelang ihm nicht.
»Es tut mir leid«, sagte er. »Ich kann nichts mehr für ihn tun. Glaub mir, es ist auch besser so. Sein Körper ist krank und sein Geist durch das Auflösen des grünen Fluches zerbrochen. Er wäre nur noch ein lallender Narr! Das kannst du nicht wollen.«
Tirah musterte Rogon und fragte sich, was sie tun sollte. Sie konnte nicht glauben, dass sein Geist zerstört sein sollte. Wenn es eine Möglichkeit gab, ihn wiederherzustellen, musste sie genutzt werden. Doch genau dazu schien Tharon nicht bereit zu sein.
»Sieht so deine Dankbarkeit aus, schwarzer Evari? Du wärst allein nie in der Lage gewesen, den Fluch von Rhyallun zu brechen. Du hast es nur Rogon zu verdanken, dass es geschehen ist, und zum Lohn willst du ihn krepieren lassen.«
»Glaub mir, es ist besser, wenn er stirbt«, antwortete Tharon.
Noch während er es sagte, spürte er, wie Tirahs Magie wild aufflammte. Bevor er etwas unternehmen konnte, zog sie mit einer blitzschnellen Bewegung ihr Schwert und hielt es ihm an die Kehle.
»So haben wir nicht gewettet, Tharon. Mir ist klar, dass du dich vor der Welt damit brüsten willst, den Fluch von Rhyallun gebrochen und den grünen Wall beseitigt zu haben. Doch ich schwöre dir bei Linirias , eher stoße ich dich nieder, als dass du dir den Siegeskranz aufs Haupt setzt, der eigentlich Rogon gebührt.«
Tharon verfluchte seine Schwäche, die schuld war, dass Tirah ihn hatte überraschen können. Noch während er nachdachte, wie er sie zur Vernunft bringen sollte, spürte er Jades Krallen an
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