Fluch des Magiers
helfen, ihren Körper zu verlassen und dich ebenfalls als Geist zu manifestieren. Wir sehen uns dann vor Erulims und Gayyads Trophäensammlung wieder.«
Rogon kniff geistig die Augen zusammen. »Noch zwei Unruhestifter? Bisher habe ich nur von einem Blauen namens Frong gehört, der die Länder im roten Norden der Dämmerlande aufeinanderhetzt.«
»Frong? Meines Wissens ist der Kerl die menschliche Erscheinung des Gestaltwandlermagiers Gayyad. Aber darüber sollten wir reden, wenn wir einander in die Gesichter sehen können«, sagte Ssinta.
Rogon spürte, wie ihr Geist den versteinerten Körper verließ und ihn einfach mit sich nahm. Augenblicke später fand er sich in einer sechseckigen Halle wieder, die sechs Mannslängen durchmaß und drei hoch war. Drei versteinerte Gestalten standen auf einem Sockel, darunter eine Schlangenfrau, die er als Ssinta erkannte. Sie befand sich zwischen dem grünen Evari, dessen Gesicht noch in der Erstarrung den Schmerz zeigte, der ihn damals gequält hatte. Der dritte Versteinerte war ein mit Bogen und Schwert bewaffneter gelber Eirun. Auch dessen Geist löste sich jetzt aus seinem Körper und deutete eine Verbeugung an.
»Ich bin Heleandhal von Gilthonian und bestätige die Worte des grünen Evari. Wir kamen nicht aus freiem Willen in diese Lande, um Krieg zu führen, sondern wurden von einem fremden Willen dazu gezwungen. Als ich das erkannte und mich von der Beeinflussung befreien konnte, wurde ich von dem Mann, den ich für einen Freund hielt, gefangen genommen, versteinert und hier in diese Halle gestellt.«
Noch vor wenigen Wochen wäre Rogon vor einem Eirun gleich welcher Farbe schreiend davongelaufen. Doch mittlerweile war zu viel geschehen. Er hatte Laisa kennengelernt, die weiße Katzenkriegerin, und an der Seite grüner Ritter aus Urdil gegen die Rebellen von T’wool gekämpft. Daher nickte er Heleandhal zu und setzte sich neben Ssinta auf den Boden. Auch die beiden anderen nahmen Platz und reizten Rogons Spott.
»Jetzt bräuchten wir nur noch ein Lagerfeuer, und die Idylle wäre vollkommen!«
Rhondh lachte leise auf. »Es ist die einzige Abwechslung, die wir haben, uns gelegentlich zusammenzusetzen und miteinander zu reden. Doch jetzt überkommt mich doch die Hoffnung, die Waage des Schicksals könnte sich wieder in unsere Richtung neigen. Erlaubst du, dass ich dich berühre?«
»Lieber nicht! Ich bin heute schon genug durch grüne Magie gegrillt worden«, antwortete Rogon ablehnend.
»Es wäre mir wichtig!« Rhondh beugte sich vor, streckte die Hand aus und legte sie auf Rogons Schulter.
Der Schmerz war spürbar, trotzdem brannte die grüne Magie nicht so heftig, wie Rogon es bei dem grünen Evari erwartet hätte. »Es ist auszuhalten«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen.
»Das dachte ich mir!« Rhondh klang zufrieden, und als er die Hand zurückzog, lächelte er sogar. »Dich, mein Freund, schicken sämtliche sechs Götter zu uns. Du hast die Gabe, uns zu befreien.«
»Ich weiß nicht, ob ich den grünen Evari befreien will«, antwortete Rogon zögernd.
Ssinta sah ihn bittend an. »Du musst! Rhondh ist nicht unser Feind, sondern ein Schirmherr des Friedens. Oder willst du mich und mein ganzes Volk in Gefangenschaft verderben lassen?«
»Dein Volk?« Rogon sah sich um, erblickte aber nur mehrere große, verschlossene Truhen und weiter hinten zwei Kristallgebilde, die kürbisgroßen, sechsunddreißigseitigen Würfeln glichen.
»Ja, mein Volk«, sagte Ssinta leise. »Vor langer Zeit hat unser Feind Gayyad alle meine Leute in eine dieser beiden Glasfallen eingesperrt. Ich kann nur hoffen, dass sie darin überlebt haben.«
Rogon focht einen kurzen Kampf mit sich selbst aus und nickte dann. »Also gut! Ich bin bereit. Was soll ich tun?«
»Du musst im Turm das magische Schloss suchen und den Schlüssel eingeben, mit dem das Tor in dieses Stockwerk zu öffnen ist«, erklärte Ssinta.
»Das ist nicht so leicht, wie du denkst. Ein normaler Zauberer könnte das Symbol nur mit einem speziell angefertigten Artefakt erzeugen. Doch du hast die Gabe, einen solchen magischen Schlüssel Kraft deines Willens zu formen. Gib acht!«
Rhondhs Geisterkörper hob kurz seine rechte Hand und streifte Heleandhal. Obwohl er keinen richtigen Körper hatte, sondern durchscheinend war, blieb ein wenig von der gelben Magie des Eirun auf seiner Handfläche haften und bildete einen dünnen Film. Nun streckte er die Hand Ssinta entgegen. Diese formte aus Magie ein kleines blaues
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