Fluch des Magiers
konnte ihr bei ihrem Auftrag behilflich sein.
Dabei stellte sich heraus, dass die Edanier kaum Kontakte zu ihren Malvenon-Nachbarn pflegten. Das Volk blieb für sich, und nur wenige Händler und Priester hatten je andere Länder bereist. Botschafter oder Gesandte der anderen Reiche gab es keine, und Reisende aus jenen Ländern waren selten.
Dafür aber berichteten das Herrscherpaar und der Oberpriester viel über die Überlieferungen Edanias und die Landessitten. Da die Herrscherfamilie Heiraten mit weißen Malvenon und seit einigen Generationen auch mit Eldelinda ablehnte und es als weiteres weißes Terinon-Land nur das kleine Reich Pondil im Süden gab, waren die sechsunddreißig hohen Familien des Reiches eng mit der regierenden Dynastie verwandt.
»Ihr werdet Euch vielleicht wundern, doch in unserem Reich wird die Krone, wenn wir diesen Ausdruck benutzen wollen, von der Mutter auf die Tochter weitergegeben«, erklärte Tensei, der sich in vielen Details verlor. »Der Edelmann, den diese heiratet, ist dann der oberste Kriegsherr. Doch das habt Ihr anhand des Schwertes, das Seine Majestät trägt, gewiss bereits selbst erkannt. Die Königin selbst ist die Herrin der Fruchtbarkeit und führt die entsprechenden Riten bei der ersten Aussaat, der ersten Ernte und dem großen Dankfest im Herbst durch.«
Laisa lag wenig daran zu erfahren, auf welche Weise diese Riten durchgeführt wurden, und lenkte daher das Gespräch wieder auf den drohenden Krieg mit Orelat. Allerdings merkte sie bald, dass ihre Gastgeber ihr kaum neue Informationen liefern konnten. Gerüchten zufolge sollten die vertriebenen Herrscher Greon von Ildhis, Schaldh von Arustar und Fürst Gerran von Whilairan noch in den Wäldern von Ildhis Widerstand leisten. Doch man nahm nicht an, dass sie sich dort noch lange würden halten können.
»Der einzige Weg, der ihnen bleibt, ist der nach Eldelinda. Doch wenn das geschieht und Orelats Truppen Eldelindas Grenzen überschreiten, steht Edania im Krieg.« König Mataras Stimme klang hart, denn ihm war klar, dass ihm in dem Fall als Oberbefehlshaber der edanischen Truppen eine Aufgabe bevorstand, die kaum zu meistern war.
»Wir bereiten uns bereits darauf vor. Wenn die hohe Dame uns begleiten will?«
Dieser Aufforderung konnte Laisa sich nicht entziehen. Sie erhob sich und folgte ihren Gastgebern. Es ging durch ruhige, geometrisch angelegte Gärten in einen Teil der Stadt, aus der der Klang vieler Hämmer erscholl. Als Laisa eine der schlichten Hallen betrat, sah sie drei Dutzend Ambosse, die um sechs große Schmiedefeuer herum standen und an denen je zwei Schmiede arbeiteten.
»Hier werden die Wehr und die Waffen für ein Heer geschmiedet, wie es noch keines in Edania gegeben hat«, erklärte der König. »Doch das ist noch nicht alles. In anderen Gebäuden werden Bögen und Pfeile gefertigt. Sollte Revolh von Orelat Eldelinda angreifen, wird er es bereuen! Doch nun kommt weiter. Ihr interessiert Euch gewiss auch dafür, was im Magierturm geschieht.«
»Das tue ich«, antwortete Laisa, noch ganz erschlagen von dem Lärm, mit dem die Hämmer auf glühendes Eisen schlugen.
Diesmal ging es von den abseits gelegenen Schmieden wieder in Richtung Stadtzentrum. Der Magierturm war genau so gebaut, wie es in den Dämmerlanden üblich zu sein schien. Ein Drittel ragte aus der Erde, während der Rest sich unter der Erde erstreckte. Bewaffnete Wachen standen vor dem Tor, traten aber beiseite, als sie ihren König samt seinen Begleitern erkannten. Auf ein Zeichen hin öffnete sich die Tür, und Laisa sah die Hofmagierin von Edania vor sich. Auch diese war weiß gekleidet und weiß geschminkt und hielt in ihrer Rechten einen magischen Stift, der seiner Ausstrahlung nach eben noch benutzt worden war.
Laisa hatte den Hofmagier König Reodhils von Thilion kennengelernt und diesen für einen Scharlatan gehalten. Das war diese Frau mit Sicherheit nicht. Zwar reichten ihre Kräfte bei weitem nicht an die von Khaton oder Tharon heran, doch sie schien gut geschult zu sein.
»Darf ich vorstellen? Dies ist die hohe Dame Laisa, die im Auftrag des Evari gekommen ist, um König Revolh in seine Schranken zu verweisen«, erklärte der König.
Die Magierin neigte kurz das Haupt. »Ich habe bereits von Euch gehört und Eure Anwesenheit wie auch die Eures Gefolges gespürt.«
»Ich möchte der hohen Dame zeigen, wie wir uns auf den Kampf mit Orelat vorbereiten«, fuhr der König fort.
»Wenn Ihr mir folgen wollt!« Die Magierin
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