Fluch des Magiers
das gehört? Eine Katzenfrau!«, wandte der Wachkommandant sich an seine Soldaten. »Dram muss das geträumt haben!«
»Ich weiß nicht so recht«, antwortete der Soldat, der vorhin einen seiner Kameraden zurechtgewiesen hatte. »Ein edanischer Händler, der letztens hier vorbeigekommen ist, erzählte mir von einem Katzenwesen weißer Farbe, das unseren Brudervölkern im Süden gegen deren Feinde beigestanden haben soll.«
»Dummes Zeug! Dieser Händler ist höchstwahrscheinlich einem Märchenerzähler aufgesessen, der die Geschichte von dem Katzenmann N’ghar, der weiter im Norden mehrere Gefangene von drüben befreit hatte, umgeändert und eine weiße Katzenfrau daraus gemacht hat. Dabei weiß doch jeder, dass Katzenmenschen blau und damit unsere Feinde sind.«
☀ ☀ ☀
Etwa um dieselbe Zeit saß besagter N’ghar auf der Reling eines Flussbootes und blickte auf die Stadt, die vor ihnen lag. Das ist also Flussmaul, dachte er. Noch nie hatte ihn ein Ort so abgestoßen wie dieser. Direkt am Fluss erstreckten sich einfache Hütten, bei denen es, wie der ihm entgegenwehende Wind verriet, nicht besonders gut roch. Die Siedlung wurde gegen das Ufer nur mit einem schlichten Palisadenzaun geschützt, während die Oberstadt über einen schwarz glänzenden Wall verfügte, der noch aus uralten Zeiten stammte und mit Hilfe von Magie errichtet worden war.
N’ghar zählte sechsunddreißig Türme, die innerhalb des sechseckigen Mauerrings aufragten. In einem dieser Türme musste sich das befinden, was er und seine Begleiter suchen und zurückbringen sollten. Die Frage war nur, ob sie die Flussmäuler dazu bringen konnten, es ihnen auszuhändigen.
»Ein gewaltiger Anblick, nicht wahr?« Drilia , eine der Priesterinnen des blauen Tempels von Edessin Dareh, war neben N’ghar getreten.
Es dauerte einen Moment, bis N’ghar begriff, dass sie nicht die Stadt meinte, sondern das Gebirge, das nur wenige Meilen dahinter steil aufragte und dessen Gipfel sich in den Wolken verloren. Nun richtete auch er seinen Blick darauf und nickte versonnen.
»Angesichts dieser Berge kommt man sich klein vor.«
»Die Riegelberge stellen das Ende der Welt dar, sagt man«, fuhr die Priesterin fort. Auch sie war nervös und deswegen froh, ihre Gedanken auf etwas anderes richten zu können als auf die Aufgabe, die vor ihnen lag.
»Ich habe im Blauen Land Karten gesehen, auf denen im Norden weiteres Land verzeichnet war. Doch keiner weiß, ob es noch existiert oder in den Kriegen der Götter untergegangen ist«, antwortete N’ghar nachdenklich.
Ihn verlockte es, in das Gebirge, das den Menschen als unüberwindlich galt, einzudringen und zu sehen, was dahinter lag. Doch zunächst mussten sie erst einmal Flussmaul betreten und mit den führenden Köpfen der Stadt verhandeln.
»Wir legen gleich an!«, sagte er und riss Drilia damit aus der Versonnenheit, mit der sie die im Sonnenlicht dunkelrot leuchtenden Berge betrachtet hatte. Nun schüttelte die Priesterin sich und blickte nach vorne auf den Hafen. Dieser nahm fast die gesamte Breite der Unterstadt von Flussmaul ein. Dutzende Schiffe lagen darin und wurden entladen oder beladen. Andere waren zum Ausbessern an Land gezogen worden, und in den Werften auf beiden Seiten des Hafens wurden neue Schiffe gebaut.
»Einige der Neubauten sind stabil genug, um bis in das große Delta fahren zu können«, erklärte Drilia sorgenvoll.
Da sie aus einer der höchsten Familien der Seefahrerstadt Lanar stammte, kannte sie sich mit Schiffen aller Art aus. Sollten die Flussmäuler versuchen, ihre Fahrten über den Heiligen See hinaus nach Süden auszudehnen, würde dies unweigerlich zu Konflikten mit ihrem Volk führen.
N’ghars Wissen über Seefahrt war geringer als das von Drilia. Zudem interessierten ihn die naheliegenden Dinge weitaus mehr. »Sobald wir an Land sind, sollten wir sofort darauf dringen, zum Herrn des ersten Turmes von Flussmaul geführt zu werden. Ich hoffe, du kannst fest genug auftreten! Sonst muss ich mir einen der Kerle pflücken und ihm Achtung beibringen.«
»Ich hoffe, das wird nicht nötig sein«, antwortete Drilia scheinbar gelassen, doch im Grunde fürchtete sie sich vor dem, was sie hier erwartete.
Flussmäuler waren schwarz und Anhänger Giringars, während sie selbst zu den blauen Menschen zählte. Auch N’ghar war blau, stammte aber aus Ilynas eigenem Reich, dem Blauen Land, und war einer der sagenumwobenen Greedh’een, der Katzenmenschen der Göttin. Daher sah die
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