Fluch des Magiers
wies einladend nach innen und schritt voraus. Es ging mehrere Stockwerke die Treppe hinab bis zu einer Tür, hinter der Laisa immer wieder kurzes, heftiges Knallen hörte.
Als die Magierin öffnete, sah Laisa neun Mädchen und sechs Jungen zwischen etwa zehn und achtzehn Jahren, die mit vollem Ernst kleine Zauberspruchrollen anwandten. Es knallte jedes Mal, und etwa zehn Schritte entfernt spritzte dabei Sand aus einem großen Becken auf.
»Auf diese Weise gewöhnen wir unsere jungen Leute daran, magische Spruchrollen zu verwenden. Man braucht nur wenig magisches Talent dazu. Im Kriegsfall werden sie stärkere Spruchrollen zünden, die bis zu neunzig Schritte weit wirken. Diese sind zwar immer noch schwächer als die Artefakte und Spruchrollen des Feindes, doch diese werden von König Revolh und seinem Hofmagier allein bedient. Wir haben diese fünfzehn und drei weitere, deren Talent ausreicht, um diese Rollen hier zu schreiben. Die Kampfspruchrollen schreibe ich selbst.«
Es klang durchaus optimistisch. Leicht, sagte Laisa sich, würde es Revolh von Orelat nicht fallen, Edania zu besiegen. Da sie es aber erst gar nicht zu einem offenen Kampf kommen lassen wollte, wandte sie sich an Matara und Tensei.
»Ich sehe, ihr seid gut vorbereitet. Das gefällt mir. Doch ich habe nicht die Zeit, mich lange in Edania aufzuhalten, sondern muss morgen weiter.«
»Was ist Euer nächstes Ziel?«, fragte Tensei.
»Eldelinda! Da dieses Land als Nächstes angegriffen werden kann, will ich mich dort umsehen und anschließend die vertriebenen Könige in den Wäldern aufsuchen.«
»Erwartet aber nicht, Eldelinda ähnlich gut vorbereitet anzutreffen wie unser Land. König Yaelh , der durch seine Ururgroßmutter mit uns verwandt ist, kümmert sich kaum um sein Land, sondern reist durch die Welt, um wilde Tiere zu jagen. Das Regieren überlässt er seinem Vetter, dem Kanzler Yachal , einem unangenehmen Mann, der für sich Rechte einfordert, die nur seinem König zustehen.«
Tensei machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den König und Kanzler von Eldelinda, und so beschloss Laisa, sich die beiden so bald wie möglich anzusehen.
Achtes Kapitel
N’ghar
D er Fremde, der Laisa auf dem großen Platz von Edaniarah beobachtet hatte, durchmaß die Strecke bis Eldelinda, so schnell er es seinem Pferd zumuten konnte, und war trotzdem voller Sorge, ob er genügend Vorsprung gegenüber der Katzenfrau und deren Gefolge herausholen konnte. An der Grenze ließen ihn die edanischen Wachen ungehindert passieren, und die Soldaten auf der Seite Eldelindas kannten ihn als Vertrauten ihres Kanzlers. Ihr Kommandant begrüßte den Mann daher ehrerbietig und bot ihm Unterkunft sowie ein Mahl an.
»Dafür habe ich nicht die Zeit! Lass mir ein frisches Pferd bringen, dazu einen Krug Bier und etwas kalten Braten. Ich muss dringend in die Hauptstadt, um seiner Exzellenz, dem Kanzler, eine wichtige Botschaft zu überbringen«, antwortete der Reiter.
»Ich stelle Euch gerne einen Botenvogel zur Verfügung, Herr Dram «, bot der Kommandant der Grenzwache an.
Dram schüttelte den Kopf. »Die Botschaft ist zu geheim, um sie einem Vogel anvertrauen zu können. Es geht um das Schicksal des Reiches. Wenn sie in die falschen Hände gerät …!«
Den Rest ließ er ungesagt.
»Ihr meint wegen Orelat? Ich hoffe, unsere edanischen Stammesbrüder lassen uns nicht im Stich!«, antwortete der Offizier besorgt.
Um Drams Mund erschien ein unwilliger Ausdruck. »Es ist nicht deine Aufgabe, dir darüber Gedanken zu machen. Du und deine Männer werdet tun, was der König euch befiehlt!«
»Oder der Kanzler«, murmelte ein Soldat, der in der Nähe stand.
»Sei still!«, raunte ihm ein Kamerad zu. »Dram ist ein Zuträger des Kanzlers. Wenn du ihn verärgerst, stehst du im Krieg in der vordersten Schlachtreihe – und wir mit dir!«
Dram war der kurze Wortwechsel entgangen, denn just in dem Moment brachte ihm ein Soldat einen vollen Krug und einen Teller mit Fleisch und Brot. Rasch aß und trank er etwas, schob aber Krug und Teller zurück, als ein frisches Reitpferd herbeigeführt wurde, und schwang sich in den Sattel.
Im Anreiten drehte er sich noch einmal um. »Wenn hier eine Katzenfrau mit ihrem Gefolge auftaucht, meldest du dies mit einem Botenvogel in der Hauptstadt, hast du verstanden?«
»Wie soll hier eine Katzenfrau vorbeikommen?«, fragte der Offizier verwundert. Doch Dram hatte dem Gaul bereits die Sporen gegeben und galoppierte davon.
»Habt ihr
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