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Fluch des Magiers

Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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zurück und wollte die Priesterin sprechen lassen. Drilia verhaspelte sich jedoch bereits beim ersten Satz, so dass er eingreifen musste.
    »Wir fordern Sühne für einen Überfall auf ein Schiff und die Rückgabe aller geraubten Güter«, erklärte er in undiplomatischer Kürze.
    Tolmon Kren begann zu lachen. »Fordern könnt ihr viel. Doch was ihr bekommt, liegt in unserem Ermessen. Jetzt erlaube ich euch noch, auf euer Schiff zurückzukehren und nach Hause zu fahren. Doch wenn ihr mich weiter langweilt, kann ich auch dieses Entgegenkommen zurückziehen.«
    Während Drilia verzweifelt wirkte und der Baron leise Ilyna anrief, ihm beizustehen, setzte N’ghar sich auf die Brüstung des Turmes und blickte über das Land. Zu drei Seiten war Flussmaul von den steil aufragenden Gipfeln des Riegelgebirges umgeben und an der vierten Seite vom Großen Strom. Dessen Quelle, an der er bereits als mächtiger Fluss aus dem Gebirge trat, lag über dreißig Meilen entfernt, und doch vernahm N’ghar das Rauschen, mit dem der Toisserech aus der Felswand brach.
    »Hast du nicht gehört?«, fuhr Tolmon Kren ihn an.
    Langsam wandte N’ghar sich ihm zu. »Willst du wirklich, dass wir zum blauen Tempel von Edessin Dareh zurückkehren und dem Heiligen Synod erklären, Flussmaul hätte seine Gesandten nicht einmal angehört?«
    »Was hat der blaue Tempel damit zu tun?«, antwortete Tolmon Kren unwirsch, wirkte aber verunsichert.
    »Es geht um das geraubte Gut«, erklärte N’ghar in aller Ruhe. »Es handelt sich um ein Reliquiar höchster Verehrung, nämlich um drei Haare der göttlichen Ilyna, die sie nach dem Friedensschluss der Götter in Edessin Dareh als Gabe für den blauen Tempel zurückgelassen hat. Es sollte zu einer religiösen Zeremonie nach Tervilah gebracht werden. Doch das Schiff, auf dem es transportiert wurde, wurde noch in Höhe von Ovongh von einer Flussgaleere aus Flussmaul überfallen, obwohl es das Symbol des blauen Tempels gehisst hatte.
    Der Synod des blauen Tempels fordert die sofortige Rückgabe des Reliquiars sowie eine Entschädigung für seine Entweihung durch Flussmaul.«
    »Und was will der blaue Tempel tun, wenn es nicht zurückgegeben wird? Uns mit Weihwasser und Weihrauch bekämpfen?«, fragte Tolmon Kren sarkastisch.
    »Vielleicht«, antwortete N’ghar freundlich lächelnd. »Allerdings halte ich es eher für wahrscheinlich, dass sie ihren Einfluss auf den Magistrat der drei roten Sechstel von Edessin Dareh und auf die Lotsen einsetzen und ein Verbot für Flussmäuler erwirken werden, den Heiligen See zu befahren und Edessin Dareh anlaufen zu dürfen.«
    Hätte N’ghar mit einem Heer von zehntausend Mann gedroht, hätte der Flussmäuler ihn ausgelacht. Aber wenn den Schiffern aus Flussmaul verboten wurde, nach Edessin Dareh zu fahren, traf dies die gesamte Stadt ins Mark. Tolmon Kren war durchaus bewusst, dass die überwiegende Zahl der großen Familien in Flussmaul vom normalen Stromhandel und -transport lebten und nur gelegentlich ein fremdes Schiff kaperten. Wenn er an dieser Stelle die falsche Entscheidung traf, musste er damit rechnen, dass die Familien in den anderen Türmen von Flussmaul ihn für diesen Boykott verantwortlich machen und bekämpfen würden. Im günstigsten Fall musste seine Familie sich später mit dem sechsunddreißigsten Turm von Flussmaul zufriedengeben, wahrscheinlicher aber war, dass sie ganz ausgerottet wurde. Daher winkte er seinen Vertrauten heran.
    »Hole meinen Sohn, Lakkal !«
    »Sehr wohl, hochedler Herr!« Lakkal verließ die Plattform und kehrte kurz darauf mit einem noch recht jungen Mann zurück, der N’ghar, Drilia und den Baron verächtlich musterte. Als sein Vater ihm von N’ghars Forderung berichtete, vollzog er eine wegwerfende Bewegung.
    »Ob dieser Katzenmann etwas sagt oder nicht, berührt mich nicht.«
    N’ghar schnupperte leise. Vor nicht allzu langer Zeit musste der Bursche einen starkmagischen blauen Gegenstand in Händen gehalten haben. Das Blau war weich und so angenehm, dass er beinahe geschnurrt hätte. In dem Augenblick war er sicher, dass Tolmon Krens Sohn der Pirat war, der das Schiff des blauen Tempels überfallen hatte, und beschloss, äußerst wachsam zu sein. Seine nächsten Worte waren jedoch weniger für den jungen Mann als vielmehr für den Patriarchen der Sippe bestimmt.
    »Es sind nicht meine Worte, sondern die der Oberpriesterin des blauen Tempels in Edessin Dareh. Ein Angriff auf ein Boot der Tempel von Edessin Dareh stellt ein

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