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Fluch des Magiers

Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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und blickte verkniffen zu diesem auf. »Ihr wollt mit dem erhabenen Herrn Tolmon Kren sprechen?«
    »Das wollen wir.«
    N’ghar lächelte dabei, doch auf den Flussmäuler wirkte es wie Zähnefletschen. Mit Katzenmenschen hatte man hier seit Menschengedenken nicht mehr zu tun gehabt, und so wusste der Mann nicht, ob das, was er erfahren hatte, nun der Wahrheit entsprach oder nur Legenden entsprungen war. Eines aber erschien dem Offizier sicher: Der Katzenmann war niemand, den man unterschätzen durfte.
    Daher bemühte er sich um eine gewisse Höflichkeit. »Ich soll die Herrschaften zu dem erhabenen Herrn Tolmon Kren vom ersten Turm von Flussmaul bringen.«
    Mit einem zufriedenen Grinsen wandte N’ghar sich zu der Priesterin um. »Na, wer sagt es denn! Wenn man vernünftig mit den Leuten spricht, erreicht man auch, was man will.«
    ☀ ☀ ☀
    War die Unterstadt fast ohne Regeln erbaut worden, so wirkte das eigentliche Flussmaul wie am Reißbrett geplant. Das Stadtgebiet war in sechsunddreißig etwa gleichgroße Parzellen aufgeteilt, auf denen je einer der bis zu sechsunddreißig Mannslängen hohen Türme stand, die ebenso wie die Stadtmauer aus schwarzem Kristall errichtet waren, den die Dämmerländler in diesen Zeiten nicht mehr zu erzeugen wussten. Die Zugänge zu den einzelnen Türmen wurden schwer bewacht, und diese Sitte bewies N’ghar, dass es zwischen den einzelnen großen Familien dieser Stadt nicht immer friedlich zuging.
    Er selbst empfand Flussmaul als bedrückend. Innerhalb der Stadtmauern gab es kaum einen Fleck freier Erde, auf dem Pflanzen wachsen konnten. Die Straßen waren mit schwarzen Steinplatten gepflastert, und an der Kleidung der Einheimischen schien es ebenfalls keine andere Farbe zu geben. Dazu hatten die meisten Flussmäuler Hände und Gesicht schwarz gefärbt.
    »Wenn man sie so ansieht, könnte man sie für fromme Anhänger Giringars halten! Dabei gibt es sogar im schwarzen Tempel von Edessin Dareh viele Klagen über dieses Volk«, flüsterte Drilia N’ghar zu.
    »Genauso ist es«, pflichtete der Baron ihr bei. »Nicht einmal ihre schwarzen Glaubensbrüder sind vor ihrer Raubgier sicher.« Der Mann atmete schwer, obwohl es nur leicht bergan ging. Die Angst machte ihm zu schaffen, und er wagte es kaum, an den schwarzen Türmen von Flussmaul hochzusehen.
    N’ghar begriff, dass der üble Ruf der Flussmäuler im Grunde ihre schärfste Waffe darstellte. Kaum ein Schiffer wagte es, sich ihnen zu widersetzen, wenn sie sein Boot enterten, auch wenn er wusste, dass er als Sklave verkauft werden würde.
    »Es ist an der Zeit, dieses Gesindel in seine Schranken zu verweisen«, sagte er zu Drilia.
    Diese zuckte mit den Achseln. »Sollen es doch die Leute tun, die hier am Strom leben. Wir Lanarer haben mit den Einbruchslanden und den Freistädten am Strom bereits genug am Hals, als dass wir uns auch noch um eine Stadt am anderen Ende der Dämmerlande kümmern könnten.«
    Da sie ihr Ziel gerade erreichten, verstummte sie und blickte auf das Tor, das vor ihnen geöffnet wurde. Weitere Bewaffnete mit roten Hemden erwarteten sie dort. Auch glaubte sie, die Anwesenheit mehrerer magischer Gerätschaften zu spüren. Doch um zu erkennen, um was es sich handelte, war ihr Talent zu gering und ihre Ausbildung zu schlecht.
    N’ghar hingegen erkannte ein Lähmartefakt und zwei Spruchrollen, mit denen der Wille eines Menschen gebrochen werden konnte. Die Leute, die diese Waffen in den Händen hielten, sahen jedoch nicht so aus, als wollten sie sie im nächsten Augenblick anwenden. Tolmon Kren war nur vorsichtig.
    Um mit dem mächtigsten Mann Flussmauls sprechen zu können, mussten sie im Turm unzählige Treppen emporsteigen und wurden ganz nach oben auf die Plattform geführt. Nun begriff N’ghar, weshalb dieser Turm der Erste von Flussmaul genannt wurde, denn von hier konnte man auf die Dächer aller anderen Türme herabschauen. Dieser Anblick interessierte ihn derzeit nicht, sondern nur der Mann, der auf einem Stuhl saß, der mit dem hellen Fell eines Bergschreckens geschmückt war.
    Das ist also Tolmon Kren, das Oberhaupt von Flussmaul, dachte er. Der Mann war alt und hatte sein langes Leben wohl nur den Heilerinnen zu verdanken, die seinen Körper immer wieder verjüngten. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt, und seine schwarzen Augen schienen die Besucher zu durchbohren. Für seine Sicherheit sorgten sechs Leibwächter, die N’ghar angespannt beobachteten. Der Katzenmensch hielt sich vorerst

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