Fluch des Magiers
Stromgaleere, die am äußersten Rand des Steges vertäut lag.
Eldaradh fasste nach seiner Schulter, um das Schiff genauso zu spüren wie er, und setzte dann seine Kräfte ein. Die Leinen, mit denen die kleine Galeere befestigt war, entwickelten plötzlich ein Eigenleben und lösten sich von den Pollern. Daraufhin erfasste die Strömung das Schiff und ließ es steuerlos davontreiben. Für einen Augenblick sah es so aus, als würde es ein Stück weiter unten auf eine kleine Sumpfinsel auflaufen, doch da vereinigten Eldaradh und Reodendhor ihre Kräfte und zogen die Galeere durch Levitation herum. Nur selten hatten sie etwas so Schweres nur durch ihren Geist bewegt, doch als das Schiff einmal Fahrt aufgenommen hatte, ging es ganz leicht. Zufrieden stiegen die beiden Eirun an Bord und sahen zu, wie die Galeere wieder stromaufwärts fuhr und schließlich in einen etwas weiter westlich gelegenen, stark verschilften Seitenarm des Stromes einbog.
Die Leute an Bord waren immer noch betäubt, und so gelangten Eldaradh und Reodendhor ohne Probleme an die Stelle, an der ihr Schiff auf sie wartete. Zufriedene Rufe klangen zu ihnen herüber, und dann enterten weitere Eirun die lanarische Galeere.
»Ihr habt es geschafft!«, lobte Reodendhors Freund Arelinon die beiden lachend.
»Es war genauso leicht, wie Herr Erulim es uns gesagt hat«, antwortete Eldaradh zufrieden. »Doch sollten wir jetzt nicht saumselig sein. Bringt die Leute auf unser Schiff und fesselt sie. Dieses ekelhafte Reliquiar wickelt dick in Silber ein. Es strahlt mir zu stark, und es mag sein, dass ein Zauber darauf liegt, der uns gefährlich werden kann.«
Die anderen folgten umgehend seinen Anweisungen. Innerhalb kurzer Zeit wurden Drilia und die anderen Menschen auf das Eirun-Schiff gebracht. Nur N’ghar lag noch auf dem Achterdeck und fuhr im Schlaf seine Krallen aus und wieder ein.
Nachdem auch das Ilyna-Reliquiar hinübergebracht worden war, wandten sich zwei der gelben Eirun N’ghar zu. »Jetzt schaffen wir den Kater hinüber, und dann können wir losfahren«, sagte einer und bog um N’ghars Arme nach hinten, um ihn zu fesseln.
Die Berührung durch ein starkmagisches Wesen durchfuhr N’ghar wie ein Schlag. Sein Geist kämpfte gegen den Schlafzauber an, unter dem er lag, und er wurde in dem Augenblick wach, in dem der Eirun ein Band um seine Handgelenke winden wollte. Mit einem heftigen Ruck befreite er sich, stieß einen Eirun mit einem Fußtritt beiseite und zog dem zweiten seine Krallen durchs Gesicht.
Während der Verletzte vor Schmerz aufschrie, hechtete N’ghar über Bord. Er hörte noch, wie jemand rief, ihn um Taliens willen nicht entkommen zu lassen, dann tauchte er ins Wasser und glitt unter den Rumpf der Galeere. Er wusste genau, dass er, wenn er wieder an die Oberfläche kam, ein leichtes Ziel für die Pfeile der Eirun sein würde.
Doch wie lange konnte er die Luft anhalten? Seine magische Ausbildung erlaubte ihm, um einiges länger unter Wasser zu bleiben als ein Mensch. Aber würde die Zeit reichen, außer Sicht der Eirun zu bleiben?
Ein Schilfhalm, den das Schiff umgebogen hatte, brachte ihn auf eine Idee. Während er sich mit den Fußkrallen am Rumpf festhielt, zog er den Dolch und schnitt den Schilfhalm ab. Kurz darauf besaß er eine kleine Röhre, deren oberes Ende er unter dem vorspringenden Heck versteckt über Wasser halten und so atmen konnte.
Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte er jetzt gegrinst. Durch die Ausstrahlung des Reliquiars war die gesamte Galeere von einem starken Blau erfüllt, in dem seine Magie kaum auszumachen war. Wenn nicht einer der Spitzohren auf den richtigen Gedanken kam, würden sie vergeblich nach ihm suchen.
Unterdessen ging Reodendhor unruhig auf dem Deck hin und her. Er galt als der beste Spürer von Gilthonian, und doch suchten seine Sinne vergebens nach dem Katzenmenschen. Dabei wäre dieser die wertvollste Geisel von allen gewesen.
»Was ist? Spürst du ihn?«, fragte Eldaradh nach einer Weile.
Reodendhor schüttelte den Kopf. »Zwar habe ich das Gefühl, als müsste ich nur meine Hand ausstrecken, um ihn zu berühren, aber er entzieht sich meinen Sinnen.«
»Er ist ein Blauländer und beherrscht wahrscheinlich die Kunst der Selbstabschirmung, so dass du ihn deshalb nicht zu fassen bekommst«, erklärte Eldaradh verärgert.
»Wir sollten ihn suchen«, schlug Reodendhor vor.
»Er kann mittlerweile überall im Umkreis von einer Meile sein. Wenn er im Wasser bleibt und sich
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