Fluch des Magiers
auszugraben. Wenn sie später mit ihrer Beute zu einem Aufkäufer kommen und erzählen würden, ein blauer Katzenmensch habe ihnen bei der Suche geholfen, würden sie nur Gelächter ernten. Und das drang mit Sicherheit nicht bis zu den Spitzohren von Gilthonian.
☀ ☀ ☀
In der Trophäenhalle von Eldelindarah schüttelte Reolan mit enttäuschter Miene den Kopf. »Ich habe es noch einmal probiert, aber die Tür ist von außen magisch gesichert. Wir müssten sie aufsprengen, um hinauszukommen. Aber dafür fehlen uns die Mittel.«
»Vielleicht nicht«, antwortete Laisa mit einem Blick auf die drei blauen Pfeile, die Khaton ihr mitgegeben hatte. »Wenn ich ein grünes Artefakt nehme und einen Pfeil hineinschieße, müsste es reichen.«
»Um Meandirs willen, nein!«, rief Reolan. »Die Explosion wäre viel zu stark. Da würde die ganze Halle einstürzen.«
»Aber wir können doch nicht hier eingesperrt bleiben, während draußen König Revolh ein Land nach dem anderen erobert!«, stieß Laisa aus.
Doch sie wusste selbst, dass sie jetzt die größte Tugend eines Jägers zeigen musste, nämlich Geduld. »Also gut, wir warten drei Tage, würde ich sagen. Wenn sich dann nichts tut …«
»Wie willst du die Tage messen, ohne Sonne und Nacht?«, wollte Rongi wissen.
»Mit meinem Gefühl«, erklärte Laisa.
Ysobel stieß ein kurzes Lachen aus. »Dann werden das die kürzesten drei Tage, die ich je erlebt habe!«
Eine Antwort darauf verkniff Laisa sich. Stattdessen zählte sie ihren Herzschlag, der ruhig und stetig war, und schätzte, dass sie sich bei den genannten drei Tagen um höchstens zwei oder drei Stunden irren würde. Sie hoffte jedoch, nicht so lange warten zu müssen. König Yaelh hatte nicht ausgesehen, als würde er lange auf den Anblick seiner Trophäensammlung verzichten. Doch wenn er kam, würde er merken, dass ein Teil seiner Trophäen äußerst lebendig geworden war. Bei dem Gedanken grinste Laisa und stellte sich vor, welches Gesicht der König machen würde.
Unterdessen hatte Reolan sich noch einmal gründlich umgesehen und trat nun auf sie zu. Im Schock nach der Entsteinerung hatte er Ysobel und Rongi zwar als von der anderen Seite stammend erkannt, aber nach der Devise gehandelt, dass der Feind seines Feindes zwar nicht sein Freund sein musste, jedoch ein Verbündeter sein konnte. Nachdem nun auch noch die blaue Schlangenfrau zu der Gruppe gestoßen war, spürte er die instinktive Abneigung gegen die anderen wieder stärker.
»Können wir ihnen allen vertrauen?«, raunte er Laisa zu. »Dem Kater vielleicht, denn du stammst aus seinem Volk. Auch ist er selbst noch zu jung, um eine eigene Meinung haben zu können. Aber der Tivenga traue ich nicht, ebenso wenig wie Iroka. Sie ist eine Schlangenfrau aus dem Blauen Land.«
»Was Iroka betrifft, kann ich nichts sagen. Dafür kenne ich sie zu wenig. Doch Ysobel traue ich mehr, als ich dir traue, weißes Spitzohr!« Laisa verwendete absichtlich den verletzenden Ausdruck, um Reolans Reaktion zu testen.
Er verzog im ersten Moment das Gesicht, sah sie dann aber durchdringend an und hob die Rechte wie zum Schwur. »Du kannst mir vertrauen. Ich fühle noch die Plakette an dir, die dich zum Werkzeug von Khaton, dem Vertreter Meandirs in diesen Landen, macht.«
»Mit dem Werkzeug«, sagte Laisa lachend, »sind wir quitt! Ich unterstütze Khaton, wenn auch nicht als seine Schülerin, sondern aus freien Stücken, weil er sonst nicht zu Rande kommen würde. Die Welt brennt an vielen Stellen, Reolan, und es gibt auf jeden Fall drei Stinkstiefel zu viel in den Dämmerlanden, nämlich Erulim und den Gestaltwandler Gayyad, deren Wirken über die von den Göttern gezogenen Grenzen am Strom hinausreicht, und den Banditen Frong, der, wie ich vermute, ein Handlanger dieses Gayyad sein könnte – oder gar mit diesem identisch.«
»Erulim ist ein Verräter«, rief Reolan voller Abscheu.
»Er ist ein sehr gefährlicher Mann, der über verdammt viele Schurken verfügt, die für ihn arbeiten – so wie dieser Kanzler Yachal. Ich hoffe, ich bekomme diesen Kerl zu fassen.« Noch während Laisa ihre Krallen ausfuhr, um zu zeigen, wie ernst es ihr war, schoss Rongi auf sie zu und zupfte sie am Ärmel.
»Draußen ist jemand!«
Sofort richtete Laisa ihre Aufmerksamkeit auf die Tür und spürte, dass sich dort magisch etwas tat. »Brav, Kleiner! Du hast sehr gut aufgepasst«, raunte sie Rongi zu und lockerte ihre Waffen.
Neben ihr zog Reolan sein Schwert. Seiner Miene
Weitere Kostenlose Bücher