Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)
kümmerten sich weder um Aufklärung noch um geeignete Sicherungsmaßnahmen und schlugen am späten Nachmittag ihr Lager auf der ersten halbwegs trockenen Lichtung auf, die ihnen begegnete. Ein einzelner Mann, der das Feuer in Gang hielt, schien ihnen als Wachtposten völlig ausreichend, und einige spülten die Last des Tages mit so viel Alkohol hinweg, dass sie nicht einmal erwachten, als eine Stunde nach Mitternacht eine Serie von Schüssen bis auf einen all ihre Hunde tötete oder so schwer verletzte, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren.
Die so jäh aufgeschreckten Milizionäre griffen reichlich kopflos zu
ihren Waffen und feuerten auf alles, was sich in der sie umgebenden Dunkelheit bewegte oder zu bewegen schien – was eines ihrer eigenen Pferde das Leben kostete und die übrigen, die irgendjemand losgebunden haben musste, in eine panische Flucht schlug. Den Rest der Nacht verbrachten sie eng an den Boden gepresst, die Gewehre im Anschlag. Hier und da feuerte auch jemand, weil irgendwo ein Zweig knackte, und der Schreck darüber löste stets eine wilde Knallerei aus, sodass sie sich bis zum Morgengrauen in einem unausgesetzten Gefecht wähnten.
Übernächtigt, blass, zerschunden und zerstochen erwarteten sie den Tag, und nicht nur die Ängstlichen, sondern auch die Intelligenteren unter ihnen, denen klar war, dass der unsichtbare Feind nicht nur ihre Hunde, sondern bequem auch sie selbst hätte töten können, hatten jede Lust auf ein weiteres Vorrücken verloren. Dem war nur durch strenge Befehle und die lobende Feststellung beizukommen, dass sie ihre Feuerprobe mit Bravour bestanden hätten.
Henry Hunter teilte seine Truppe in solche, die die durchgegangenen Pferde suchen sollten, und solche, die wachsam und gereizt, aber als Infanteristen, weitermarschierten. Sie nahmen jetzt an, dass eine kleine Räuberbande umherstreunender Cajuns es auf ihre Pferde abgesehen hatte. Dass es der Feind gewesen sein könnte, der sich gewehrt hatte, wurde mehrheitlich noch immer bezweifelt, vereinzelt aber auch als besonders heimtückische Art von Verrat betrachtet. Zur Entschuldigung der Milizionäre muss allerdings gesagt werden, dass die bewaffnete und organisierte Gegenwehr von Sklaven gegen ihre rechtmäßigen Eigentümer noch immer außerhalb des Vorstellungsvermögens des weißen Amerika im Norden wie im Süden lag.
Es war eine ebenso dezimierte wie unterzuckerte Truppe von neun Mann, die gegen Mittag in der Nähe des ehemaligen Barataria eintraf, denn einer hatte sich unterwegs den Fuß verstaucht und war als nicht mehr voll einsatzfähig zurückgeschickt worden. Ihren Augen bot sich ein höchst merkwürdiges Schauspiel: Über einer kleinen Zahl von auf Pfählen errichteten Hütten wehte eine schwarze Flagge, die ihnen, als der Wind sie richtig entfaltete, einen grinsenden Totenschädel
zeigte. Die Miliz, nicht wenig erschrocken über diese unerwartete Entdeckung, wollte gerade einmarschieren, als eine Kanone auf sie abgefeuert wurde. Deutlich hörten sie das Sausen der Kugel über ihren Köpfen, das Brechen der Bäume und das Knacken im Unterholz, als sie etwa dreißig Schritte hinter ihnen in die Erde einschlug.
Schneller, als sie es sich selbst zugetraut hatten, suchten die Männer Deckung;jeder dort, wo sie sich ihm bot, was ihre Truppe noch weiter zersplitterte. Hunter befahl ihnen brüllend, das Feuer zu erwidern, aber die einzelnen ungezielten Schüsse, die sie abgaben, wollten sich zu keiner Salve formieren. Wildes Geschrei stieg vonseiten der Hütten auf, und wer den Mut fand, über den Rand seiner Deckung zu spähen, sah mindestens zwanzig schwarze Gestalten, die blutrünstig alle möglichen Waffen gegen die Angreifer schwenkten. Eine weitere Kanonenkugel fiel zwischen sie, ohne Schaden anzurichten, steigerte aber das Erschrecken zur Panik, und als plötzlich Gewehrfeuer in ihrer linken Flanke ertönte, gab es kein Halten mehr.
Every man for himself! wurde weder gerufen noch befohlen, aber mit enormer Geschwindigkeit praktiziert. Einzelne warfen sogar Waffen und Ausrüstung von sich, um schneller laufen zu können, und Dick Willoughby schwor später Stein und Bein, er habe, flüchtig zurückblickend, einen weißhaarigen alten Mann über eine Kanonenmündung springen sehen, der ihnen, einen altertümlichen Säbel über dem Kopf schwenkend, mit entsetzlichen Schreien nachsetzte wie der Leibhaftige. Schlagartig wurden ihm da die wesentlichen Unterschiede zwischen der fröhlichen Jagd auf
Weitere Kostenlose Bücher