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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Vortag so sehr düpierten Seeleute grinsten angesichts der sich überall zusammenkrümmenden wilden Maorikrieger und der Frauen, die ihre Zungen nun aus ganz anderen Gründen und wenig verführerisch herausstreckten. Gott machte es seinem auserwählten Volk und seinem Propheten nicht leicht!
    Te Kooti hatte die weiße Crew im Verdacht, ihre Fahrt absichtlich zu sabotieren, und wollte die Männer schon unter Deck schicken. Es war John Gowers, der ihm klarmachte, dass dies so nahe an den westlichen Riffen am Ausgang der Petre Bay tödlich für das Schiff und die über dreihundert Menschen
an Bord sein würde. Dann übernahm der Investigator das Ruder, brüllte die immer noch feixende Mannschaft in einer Lautstärke zusammen, die die Roaring Forties zeitweise übertönte, und steuerte die Rifleman um Somes Point herum endlich in die offene See.
    Als das Land außer Sicht war, verloren die Whakarau praktisch jedes Gefühl dafür, wo sie sich befanden. Selbst Te Kooti und ein Dutzend anderer Männer, die Erfahrung in der Küstenschifffahrt hatten, hätten nicht einmal die Himmelsrichtung angeben können, in der sie sich bewegten, denn die Sonne zeigte sich nicht an dem rattengrauen Tag, der dem Sturm folgte, und die Nacht war ohne Sterne. Gowers, dem Wind und Strömung eine ungefähre Orientierung gaben, hatte das Ruder in der Hand behalten und einen Nordwestkurs gesteuert, ohne zu wissen, wohin die Fahrt eigentlich gehen sollte. Mehrfach hatte er an diesem dritten Morgen nach Ablösung verlangt, aber als Te Kooti endlich auf ihn zukam, sah er, dass der Anführer der Flüchtlinge in Verlegenheit war.
    »Kann ich Sie sprechen, Mr. Gowers?«
    »Gerne«, antwortete Gowers, gereizt durch Schlafmangel und Erschöpfung. »Aber irgendwer wird dieses Schiff steuern müssen, Sir!«
    »Maat«, befahl Te Kooti, und John Payne, der Steuermannsmaat der Rifleman , übernahm das Ruder.
    »Recht so, wie’s geht«, sagte Gowers bestimmt, und Payne, der genau wie der Rest der Crew inzwischen gemerkt hatte, dass dieser sonderbare Passagier ein geübter Seemann war, antwortete ebenso selbstverständlich: »Aye, Sir!«
    Unter Deck, in der Kapitänskajüte, die Te Kooti gemeinsam mit vier anderen Rädelsführern bewohnte, waren alle Seekarten ausgebreitet, die die Küsten Neuseelands zeigten, und der Prophet hatte den Punkt markiert, an den er gelangen wollte: Whareongaonga Beach, in der Poverty Bay, einen steinigen kleinen Strand, fast ganz eingeschlossen von zerklüfteten, bewaldeten
Hügeln, eine gut verborgene, sowohl von Land als auch von See her nur schwer einsehbare Fischerbucht.
    »Können Sie uns zu dieser Stelle bringen, Mr. Gowers?«
    Te Kooti hatte lange über den Mann nachgedacht, den Gott ihm gesandt hatte, um die Whakarau sicher über das Meer zu führen. Es wurde ihm offenbart, als Gowers im Sturm aus freien Stücken das Steuer übernommen hatte, und war immer klarer und klarer geworden, als er den Mann dort zwei Nächte und einen Tag lang stehen sah, ruhig und fest, wie verwachsen mit Schiff und Ruder, nichts verlangend als jemanden, der regelmäßig seine Pfeife stopfte und in Brand setzte. Das hatte, auf einen Wink ihres Mannes, Maata Te Owai getan, obwohl der bei-ßende, schwere Rauch ihren geschwächten Eingeweiden nicht guttat. Schließlich war sie zu Füßen des unermüdlichen Steuermanns eingeschlafen und erwachte nur, wenn die Pfeife erloschen war und Gowers sie daraufhin jedes Mal leicht mit dem Fuß anstieß.
    Der Prophet hatte überlegt, wie er den Amerikaner dazu bringen könnte, ihr Navigator zu sein. Er hatte an die vierhundert Pfund gedacht, die er ihm für seine Dienste anbieten könnte, Drohungen und Geschenke erwogen und endlich beschlossen, ihm seinen göttlichen Auftrag zu offenbaren. Aber ehe er auch nur eines dieser Dinge ansprechen konnte, sagte Gowers, nach einem kurzen Blick auf die Karten, schlicht: »Ja.«
    Hatte Gott auch zu ihm gesprochen?
    Nachdem er die Versetzung durch Seegang und Sturm überschlagen, den Schiffsort durch Koppeln halbwegs ermittelt und einen entsprechenden Kurs abgesetzt hatte, schlief Gowers einige Stunden lang, ehe er wieder das Deck betrat. Was Te Kooti den Whakarau in dieser Zeit über ihn gesagt hatte, wusste er nicht, aber er traf nun überall auf strahlende, freundliche Gesichter, und die Kinder folgten ihm lachend, wenn auch in schüchterner Entfernung, auf seinem Weg nach achtern.
    »Sir«, flüsterte der Steuermannsmaat, als er Gowers mit den
üblichen knappen Ansagen

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