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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Männern und schwarzen Frauen befragt hatte, war auch diese Beziehung hergestellt. In die schmerzliche Pause hinein, in der allen klar wurde, warum John Lafflin gestorben war, stellte Gringoire die nüchterne Frage: »Haben Sie Waffen im Haus, Madame?«
    Zwar waren sie sich darüber einig, dass ein offener Angriff mitten in einem der besten Wohnviertel von St. Louis nicht zu befürchten war, aber es konnte nicht schaden, den unbekannten Gegnern zu zeigen, dass man ihr Spiel durchschaut hatte. Also saß eine Viertelstunde später Gringoire auf den Stufen des Hauses, seine Pfeife im Mund und eine doppelläufige Schrotflinte auf den Knien, während Lucius, gleichfalls bewaffnet, den Hintereingang bewachte. Nach drei Stunden wurden sie von Jason und Mr. Phineas abgelöst.
    Deborah hatte sich ins Schlafzimmer zurückgezogen, wo sie sich sicher fühlte, bis ihr einfiel, dass ihr Feind schon einmal in genau diesem Raum gestanden hatte. Sie ging hinunter in den Salon, wo John, den geladenen Revolver vor sich auf dem Tisch, gemeinsam mit Emma Lafflin und Madame Clairborne überlegte, wie er und vor allem seine Frau sicher aus der Stadt kommen könnten.
     
    »Bewaffnete Wächter vor und hinter dem Haus«, lautete die Botschaft, die Gabriel Beale und seinem Auftraggeber deutlich machte, dass ihr Plan gescheitert oder zumindest entdeckt war. Eine nächtliche Entführung lag jetzt außerhalb der Möglichkeiten ihrer kleinen Mörderbande, und was, fragten sie sich, lag noch innerhalb? Sollten sie Moses und den Engländer erschießen, sobald sie  – und irgendwann musste dies ja geschehen  – aus dem Haus kamen? Aber wer sollte das tun, mitten in St. Louis, vor Dutzenden von Zeugen? Sollten sie ihnen auflauern, auf ihrem Heimweg, sie an irgendeinem einsamen Ort überfallen?
    Dazu hätte man wissen müssen, wohin die beiden gehen würden, und schon zwei geschlossene Kutschen, die die Collins Avenue in verschiedene Richtungen verließen, würden ihre Truppe hoffnungslos
überfordern. Nein, fest stand nur, dass ihre Opfer den Sklavenstaat Missouri nicht wieder verlassen durften.
    Sie erwogen ernsthaft die Möglichkeiten einer Brandstiftung, das Lafflin-Haus auszuräuchern, die Bewohner so auf die Straße zu treiben und Moses im allgemeinen Chaos mit einem gezielten Schuss zu erledigen. Aber das würde die lang gehegte Rachsucht Desmond Bonneterres nicht befriedigen, und obwohl dieser Plan Gabriel Beale noch auf eine andere, schlimmere Idee brachte, war es der junge Kreole, der schließlich die Lösung fand.
    »Wir müssen die Polizei auf unsere Seite bringen«, sagte er.
    Der Detektiv dachte an das viele, das geschehen war, und das wenige, das sich beweisen ließ, und knurrte: »Bis Sie diesen Sachverhalt auch nur einem einzigen Polizisten erklärt haben, sind die beiden in Kanada und haben sieben Kinder!«
    »Ja«, sagte Bonneterre, in der Sonne seiner plötzlichen Eingebung lächelnd. »Aber Sie vergessen dabei eins, Mr. Beale: Das geht ihnen genauso.« Er hatte damit treffend umrissen, wie weit sowohl die Jäger als auch die Gejagten sich längst außerhalb jeder gesetzlichen Ordnung bewegten. »Wir werden niemandem irgendetwas erklären müssen.«
    »Wer soll uns dann helfen?«, fragte der ratlose kleine Yankee.
    »Der Kongress und der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika, Mr. Beale«, antwortete der Südstaatler. »Warum bin ich eigentlich nicht eher darauf gekommen?!« Und während er den Detektiv offen angrinste, sagte er höhnisch: »Brandstiftung!! Warum nicht gleich eine Bombe?«

142.
    Obwohl in diesem letzten der Maorikriege auch aufseiten der Weißen nie mehr als anderthalb- oder zweitausend Soldaten kämpften, waren die Mechanismen, die ihn antrieben, die gleichen wie in den unzähligen ungleich größeren Kriegen, die über Europa, Amerika, über die Welt hinweggegangen waren.
    Eine Gruppe kämpfender, tötender Männer, gleich ob man sie nun eine Taua oder eine Armee nennt, ist immer und überall ein seltsamer Organismus. Außerhalb der Zivilisation, der Kultur stehend, für die zu kämpfen sie vorgibt, sich über die herkömmlichen Gesetze der menschlichen Gesellschaft gezielt hinwegsetzend, ist sie doch auch nicht die Wildnis, in der sie umgeht. Sie kämpft, sie tötet nicht, wie Tiere kämpfen und töten, ist aber auch mehr als bloß politisches Instrument.
    Wie ängstlich die Menschen, die sie ausschicken, sich von diesen kämpfenden Gruppen abzugrenzen bemüht sind, zeigen in

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