Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
Vom Netzwerk:
Vorsichtig schob John Gowers ihr langes blondes Haar, eigentlich das Einzige, was sie mit der Frau des Reeders gemeinsam hatte, aus dem Nacken der Schlafenden und legte sacht und ohne sie mit dem gesamten Gewicht seines Kopfes zu belasten, ein Ohr zwischen ihre nackten Schulterblätter. Er lauschte auf die gleichmäßigen, dunklen Herzschläge in dem schmalen Körper und begann, mit langsamen, ruhigen Bewegungen ihren Rücken zu streicheln. Ihre Haut war angenehm sauber, was sich natürlich auf ihren Preis auswirkte. Gowers zählte die Wirbel unter seinen Fingern, schob dann seine Hand unter die Bettdecke und legte sie leicht auf die kleinen, nachtwarmen Hinterbacken.
    Wenn seine Vermutung richtig war, gab es einen ganz einfachen Weg, auf dem die Kinder wohlbehalten wieder nach Hause kommen würden: Maguire musste seine Kandidatur zurückziehen. Vielleicht würde man zusätzlich auch noch Geld von ihm verlangen, aber der Reeder war ja kein armer Mann. Das Hindernis war sein Stolz. Würde er aufgeben, wenn er wusste, dass er zur Aufgabe gezwungen werden sollte? Würde er es ertragen,
seinen Gegnern sozusagen auch noch die Unkosten zu zahlen, die seine Kandidatur verursacht hatte? Gowers wusste, dass er dem Mann zumindest diesen Vorschlag machen, ihm diese Möglichkeit anbieten musste. Alles andere, jede Form der Ermittlung, wäre zu riskant. Aber was würde er selbst an der ganzen Sache verdienen?
    Nur um der Herausforderung willen überlegte er, wie er vorgehen könnte, um die Kinder zu finden und zu befreien. Er stellte sich diese Frage wie eine mathematische Aufgabe: Harewood plus, Klammer auf, Blampin mal x, Klammer zu, gleich y. Diese Gleichung ließe sich nur lösen, wenn man die bekannten Faktoren scharf beobachten und zu möglichst unüberlegten Reaktionen verleiten würde. Aber genau da lag das Problem, das Risiko. Waren diese Reaktionen kalkulierbar? Harewood plus Blampin geteilt durch die Provokation, das Wissen, die Vermutung zumindest, dass man ihnen auf der Spur war, konnte den Weg zu den Kindern ergeben, konnte die Kinder aber auch töten. Den Ausschlag gab  – sagte er sich später noch häufig  – die Überlegung, dass die Gegner Politiker waren; also eher Spieler als kaltblütige Killer. Insgeheim wusste er aber von Anfang an, dass das nicht stimmte: Den Ausschlag gab, dass er Geld verdienen wollte.
    Die junge Frau in seinen Armen stöhnte leise, und eine kaum merkliche Veränderung im Schlag ihres Herzens verriet ihm, dass sie jeden Moment aufwachen würde. Aber erst als seine Finger auf ihrem Geschlecht kreisten und sie ihre Schenkel ein wenig öffnete, um sich ihm ganz zu überlassen, erwachte sie tatsächlich und murmelte: »An deine Hände könnte ich mich gewöhnen!«
    Etliche träge Minuten später wurde ihr Stöhnen zu einem Keuchen. Sie drehte sich auf die Seite, zog beide Knie an und reckte sich im Rhythmus seiner Hand entgegen. Als es vorbei war, rollte sie sich auf den Bauch zurück, seufzte, räusperte sich und sagte: »So möchte ich öfter geweckt werden.«
    Er wischte seine Hand zärtlich an ihrem Gesäß ab, fühlte das Nachbeben ihrer Muskeln und fragte: »Mary?«
    Die junge Frau wurde plötzlich stocksteif, warf sich zu ihm herum und starrte ihn wütend an. »Sarah!«, sagte sie. Dann fiel ihr aber offenbar ein, dass er ja ein Kunde war, und sie machte ein Spiel aus ihrem Zorn. Setzte sich rittlings auf ihn, legte mit inszenierter Strenge seine Hände auf ihre kleinen Brüste und wiederholte: »Sarah!« Führte seine Hände zu ihrem Bauch hinunter, auf ihre Hüften, die Hinterbacken: »Sarah!!«
    »Sarah …« John Gowers lächelte. »Willst du dir zwanzig Dollar verdienen?«
    Statt einer Antwort rieb sie sich an seinem Bauch, anders als eben, härter, professioneller. »Hab ich das nicht schon?«, fragte sie kokett.
    »Ich meine heute Abend«, sagte er.
    »Heute Abend und jeden Abend«, antwortete sie. »Und wann immer du willst.« Sie legte sich jetzt auf ihn und versuchte, ihn auf den Mund zu küssen. Aber er drehte den Kopf weg, weil sie noch nicht gefrühstückt hatte. Nur um sie nicht zu beleidigen, küsste er sie jedoch auf die Wange.
    »Ich möchte mit dir zu einer Versammlung gehen«, sagte er.
    »Was?« Sie hob den Kopf ein wenig und suchte verwirrt seinen Blick.
    »Eine politische Versammlung«, erklärte er. »Die Kampagne ›Sauberes Victoria‹ …«
    Sie prustete ihm mitten ins Gesicht. Das war zuerst unangenehm, aber dann fühlte er, wie ihr Bauch vor Lachen

Weitere Kostenlose Bücher