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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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geistesgegenwärtig genug gewesen, sich auf den Boden zu werfen, und bis auf ein paar Tritte, die über ihn hinweggegangen waren, unverletzt geblieben.
    Nell Fagan raste vor Wut, war aber zu sehr mit dem Schlucken ihres eigenen Blutes beziehungsweise der Identifikation einzelner Zähne beschäftigt, die in ihrer Mundhöhle schwammen, um den Eindringling persönlich zu verfolgen. Am Eingang zur Höhle fand Jamie seinen Cousin Lionel, ebenfalls leicht verletzt, in zähe, weil sehr einseitige Übergabeverhandlungen mit den »Belagerern« verwickelt.
    »Was soll das?«, fragte der Unterhäuptling. »Mit wem sprichst du?«
    »Soldaten«, flüsterte Lionel. »Soldaten und Polizei! Ich hab deutlich gehört, wie sie ›Legt an!‹ gesagt haben. Nicht schießen!« , brüllte er dann so plötzlich, dass James Fagan zusammenfuhr. »Nicht schießen, um Gottes willen! Wir kommen freiwillig raus.«
    Das schüchterne Angebot wurde allerdings zum wiederholten Mal keiner Antwort gewürdigt.
    »Gottverflucht!« Nell war hinter sie getreten. Um ihr zerschlagenes Gesicht hatte sie die Fetzen eines alten Unterrocks gewunden, der nun langsam durchblutete, und in den Händen hielt sie einen Revolver; die einzige ernsthafte Waffe der Bande,
die aber eben im Dunkeln weder gefunden noch benutzt werden konnte. »Warum rennt ihr ihm nicht nach?«
    »Soldaten!«, wisperte Lionel und holte schon Luft, um noch einmal die bedingungslose Kapitulation anzubieten, als Nell ihn beiseitestieß.
    »Schwachsinn!«, sagte sie. »Der Kerl war allein.«
    Sie schlug den Vorhang hoch, gab Cousin Lionel aber nicht viel Zeit, um sich angesichts der gähnenden Leere der Nacht zu genieren, sondern organisierte die Verfolgung mit bemerkenswertem Verständnis für die Sache. »Kein Licht«, befahl sie, als die Cousinen Fackeln entzünden wollten. »Dann sieht er uns, aber wir ihn nicht! Schwärmt lieber aus. Wer ihn findet, schreit. Er kann noch nicht weit sein!«
    Gowers war in der Tat keine fünfhundert Meter entfernt und wusste, als er die Geräusche der Verfolger in seinem Rücken hörte, dass er mit den Kindern, dem verletzten Jungen zumal, auch nicht weit kommen würde. Mairie weinte vor Angst und wünschte sich Wölfe und Tiger anstelle Nell Fagans auf ihrer Fährte.
    Der Investigator blickte sich immer öfter um, und was er sah, beunruhigte ihn. Über diversen Schutthügeln, auf Mauerresten tauchten immer mehr und immer näher zerlumpte Gestalten auf und starrten in die Nacht. Noch schützte sie die Dunkelheit, aber je dichter die Verfolger herankamen, desto unsicherer wurde dieser Schutz, besonders, wenn weite, offene Flächen zu überqueren waren.
    Er wusste, dass ihm keiner aus dieser jämmerlichen Räuberbande einzeln im Kampf überlegen war, aber der Überraschungseffekt war nun dahin und gegen die Übermacht würde auch er sich nicht lange behaupten können. Es war auch nicht klar, welche Waffen sich die Entführer inzwischen beschafft hatten. Ein Versteck zu suchen und sich einzugraben wäre ebenfalls riskant, denn obwohl sie sich zu beherrschen versuchte, konnte Mairie ein Schluchzen nicht immer unterdrücken. Auch der Junge auf seiner Schulter stöhnte leise.
    Als Gowers einmal kurz anhielt, um seine Last zurechtzurücken, sagte Jonathan plötzlich: »Lassen Sie mich hier, Sir. Lassen Sie mich hier und rennen Sie mit Mairie weiter. Ich werde sie herlocken, und das wird Ihnen einen Vorsprung verschaffen.«
    Es war ein tapferer Vorschlag, tapferer, als Gowers ihn von einem so kleinen Kerl ohne Hosen erwartet hatte, und für ein paar Sekunden erwog er sogar, ihn anzunehmen. Dann sah er die Lichter, Fackeln, kleine sich bewegende Punkte in der Nacht, weit voraus. Während er weiterlief, überlegte er fieberhaft.
    Es musste Blampin sein, vielleicht mit Teilen der Bürgermiliz, wahrscheinlicher mit einigen Beamten der Victorian Police. Vermutlich hatte er versucht, Nell in Hays Tavern verhaften zu lassen, und sich dann auf ihre Spur gesetzt. Aber wer und was sie auch immer waren, die Lichter würden die Verfolger zurücktreiben. Doch wie den Lichtern entkommen?

37.
    Mrs. Emma Lafflin, eine zierliche Dame von Anfang fünfzig, war es gewohnt, dass ihr über zwanzig Jahre älterer Gatte bisweilen auch noch am späten Abend seltsame Menschen mit nach Hause brachte. Indianer, Mulatten, entlaufene Lehrlinge, Landstreicher jeden Alters, Wanderprediger  – sie alle fanden im Haus des Pulverfabrikanten in der Collins Avenue 24 zumindest für eine Nacht

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