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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Providence.
    Amerikanische Kriegsschiffe machten schließlich 1821 diesem letzten
Spuk der Freibeuter, Buccaneers und Piraten der Karibik, die unter der Flagge Groß-Kolumbiens ihrem seeräuberischen Handwerk nachgingen, ein unblutiges Ende. Die Brüder Laffitte segelten aus der Geschichte ins mythische Reich der Schatzinseln und Knabenträume, und Gringoire, ihr bester Kanonier, verschwand mit ihnen  – um vier Jahrzehnte später an Bord eines kleinen Mississippidampfers wieder aufzutauchen.

50.
    Gegen Mittag hatte Gringoire das Steuer übernommen und Gowers sich unter Deck verholt, wo John Lafflin, merkwürdig vertraut auch mit den Küchengerätschaften eines Schiffes, wenn auch nicht unbedingt mit Zutaten und Gewürzen, ihre erste Mahlzeit auf dem Fluss zubereitete.
    »Was liegt an, Mr. Gowers?«
    »Recht so, wie’s geht, Sir«, sagte John und fügte, nachdem er dem Treiben eine Weile zugesehen hatte, amüsiert, aber durchaus respektvoll hinzu: »Sie sind der erste Kapitän, den ich kochen sehe.«
    »Meinen Sie, ich sollte ein bisschen an Deck gehen und wichtig aussehen?«, erwiderte Lafflin ironisch. Er wandte sich wieder den beiden Töpfen zu, die über der Feuerstelle hingen. »Nein«, fuhr er fort, »wenn an Deck alles glattgeht, alle Pläne gemacht sind und alle Mann ihre Arbeit tun, sollten Kapitäne viel öfter kochen.«
    »Jason liegt achtern auf einer Taurolle und schläft.« Gowers war kein Denunziant, aber zu lange auf britischen Schiffen gefahren, um sich diese Bemerkung verkneifen zu können.
    »Jason ist gerade mal zwanzig. Der braucht seinen Schlaf«, antwortete Lafflin gleichmütig. »Ich dagegen kann selbst nachts kaum schlafen, zum Kohleschaufeln bin ich zu alt, und zum Lesen fehlt mir gegenwärtig die Lust. Kochen ist wirklich das Sinnvollste, was ich im Moment tun kann. Außerdem esse ich gern, und so weiß ich wenigstens, was ich esse.« Er wusste es allerdings nicht ganz genau, denn
er hatte zumindest ein paar Gewürze verarbeitet, die ihm bis dahin unbekannt gewesen waren.
    »Und die Autorität?«, bohrte John weiter.
    »Wenn ich die dauernd beweisen müsste, wäre ich arm dran.« Der Alte lächelte. »Da wir in Amerika schon die Wahl zwischen sinnloser Autoritätswahrung und sinnvoller Tätigkeit haben, wähle ich lieber die Tätigkeit.«
    »Ah! Sozialismus, nicht wahr?«, stichelte der Lotse.
    »Ja«, antwortete Lafflin trocken. »Die Beseitigung des Einkommens ohne Arbeit sozusagen.« Er scharrte mächtig in einem der beiden Töpfe, in dem sich trotz einer Unmenge Öls etwas anzusetzen drohte.
    »Warum wollen Sie eigentlich gerade das abschaffen, wovon alle träumen?«, fragte der junge Mann ehrlich erstaunt.
    »Weil es gute und schlechte Träume gibt, Mr. Gowers. Aber verstehen Sie mich recht: Der Traum von einem sorgenfreien Leben ohne Anstrengung ist nicht an sich schlecht. Schlecht ist er nur, wenn ihn wenige auf Kosten vieler verwirklichen, weil er dann für die vielen immer nur ein Traum bleiben wird.«
    »Ist nicht genau das natürlich?«
    »Das glaube ich eben nicht.« Lafflin ereiferte sich allmählich. »Ich halte es für eminent politisch. Für eine politische Konstruktion von den Reichen für die Reichen, begründet durch angeblich göttliche Prinzipien, organisiert von einer korrupten Beamtenschaft und durchgesetzt von Polizei und Militär  – also fünftausend Armen, die man ein bisschen besser bezahlt, damit sie hunderttausend andere Arme in Schach halten. Natürlich, Mr. Gowers, ist dagegen die Revolution!«
    »Aha«, sagte der Lotse und führte den Daumen quer unter seinem Kinn über den Hals.
    »Ja«, bestätigte Lafflin, »wenn es nicht anders geht.« Wieder verlangten die Töpfe ihr Recht, und der Kapitän nahm einen von ihnen von der offenen Flamme. »Wissen Sie, was Marie-Antoinette geantwortet hat, als man ihr erklärte, dass die Armen revoltieren, weil sie kein Brot mehr haben?«
    Gowers schüttelte den Kopf.
    »Sie sagte: Dann sollen sie doch Kuchen essen!« Lafflin schnaufte verächtlich. »Einen solchen Kopf zu verlieren kann man wohl kaum als Verlust für die Menschheit bezeichnen.«
    »Ich nehme an, dass Marie-Antoinette das anders gesehen hat.«
    Der alte Mann zuckte jetzt die Achseln, als hielte er die Fortsetzung des Gesprächs allmählich für sinnlos. »Revolutionen sind immer grausam, in ihrem Verlauf ungerecht, in ihren Ergebnissen häufig verfehlt. Aber eben nie  – unberechtigt! Ein Prozent der Bevölkerung hat nun einmal nicht das Recht,

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