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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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interessierte, verpasste die glänzende Gelegenheit, in der australischen Wüste ehrenvoll zu verschmachten, und stand im Waikato-Krieg neben dem Mann, der das Viktoriakreuz erhielt. Kopfschüttelnd lächelte er, die Pfeife im Mundwinkel, und blickte nachdenklich in die Sonne, die im Westen im großen Garnichts versank. Komische Sache, der Ruhm. Gut, dass die Tat alles war!
    Als von Tempsky von seiner sentimentalen Reise nach Melbourne zurückkehrte, war sein Schiff seeklar und seine Division mit Freiwilligen aller Art aufgefüllt, darunter sogar ein paar Chinesen. Wie nicht anders zu erwarten, war es zwar eher die Hefe der Kolonie, die angemustert hatte, aber auch etliche ausgediente Soldaten der britischen Indienarmee, die ihr Glück auch in Australien nicht gefunden hatten. Gute irische und schottische Namen waren in der Stammrolle eingetragen, was indes nicht viel heißen wollte, da man sich nicht die Zeit genommen hatte, die dazugehörigen Identitäten zu überprüfen.
    Von Tempsky seufzte und grinste gleichzeitig, als er den sechsten
oder siebten John Smith entdeckte. Kolonialtruppen waren überall gleich und boten dem Hühnerdieb wie dem Hochstapler rund um den Globus die bequeme und einfache Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen. Aber er würde die Kerle schon hinkriegen in den drei oder vier Wochen auf See, in denen sie nicht desertieren konnten. Eben wollte er dem Kapitän den Befehl übermitteln, bei nächster Gelegenheit die Anker zu lichten, als lautstarke Stimmen an Deck ihm verrieten, dass Ärger bevorstand.
    Es war eine Abteilung der Victorian Police, die das Schiff geentert hatte und nun offenbar glaubte, das Kommando übernehmen zu können. Von Tempsky nahm sich nicht die Zeit, seinen Uniformrock anzuziehen, und lediglich seine Feldmütze, ein schmales »Schiffchen«, das er in einem die Schwerkraft und jede Art von Autorität herausfordernden Winkel auf die dunklen Locken gesetzt hatte, wies ihn als Offizier aus. Sein um Hals und Nacken nur nachlässig geschlossenes Hemd, die in die kniehohen Stiefel gestopfte graue Hose und insbesondere der Gürtel, in dem ein Revolver und zwei Bowiemesser steckten, ließen ihn dagegen eher wie einen Piraten- oder Schmugglerhäuptling aussehen.
    »Captain von Tempsky«, stellte er sich mit feinem Lächeln dem Sergeant und seiner sechsköpfigen Polizeitruppe vor. »Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?«
    Der Sergeant überlegte kurz, beschloss dann, vor einem derart heruntergekommenen Offizier, der offenbar nicht einmal Brite war, nicht zu salutieren, und sagte so amtlich kühl, als würde er die Sätze ablesen: »Wir suchen einen Amerikaner namens John Gowers. Wir haben Grund zu der Annahme, dass er sich als Soldat hat anwerben lassen. Wir werden deshalb mit Ihrer gütigen Erlaubnis dieses Schiff durchsuchen.«
    »Die Arbeit können Sie sich sparen, Sergeant«, sagte von Tempsky leichthin, der so etwas geahnt haben mochte und die Stammrolle noch in der Hand hielt, die er gerade durchgegangen
war. Mit einem verständnisvollen Nicken reichte er sie jetzt dem Polizisten. »Tun Sie Ihre Pflicht, Sergeant. Suchen Sie Ihren Mann!«
    Er wusste, dass das ganze Schiff jetzt vor Anspannung bebte, wusste aber auch, dass seine nächsten Worte das Verhältnis der neuen Rekruten zu ihrem Kommandeur bestimmen würden. »Wenn er allerdings nicht auf dieser Liste steht«, sagte er kategorisch, »ist der Mann nicht an Bord.« Das war es, was seine Männer wissen mussten. »Was hat er denn ausgefressen?«
    »Ist in diese Maguire-Geschichte verwickelt«, brummte der Sergeant stirnrunzelnd, während er das Verzeichnis der Eingeschriebenen wenig hoffnungsvoll entgegennahm. »Ich weiß nicht, ob Sie davon gehört haben.«
    Von Tempsky hatte davon gehört, sogar in einigen Gazetten darüber gelesen; bis nach Bendigo hinauf sprach die ganze Kolonie von dem tragischen Selbstmord einer gewissen Mrs. Maguire, dem Tod ihrer Kinder und dem, was ihr Mann, übrigens ein ehemaliger Sträfling, einer Verdächtigen angetan hatte. Nur der Name John Gowers war ihm in diesem Zusammenhang noch nicht begegnet. Vollkommen bereit, den Mann entgegen seinen Gepflogenheiten tatsächlich auszuliefern, fragte er: »Ist er der Mörder?«
    »Wissen wir nicht«, antwortete der Polizeibeamte, der die Liste gründlich studierte. »Hat jedenfalls ausgesagt, dass er den Mörder kennt. Undurchsichtige Geschichte! Gibt sich als Detektiv aus«, fügte er nur mehr brummend hinzu.
    Ein John Gowers war in der

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