Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)
sieben verschiedenen Plantagen in Denham Parish bei Baton Rouge.
Es hatte viel Zeit und Koordination gekostet, diese Massenflucht vorzubereiten, und entsprechend viele Leute waren in den Plan eingeweiht. Einer, Nathan Willoughby, ein Haussklave und ausgesprochen vernünftiger Mann, war offenbar geschnappt worden, und Deborah wagte daraufhin nicht mehr, ihre Gruppe zum vereinbarten Treffpunkt mit dem Schiff zu führen. Stattdessen gingen sie – Deborah wusste aus eigener Erfahrung, dass ein Erwachsener fünf Tage, ohne zu essen, marschieren kann – nach Südosten, in die Sümpfe des Lake Maurepas, und hatten damit den von der Miliz gezogenen Fahndungsring überschritten. Hier versteckten sie sich einige Tage, bis Deborah, in der Maske eines Cajunmischlings, ein Floß aufgetrieben hatte, das groß genug war, um sie alle über den Fluss zu bringen.
Das Übersetzen war eine selbstmörderische nächtliche Aktion gewesen, da keiner von ihnen besonders viel Erfahrung mit Flößen hatte, und zwei Kinder waren ertrunken: ein vorwitziger kleiner Junge, der ins Wasser gefallen, und seine dreizehnjährige Schwester, die ihm nachgesprungen war, um ihn zu retten. Die Klagen der untröstlichen Mutter hatten sie am anderen Ufer, nahe Lulling, beinahe verraten, und ein paar wilde junge Männer in ihrer Gruppe waren nahe daran gewesen, die Frau zu erschlagen. Überhaupt waren die jungen Männer diesmal ein Problem, und das Fehlen eines besonnenen Mannes wie Nathan Willoughby machte sich hier besonders bemerkbar: Sie gehorchten Deborah nur widerwillig, und besonders einer, Gandalod von der Bonneterre-Plantage, sprach immer wieder davon, nicht mehr zu flüchten, sondern zu kämpfen, in der nächstbesten Stadt Waffen zu stehlen und alle Weißen zu töten, die ihnen begegnen würden.
Gandalod drohte wahrhaftig damit, sich – und alle Männer, die mit ihm gehen würden – von der Gruppe zu trennen und in den Sümpfen eine Räuberbande zu gründen, eine Armee freier Mörder, als deren General er sich bereits sah. Er war zweifellos halb wahnsinnig und beruhigte sich erst, als Deborah ihm sehr verständnisvoll klarmachte, dass das eine das andere ja nicht ausschließen müsse; zuerst würde man die Frauen und Kinder in Sicherheit bringen, dann
könne man immer noch über einen Krieg der Sklaven gegen ihre Herren nachdenken.
Von da an war Gandalod einer der Eifrigsten in dem Bestreben, die Flüchtlinge ungesehen nach Barataria zu bringen. Deborah erfuhr später von den Frauen, dass man den jungen Mann kastriert hatte – auf Befehl seiner Herrin und vor den Augen des Mädchens, in das er verliebt gewesen war. Das erklärte zumindest seinen wahnsinnigen Rachewunsch.
Der Weg durch die Sümpfe, immer bei Nacht, bis zu den Ufern des Lake Salvador, war lebensgefährlich gewesen. Eine der Frauen war von einem Alligator angefallen worden, als sie sich von den anderen entfernt hatte, um Beeren zu suchen, und die anschließende Panik hatte die Gruppe beinahe völlig zerstreut. Es dauerte einen ganzen Tag, um sie wieder zusammenzubringen und zum Weitergehen zu überreden. Gandalod, der den Alligator mit nichts als einem Knüppel angegriffen und vertrieben hatte, schwankte unter der Last der schwer verwundeten Frau, und Deborah hatte fast siebzig Stunden lang nicht geschlafen, als sie Barataria endlich erreichten. Hier, im tiefsten Süden, wo man sie am wenigsten suchen würde, trieben sie Pfähle in den weichen Boden, bauten kleine Plattformen und errichteten primitive Hütten darauf, um zumindest vor Raubtieren geschützt zu sein.
Die Versorgung mit Nahrungsmitteln war ein Problem. Die Männer schnitzten sich Speere und jagten ohne großen Erfolg die wilden Schweine, die Frauen angelten und sammelten unbekannte Beeren und Kräuter, an denen sich die ganze Gruppe beinahe vergiftete. Alle litten unter Durchfall und aßen schließlich das Moos, die Flechten und sogar die Rinde der Bäume, um überhaupt etwas im Magen zu haben. Die verletzte Frau starb, und Deborah gab auch den anderen nur noch zwei, höchstens drei Wochen. Dreimal machte sie sich auf den langen, gefährlichen Weg nach New Orleans. Einmal, um dem alten Mann zu telegrafieren, zweimal, um Nahrungsmittel zu stehlen; zwei Säcke mit Futtermais, die sie ganz allein und auf den Schultern zwanzig Meilen weit durch die Sümpfe trug. Ein Boot zu stehlen wäre zu gefährlich gewesen.
Die Aufsässigkeit der jungen Männer nahm wieder zu, und eine offene Meuterei konnte nur
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