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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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sich  – nicht mehr im Namen seines geistig umnachteten Auftraggebers, sondern ganz für sich selbst  – für die Jagd auf James Fagan.
    Als er wusste, wie er den Mörder finden konnte, räumte er seine Wohnung auf, so gut es ging, denn er würde eine Weile wegbleiben. Er ließ all seine Bücher  – bis auf Byrons Cain   – in den Regalen zurück, sogar die Canterbury Tales , die ihn sein Leben lang begleitet hatten, weil er annahm, dass er bald zurückkommen würde. Kleider zum Wechseln brauchte er nicht, lediglich seine Waffen und die Offiziersmütze, die er in all seinen Kämpfen trug. Entsprechend klein war sein Bündel, als er die Tür hinter sich abschloss. Er deponierte den Schlüssel in einem Schließfach seiner Bank, ging dann zum Hafen hinunter und war einen Tag später als einfacher Soldat der 5th Armed Constabulary auf dem Weg nach Neuseeland.

56.
    In seinem Beruf hatte der Detektiv es häufig mit »schweren Jungs« zu tun, verschwiegenen, maulfaulen Gesellen, die lieber zuschlugen, als ein Wort zu viel zu sagen. Noch schlimmer waren die kriminellen Frauen, Damen des Gewerbes, die gemeinhin zwar schnell und viel redeten, aber selten die Wahrheit sagten. Als Plage betrachtete er auch jene Beamten in Justiz und Verwaltung, denen weder durch Bestechung noch gutes Zureden Informationen zu entlocken waren.
    Gabriel Beale hatte viele Strategien, die ihn trotz solcher menschlichen Hindernisse normalerweise rasch ans Ziel führten. Er hatte sich schon als Pfarrer, General, Saufkumpan, Freier, Juwelier, Journalist, Anwalt, Polizist, potenzielles Opfer, Versicherungsvertreter, Büchsenmacher und, und, und ausgegeben, einmal sogar als Standesbeamter. Am Ende bekam er seine Informationen, Namen und Daten, vor allem, weil er die unheimliche Gabe besaß, binnen Minuten das Vertrauen seiner Gesprächspartner zu gewinnen.
    Nur Mrs. Emma Lafflin und das Haus Nr. 24 in der Collins Avenue, St. Louis/Missouri, erwies sich mehr und mehr als uneinnehmbare Festung. Das traf ihn umso härter, als die Ermittlung bis dahin so einfach gewesen war. Er hatte natürlich den arglosen Maler ausgequetscht wie eine Zitrone und wusste nun, dass die Lafflins eine glückliche Ehe führten und zwei erwachsene Söhne hatten. Er wusste sogar, wo und was sie studierten. Aber andererseits wollte er in seinem Leben nie wieder etwas über den Sozialismus und die Internationale Arbeitervereinigung von St. Louis hören oder irgendetwas zu den künstlerischen Bemühungen dieses Pinselquälers sagen müssen.
    Es kostete ihn einen Nachmittag herauszufinden, wo und wann die Lafflins getraut worden waren, und er musste diese lächerliche Information – 7. Juni 1832  – auch noch aus den unzähligen Familienanekdoten der presbyterianischen Gemeinde herausfiltern, mit denen der redselige Pfarrer das gemeinsame Durchblättern des Kirchenbuchs offenbar kurzweiliger zu gestalten glaubte. Mit kaum noch gespielter
Rachsucht klapperte er danach einen Tag lang sämtliche Rechtsanwälte der Stadt ab, um als geprellter Salpeterzulieferer P. W. Dobbington seinen betrügerischen Geschäftspartner John Lafflin zu verklagen. Aber nicht einer, nicht der schäbigste unter den ortsansässigen Winkeladvokaten wollte den Fall übernehmen oder konnte auch nur irgendetwas Negatives über den Leumund des Schießpulverfabrikanten sagen  – es war zum Verzweifeln.
    Seine letzte selbstmörderische Attacke führte ihn direkt und persönlich vor die Tür und sogar in die Halle des belagerten Hauses. Sehr gekonnt, seriös und mit würdevoller Besorgnis spielte er dort die Rolle eines privaten Ermittlers namens Edward Doughty, der seit einigen Wochen die Schritte der Ehefrau seines ungenannten Auftraggebers beobachtet habe und dabei, wie solle er sagen, auch auf die Spur des Hausherrn, John Lafflin, gestoßen sei, der in ihrer Gesellschaft verkehre. Selbstverständlich wolle er alles tun, um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden, sehe es aber als seine unangenehme Pflicht an, sie, Mrs. Lafflin, zu fragen, ob sie ihres Gatten sicher und über seine gesellschaftlichen Aktivitäten jederzeit auf dem Laufenden sei. Im Interesse aller Beteiligten …
    Sein Auftritt dauerte nur knapp zwei Minuten. Dann sagte Emma Lafflin amüsiert zu ihrem Hausdiener, einem großen, sehr distinguiert wirkenden Neger: »Lucius, der Herr will gehen und findet die Tür nicht.«
    Und Gabriel Beale  – »Da haben Sie aber Glück, Sir. Die kann ich Ihnen so deutlich zeigen, dass

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