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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Verantwortung brachliegenden dunklen Teil ihrer Persönlichkeit zu bewässern, lachte
Maggie höchstens hinter vorgehaltener Hand und ließ diese Männer ansonsten stundenweise nach ihrer Fasson selig werden.
    In ihren philosophischen Augenblicken beklagte sie sogar die Ungerechtigkeit des Lebens, die in Bezug auf ihren Beruf vornehmlich darin bestand, dass gerade den normalen, kräftigen jungen Männern so oft das Geld, den alten, reichen hingegen bisweilen die Kraft fehlte. Nur wenn Gefahr für Leib und Leben ihrer Mädchen bestand, konnte Maggie ausgesprochen verständnislos werden.
    Sie sah einem Kunden mit fast gespenstischer Sicherheit an, ob er schwierig werden würde, und wusste, dass sie den eleganten jungen Mann mit dem eng gebundenen Halstuch im Auge behalten musste. Schon im Salon führte sie ihm deswegen nur die älteren, erfahreneren Mädchen vor. Er ließ sie gegen die übliche Anzahlung fast eine Viertelstunde lang nackt vor sich paradieren, ehe er sich für zwei von ihnen, eine Weiße und eine Schwarze, entschied.
    Maggie ließ den dreien einen kleinen Vorsprung, um in einem der üppig ausgestatteten Separees im ersten Stock zu verschwinden, ging dann aber selbst nach oben, in einen angrenzenden kleinen Raum und sah durch das unauffällige Guckloch, dass ihr Misstrauen berechtigt war. Der junge Mann, der immer wieder nach seinem Hals tastete, hatte sich nicht ausgezogen und sah über den Griff seines Spazierstocks hinweg lediglich zu, wie die Mädchen auf dem breiten Bett und auf seinen Wunsch hin einander beschnüffelten wie junge Hunde. Das war ein wenig degoutant, aber nicht bedrohlich, und wenn daraus lediglich eine der hier nicht unüblichen Szenen lesbischer Liebe werden würde, gab es für Maggie keinen Grund, dagegen einzuschreiten.
    Der Kunde forderte die kräftige schwarze Cleo jedoch nach einer Weile auf, die zierliche weiße Elly zu verprügeln, und die gespannte Aufmerksamkeit der Bordellchefin erhöhte sich. Wie würde er reagieren, falls die Mädchen sich weigerten? Die beiden versierten Huren warfen sich allerdings nur einen kurzen, fragenden Blick zu, dann nickte Elly ergeben und legte sich so über den Schoß ihrer Kollegin, dass der anspruchsvolle Kunde alles sehen konnte, was er offenbar sehen wollte. Die Schläge waren nicht hart, nur Theaterschläge, wurden
aber geschickt so ausgeführt, dass es ordentlich klatschte, und das gab der Gezüchtigten Gelegenheit, in ebenso theatralisches Wehklagen auszubrechen. Vielleicht war gerade das ein Fehler; denn anstatt ihn zu befriedigen, machte das Schauspiel den Kunden anscheinend wütend.
    »Härter!«, befahl er, und nun rutschte der Farbigen einige Male ernsthaft die Hand aus, das schmale Gesäß des weißen Mädchens rötete sich zusehends, und ihre Klagelaute wurden leiser, aber ehrlicher. Noch immer wartete Maggie auf das alles entscheidende Wort »Nein«, oder darauf, dass der Mann endlich seine Hose aufknöpfte, aber weder das eine noch das andere geschah in den nächsten fünf Minuten.
    Erst nachdem die Huren auf sein Geheiß ihre Rollen vertauscht hatten, ohne dass ihn das Schauspiel befriedigte, zog er seinen Ledergürtel ab, forderte die Schwarze auf, sich bäuchlings auf das Bett zu legen, und erhob sich. Cleo weigerte sich nun gleich mehrfach, und während er Rock und Hut ablegte, hatte Maggie ihren Beobachtungsposten bereits verlassen, ging auf den Flur und klopfte heftig an die Zimmertür.
    Bonneterre fluchte, während das weiße Mädchen öffnete.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Maggie, als wenn sie es nicht längst besser wüsste.
    »Aber ja«, sagte Bonneterre. »Die Damen unterhalten mich nur ein wenig, bevor wir ins Bett gehen.«
    »Nein, Ma’am«, entgegnete Cleo. »Er wollte mich schlagen. Mit dem Gürtel da!«
    »Sir«, sagte Maggie freundlich, aber bestimmt und verriet mit keiner Miene, dass sie alles beobachtet hatte, »Vergnügungen dieser Art bieten wir hier nicht an.«
    »Es ist nur ein Spiel.« Bonneterre versuchte sich an einem arroganten, verächtlichen Lächeln, aber er schwitzte, und der gewünschte Gesichtsausdruck entglitt ihm. Seine Vorfreude auf die pfeifenden Schläge, die nach dem aufreizend demütigenden Vorspiel nun die schwarze Haut zum Anschwellen bringen würden, war zu groß gewesen. Er flüchtete mit seinen nächsten Worten auf das Terrain, das ihm sein Leben lang Sicherheit geboten hatte.
    »Ich zahle selbstverständlich dafür, und ich zahle gut!«
    »Das bezweifle ich nicht, Sir«,

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