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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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hinderte ihn daran, weiter zuzuschlagen. Das ist alles, Officer. Auch die ärztliche Untersuchung der beteiligten Damen wird diese Aussage bestätigen.«
    »Überprüfen!«, befahl Duggan seinem offenbar niederrangigeren Kollegen Helman, der sich beeilte, der Aufforderung nachzukommen. Sein Chef begann, sich im Zimmer umzusehen, und zog misstrauisch ein paar Bücher aus dem Regal. »Wie kommt Maggie«, sagte er und korrigierte sich errötend, »Mrs. Margret-Ann dazu, Sie um Hilfe zu bitten, Mr. Gowers?«
    »Sie ist meine Hauswirtin, Sir, und die Situation war zu eilig, um die Polizei zu verständigen.«
    Duggan gab sich mit dieser Auskunft zufrieden, sah aber mit der professionellen Besorgnis eines Menschenfängers, dass ihm die scheinbar so leichte Beute mehr und mehr aus den Fingern glitt. Er war darum hocherfreut, als in diesem Moment ein Bote von der Polizeistation anlangte und ihm ein eigenartiges, altertümliches Dokument aushändigte.
    Henry Hunter hatte den Informationen des Detektivs Gabriel Beale endlich Vertrauen geschenkt, als der reichlich derangierte Bonneterre ihm berichtete, dass nicht nur der gesuchte Lotse, sondern auch der Schießpulverfabrikant John Lafflin in New Orleans sei. Sofortige Erkundigungen im Polizeiarchiv hatten Erstaunliches zutage gefördert, nämlich einen über vierzig Jahre alten Haftbefehl, den nun der Police Officer Duggan umständlich entfaltete, wobei das in den Falzen bereits brüchige Papier endgültig einriss. Der Bote flüsterte ihm gleichzeitig etwas ins Ohr, und die Sonne des polizeilichen Fahndungserfolgs ging in Duggans Gesicht auf.
    »John Lafflin«, sagte er mit amtlicher Schwere, »alias Jean Laffitte. Sie sind hiermit verhaftet wegen Piraterie, Schmuggel und illegalem Sklavenhandel! Wenn Sie mir bitte folgen würden!«
    »Wollen wir nicht noch einen Augenblick warten, Officer?«, antwortete Lafflin, während er aufmerksam das vergilbte Dokument studierte, das der Polizist ihm nach so vielen Jahren unter die Nase hielt. »Dann könnten Sie vielleicht Mr. Gowers auch gleich mitnehmen.«
    »Genehmigt«, schnarrte Duggan. »Aber glauben Sie ja nicht, dass Sie mir jetzt noch entwischen können!« Er legte mit ausgesuchter Arroganz beide Hände auf den Rücken und wandte sich wieder
dem Bücherregal zu, um dem Delinquenten seine ganze aufreizende Selbstsicherheit zu demonstrieren.
    »Sklavenhandel?«, fragte John Gowers verwundert.
    Lafflin nickte. »Vor einem Menschenalter, Mr. Gowers. Was sagten Sie eben über den falschen Mann, der das Richtige tut?« Er bedeutete dem Lotsen mit einem Wink seiner Augen, dass Police Officer Duggan just in diesem Moment Das verlorene Paradies zur Hand genommen hatte.
    »Kennen Sie John Milton, Officer?«, fragte Gowers den Polizisten, der daraufhin wie ertappt das Buch zuschlug.
    Duggan überlegte. »Ist polizeilich bislang nicht aufgefallen«, lautete dann seine amtliche Stellungnahme.
    »Ich denke jedenfalls«, fuhr John Gowers in einem retardierenden Stil fort, der Magister Chambers Laute des philologischen Entzückens entlockt hätte, »dass sein Bekenntnis zur menschlichen Willensfreiheit hier evident ist.«
    »Ich bin nach wie vor anderer Ansicht, junger Mann«, entgegnete Lafflin, während der Polizist verständnislos vom einen zum anderen sah. »Schließlich war er Calvinist …«
    »Puritaner!«, korrigierte Gowers.
    »Wie auch immer. Jedenfalls Anhänger der reformierten Auffassung von Gottesgnade und Prädestination, der Vorherbestimmtheit des menschlichen Schicksals. Denken Sie nur an die Hafenszene!«
    »Hafenszene?«, Gowers runzelte die Stirn.
    »Ja. Am Pier sieben.«
    »Sie meinen die Stelle, wo die Verschwörer sich treffen?«
    »Exakt.«
    »Aber sie laufen doch aneinander vorbei, ohne sich zu erkennen.«
    »Bis Gott zu Moses spricht, Mr. Gowers. Exodus, Kapitel drei, Vers zehn.«
    »Ich verstehe.«
    »Noch nicht ganz, fürchte ich.« Lafflin seufzte. »Denn diese Stelle korrespondiert bekanntlich eng mit den Versen vierzehn folgende im Buch der Richter, Kapitel vier.«
    Gowers hob, scheinbar von den besseren Argumenten überzeugt, ergeben die Hände. »Das sollte ich vielleicht noch mal nachlesen, Sir!«
    »Bla, bla, bla«, murmelte Officer Duggan gelangweilt. Dann tauchte der dienstbeflissene Helman wieder auf. Die Befragung Maggies und der Huren hatte ergeben, dass John Gowers in Nothilfe gehandelt hatte und deswegen nicht unter Arrest gestellt werden konnte. Das weitere Verfahren in diesem Fall war damit nicht mehr

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