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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Memphis bis Baton Rouge fragen nach der Deep South . Doch wohl nicht, weil Sie ihr Lotse sind!«
    »Aber wie hängt das alles mit dem Abend in St. Louis zusammen? Ich verstehe es nicht.«
    »Der Hase muss die Hunde nicht verstehen, um zu rennen. Und jedenfalls sollte er nicht in einem Loch sitzen, von dem die Hunde wissen, dass er drinsitzt!«
    »Was soll ich beim Schiff, Sir?«
    »Es so gut wie möglich verstecken, obwohl sie vermutlich nicht flussabwärts danach suchen werden. Gringoire soll mit den anderen nach Barataria aufbrechen und sich an Monbars erinnern! Ich weiß zwar nicht, ob unsere … unsere Fracht da ist, aber …«
    »Wenn ich mit dem Schiff unterwegs bleibe, wenn Ihr Kontaktmann umdisponiert hat und unsere ›Fracht‹ woanders ist, werden
wir alle durch die Sümpfe irren und aneinander vorbeilaufen, bis die Miliz uns einsammelt!«
    Lafflin schloss die Augen, konzentrierte sich, um diese Probleme zu bedenken, blies aber nach wenigen Sekunden die aufgestaute Luft aus seiner Lunge. Er war offensichtlich ratlos.
    »Sir«, sagte John ruhig. »Ich will Sie nicht drängen, aber wäre es nicht an der Zeit, mich über das aufzuklären, was wir hier tun?«
    Lafflin nickte, aber in diesem Moment klopfte es zum zweiten Mal an diesem Abend heftig an der Tür.
    »New Orleans Police! Sofort aufmachen!«
    Bonneterre hatte keine Zeit verloren. Aber vielleicht war gerade das ein Fehler gewesen, denn nicht mehr als zwei Polizeibeamte betraten Gowers’ Wohnung, nachdem dieser geöffnet hatte. Eine Observierung oder aber das gewaltsame Eindringen der Louisiana-Miliz hätte sicherlich mehr gebracht als die offizielle Untersuchung einer polizeilichen Anzeige.
    »Mein Name ist Duggan, das ist mein Kollege Helman«, sagte der Wortführer der bescheidenen Abteilung. »Sind Sie John Gowers, auch bekannt als ›der Engländer‹?«
    »Ja«, antwortete John und hätte am liebsten hinzugefügt: Wen hatten Sie denn hier erwartet?
    »Gegen Sie liegt eine Anzeige wegen Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung vor, junger Mann. Würden Sie bitte mitkommen?!«
    »Moment, Officer Duggan«, schaltete sich John Lafflin ein. »Wollen Sie den Fall nicht erst einmal untersuchen, ehe Sie der Stadtkasse unnötige Kosten verursachen?« Mit schlafwandlerischer Sicherheit hatte er das Argument gefunden, das noch den fantasielosesten Beamten ins Grübeln bringt. »Ich war zufällig Zeuge der Auseinandersetzung und kann bestätigen, dass Mr. Gowers in einem Akt der Nothilfe gehandelt hat.«
    »Wer sind Sie denn überhaupt?«, flüchtete Duggan barsch auf das von ihm schlafwandlerisch beherrschte Terrain der simplen Fakten.
    »Mein Name ist John Lafflin. Direktor der Lafflin Gunpowder Limited, St. Louis/Missouri.«
    »Und was tun Sie in diesem Haus, Sir?« Duggan verzog den Mund zu einem überlegenen Grinsen, als wüsste er die Antwort bereits.
    Aber der alte Mann erwiderte sehr ernsthaft: »Wir diskutieren gerade ein literarisches Problem! Eine Stelle bei Milton, die wir verschieden auslegen.«
    »In uns allein sei unsre Seligkeit«, warf John Gowers ein. »Für uns allein zu leben, sei es auch in dieser Wüste hier, damit wir frei und unabhängig statt des leichtern Jochs des Sklavenpomps die schwere Freiheit wählen.«
    Die Beamten der New Orleans Police wurden nicht unbedingt nach ihrem literarischen Kenntnisstand ausgewählt und sahen einander stirnrunzelnd an.
    »Ich behaupte«, sagte Gowers, »dass der hier formulierte Gedanke von der Autonomie des menschlichen Geistes ein Credo Miltons ist.«
    »Aber nein«, entgegnete Lafflin, »denn es ist Satan, der diese Verse spricht, und das konterkariert Ihre Aussage.«
    »Eben nicht Satan«, sagte Gowers mit schulmeisterlich erhobenem Zeigefinger. »Nur einer der gefallenen Engel.«
    »Und was ist dann passiert?«, unterbrach Officer Duggan den ihm unverständlichen Disput.
    »Mrs. Margret-Ann, die Besitzerin des benachbarten Etablissements«, berichtete Lafflin, »informierte Mr. Gowers darüber, dass ein Kunde zwei ihrer Mädchen misshandeln würde, und erbat seine Hilfe. Sowohl Mrs. Margret-Ann als auch die beiden angestellten Damen werden Ihnen das gerne bestätigen, Officer!«
    »Und weiter?« Auch rhetorische Weitschweifigkeit gehörte nicht zu den häufig geübten polizeilichen Tugenden Officer Duggans, eher die lakonische Kürze beim Erfragen von Sachverhalten.
    »Mr. Gowers folgte dieser Aufforderung, fand einen Mann mit erhobenem Ledergürtel über einer wehrlosen Frau stehend und

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