Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
erlebt. Ren erzählte Kishan von unserem ersten Besuch bei Phet und bat mich höflich, sein Gedächtnis aufzufrischen, sollte ihm etwas Wichtiges entgangen sein. Er erinnerte sich an vieles, schien lediglich den Teil nicht mehr zu wissen, der mit mir zu tun hatte.
Ich erklärte ihm alles über das Henna-Tattoo, das Phet auf meine Hand gezeichnet hatte, und wie wir herausfanden, dass es der Schlüssel zu den mythischen Stätten war. Ren erinnerte sich nicht daran und hatte nicht den leisesten Schimmer, wie er zu diesen Orten gelangt war. Sein Gedächtnis war wie ein Sieb.
Als wir den Yawal-Nationalpark erreichten, war Ren versessen darauf, so schnell wie möglich aus dem Auto zu springen und meiner Nähe zu entkommen. Er ging zu Fuß weiter, marschierte zielstrebig auf den Dschungel zu.
Kishan sah ihm nach und lehnte sich nach hinten, um sich den Rucksack mit den Waffen zu schnappen. Er warf ihn sich über die Schulter und verriegelte den Jeep.
»Sollen wir?«
»Na klar.« Ich seufzte. »Er hat schon einen ganz schönen Vorsprung, nicht wahr?«
»Ja. Ist aber kein Problem. Ich kann seiner Fährte jederzeit folgen.«
Mehrere Minuten gingen wir schweigend nebeneinanderher. Teakbäume streckten sich gen Himmel und schützten uns mit ihren dichten Kronen vor der brennenden Sonne.
»Wir wandern zum Suki-See, dort essen wir zu Mittag und legen während der heißesten Stunden des Tages eine Pause ein.«
»Hört sich gut an.«
Ich lauschte meinen knirschenden Schritten, während ich durch das Farngestrüpp im Dschungel marschierte. Kishan war ein stiller, zuverlässiger Begleiter.
»Ich vermisse das«, sagte er.
»Was vermisst du?«
»Mit dir durch den Dschungel zu wandern. Es ist friedvoll.«
»Ja, wenn man nicht gerade vor grauenhaften Geschöpfen weglaufen muss.«
»Es ist angenehm. Ich vermisse es, Zeit mit dir allein zu verbringen.«
»Ich will dich ja nicht enttäuschen, aber selbst jetzt sind wir nicht allein.«
»Nein. Das weiß ich. Aber wir sind immer noch mehr allein als in den vergangenen Wochen.« Er räusperte sich. »Ich habe euch gehört, als Ren neulich abends in dein Zimmer gekommen ist.«
»Oh. Dann weißt du also, dass sich ihm in meiner Gegenwart der Magen umdreht. Er kann mich nicht berühren.«
»Das tut mir leid. Ich weiß, dass das schmerzhaft für dich ist.«
»Es ist wohl eher andersherum. Ich bereite ihm Schmerzen.«
»Nein. Bei ihm ist es nur eine körperliche Sache. Dich verletzt er emotional. Du sollst wissen, dass ich hier bin, falls du mich brauchst.«
»Das weiß ich.«
Kishan kam näher und nahm meine Hand. »Nicht jeder zuckt bei deiner Berührung schmerzgepeinigt zusammen.«
»Danke.«
Lächelnd drückte er mir einen Kuss auf den Handrücken, dann setzten wir unseren Weg fort. Schweigend wanderten wir zwei Stunden lang, hielten die ganze Zeit über Händchen. Erneut grübelte ich über die Unterschiede zwischen Kishan und Ren nach. Ren redete oder schrieb ununterbrochen. Er liebte es, laut zu denken. Er meinte, sich nicht unterhalten zu können, sei der größte Nachteil seines Tigerdaseins.
In Oregon hatte Ren mich jeden Morgen mit unzähligen Fragen bombardiert oder auf welche geantwortet, die ich längst vergessen hatte, und über Dinge geredet, die ihm den ganzen Nachmittag in Tigergestalt nicht aus dem Sinn gegangen waren.
Kishan war das genaue Gegenteil. Er war ruhig und in sich gekehrt. Er genoss es, einfach nur zu schweigen , die Dinge zu fühlen , sie zu erfahren . Selbst wenn er nur ein Root Beer Float trank, schenkte er diesem Erlebnis hundert Prozent seiner Aufmerksamkeit. Er sog die Umgebung in sich auf und war vollkommen zufrieden damit, das Erlebte für sich zu behalten.
Ich fühlte mich bei beiden Männern wohl. Die Natur und die ruhigen Momente konnte ich mit Kishan besser genießen. War Ren in der Nähe, war ich viel zu sehr damit beschäftigt, mit ihm zu reden und – ich gebe es unverhohlen zu – ihn anzustarren, sodass alles andere um mich herum an Bedeutung verlor.
Als schließlich der Suki-See in Sicht kam, fanden wir Ren am Ufer vor, wo er Steine übers Wasser springen ließ. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht drehte er sich zu uns um. »Wird auch Zeit, dass ihr zwei endlich aufkreuzt. Ihr seid Schnecken. Ich bin am Verhungern. Was gibt’s zum Mittagessen?«
Ich streifte den Rucksack von den Schultern und ging in die Hocke, um ihn zu öffnen. Das Hemd klebte mir an der Haut. »Was hättest du denn gerne?«
Ren kauerte sich neben
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