Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
Zirkus eines gelehrt haben, dann Folgendes: Normalität ist eine Illusion. Jeder Mensch ist einzigartig. So etwas wie Normalität zu erreichen, wird den meisten Menschen auf Erden nicht gelingen. Ein Ehemann, der sich seiner Frau schämt, hat sie nicht verdient, und ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass du niemals die Bekanntschaft eines solchen Mannes machst.
Was deine Befürchtung angeht, du könntest nicht attraktiv sein oder das Interesse eines Mannes nicht mehr wecken, kann ich dir garantieren, selbst wenn dir beide Beine abgenommen würden, fände ich dich wunderschön und würde mich nach dir verzehren.« Ren lächelte, während ich zusammenzuckte. »Und die Verantwortung für Kinder obliegt beiden Elternteilen. Du und dein Gatte würdet die Dinge so zwischen euch aufteilen, wie es euch beiden behagt.«
»Aber ich wäre ihm eine Last.«
»Das wärst du nicht. Du würdest seine Last schmälern, da du ihn liebst.«
»Er müsste mich ja wie eine alte Oma herumschieben.«
»Er würde dich jede Nacht ins Bett tragen.«
»Du lässt wohl nicht zu, dass ich vor Selbstmitleid zerfließe?«
»Nein. Darf ich mir jetzt dein Bein anschauen?«
»Na schön.«
Er lächelte. »Gut. Halt still.«
Er flüsterte dem Göttlichen Tuch den Befehl zu, die blutverkrusteten Bandagen von meinem Bein zu entfernen und neue, weiche Verbände herzustellen. Dann bat er die Perlenkette, eine Schüssel mit warmem Wasser zu fertigen. Meine Zehen erschienen zuerst, und ich war schrecklich erleichtert, als ich sah, dass sie gesund und fleischfarben aussahen. Doch als sich die Fäden um meine Wade auflösten, schloss ich die Augen und drehte den Kopf weg. Ren sagte nichts, sondern tauchte einen Lappen in das Wasser und wusch mein Bein. Es fühlte sich an, als wäre es völlig in Ordnung, aber ich wollte das Risiko nicht eingehen und blickte stur geradeaus.
»Kannst du mit mir reden? Mich ablenken, damit ich nicht darüber nachdenke?«, flehte ich ihn an.
Er schob mir meinen einst wunderschönen, nun jedoch salzverkrusteten Rock übers Knie und betupfte sanft die Haut um und unter meiner Kniescheibe.
»Sicher. Kürzlich habe ich ein neues Gedicht geschrieben. Wäre das genehm?«
Ich nickte stumm und wimmerte, als Ren eine schmerzempfindliche Stelle berührte.
»Es heißt ›Das Herz hinter Gittern‹.« Er begann, und seine warme Stimme umhüllte mich und spendete mir wie immer Trost.
Das Herz hinter Gittern
Schlägt das Herz hinter Gittern schwächer?
Nein! Es hämmert noch heftiger.
Es pocht
Nicht von Schloss und Eisenstab gefangen
Sondern seiner eig’nen Hand.
Ungezähmt und wild
Kann es Ruhe finden
Erst im Dschungel.
Frieden in der Liebkosung
der blättrigen Arme.
Aber der Weg zum Dschungel ist verloren.
Und so dreht es sich im allerkleinsten Kreise
Starrt in die Ferne
Und wartet auf den Moment
Da es freikommt.
Ren endete und wrang den Lappen aus. »Du kannst schauen, wenn du willst. Deinem Bein geht es gut.«
Zögerlich öffnete ich die Augen und wagte einen Blick. Eine dünne blassrosa Narbe lief von meiner Wade zu meinem Knöchel. Ren berührte sie sanft, fuhr sie bis hinab zu meinem Fuß nach. Ich schauderte.
Er missverstand meine Reaktion. »Sie sieht überhaupt nicht schlimm aus. Oder tut es weh?«
»Nein, nicht wirklich. Sie ist nur ein bisschen wund.«
Er nickte und umfasste meine Wade, drückte sie leicht.
»Das fühlt sich gut an. Vielleicht wäre eine Massage nicht schlecht, sobald die Wunde noch ein Stück verheilt ist.«
»Jederzeit.«
Ich legte ihm die Hand auf den Arm. »Vielen Dank. Ich … Dein Gedicht … Es war wunderschön.«
»Gern geschehen«, lächelte er warmherzig, »und dir vielen Dank, dil ke dadkan .«
Tieftraurig schob ich mich näher und legte meine Hand auf sein Herz. »In deinem Gedicht geht es nicht um Lokesh, den Zirkus oder das Vergessen, nicht wahr?«
»Nein.« Er legte seine Hand auf meine und drückte sie an sich.
Eine Träne tropfte mir die Wange herab. »Ren … Ich …«
Kishan seufzte im Schlaf, als die Sonne über den Horizont kroch und ihm ins Gesicht schien. Im nächsten Moment setzte er sich auf, rieb sich die schläfrigen Augen und rutschte näher. Dann schlang er mir die Arme um die Taille und zog mich an seine Brust.
»Geh vorsichtig mit ihr um!«, zischte Ren.
»Natürlich, tut mir leid. Habe ich dir wehgetan?«
»Nein. Ren hat mein Bein versorgt. Sieh nur. Es ist schon viel besser.«
Er begutachtete mein Bein. »Ich denke, du bist
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