Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
wiederhergestellt. Farbe ist in dein Gesicht zurückgekehrt, und du bist in einen tiefen Schlaf gefallen. Da wusste ich, dass du überleben würdest.«
»Bedeutet das, dass ich jetzt unsterblich bin? Wie ihr beide?«
Kishan sah zu Ren. »Das wissen wir nicht.«
»Warum glüht meine Haut?«
»Es könnte eine Nebenwirkung sein«, vermutete Kishan.
»Oder einfach nur ein Sonnenbrand«, hielt Ren ihm entgegen.
Ich stöhnte und zwickte mich in den Arm. Die Stelle wurde weiß, dann rot. »Ich tippe auf Sonnenbrand. Wo sind wir?«
»Keine Ahnung«, erklärte Ren, rührte sich und schloss dann die Augen.
»Gibt es etwas zu essen? Ich könnte auch noch ein bisschen mehr Wasser gebrauchen, wenn noch etwas übrig ist.«
Kishan benutzte die Goldene Frucht, um uns Tomatensuppe zuzubereiten, die nahrhaft war, aber nicht zu schwer für unsere geschwächten Körper. Dann verordnete er Ren und mir Schlaf, während er Wache hielt. Kishan wiegte mich in seinen Armen, und mein erschöpfter Körper gehorchte aufs Wort.
Es dämmerte, als ich erwachte. Ich lag auf der Seite, mein Kopf ruhte auf Kishans Oberschenkel. Meine Hand drückte gegen den kalten, glitschigen Boden des Bootes. Glasfaser? Wie konnte die Halskette ein solches Material herstellen? Während ich mit dem Handrücken über die glatte Oberfläche strich, bemerkte ich, wie sich die Seiten des Boots sanft krümmten. Vorsichtig bewegte ich mein Bein und verspürte nichts als einen kleinen, schmerzhaften Stich.
»Wie geht es dir?«, fragte Ren leise.
»Ganz … gut. Heute lasse ich den Marathon zwar lieber ausfallen, aber ich werde überleben. Kannst du nicht schlafen?«
»Ich habe Kishan vor einer Stunde abgelöst.«
Ich strich mit der Hand über den äußeren Rand des Fahrzeugs, das mit zerfurchten Rillen übersät war. Die Mitte des Boots war ein leuchtendes Pink, das zu einem Altrosa und schließlich am Rand zu Alabaster verblasste. Kishan schlief, einen Arm über den Augen, in einer der fünf vertikalen Vertiefungen.
»Es ist eine riesige Venusmuschel«, erklärte Ren.
»Sie ist wunderschön!«
Er lächelte. »Nur du kannst an unserer Situation noch etwas Schönes finden.«
»Das stimmt nicht. Ein Poet findet immer etwas Gutes, worüber er schreiben kann.«
»Ein Poet schreibt nicht nur über Schönheit. Manchmal erzählt er auch von Leid – den hässlichen Dingen der Welt.«
»Ja, aber bei dir klingen selbst schlimme Dinge wunderbar.«
Ren seufzte und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. »Vielleicht nicht dieses Mal.« Mit entschlossener Miene setzte er sich auf. »Wir sollten nach deinem Bein sehen, Kells.«
Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. »Kann das nicht warten, bis wir zurück sind?«
»Wir wissen nicht, wie wir zurückkommen, und wir müssen beobachten, ob sich eine Infektion entwickelt.«
Ich begann zu hyperventilieren. »Das kann ich nicht.«
Sein Ausdruck wurde mild. »Mach einfach die Augen zu. Warum erzählst du mir nicht eine Geschichte, während ich den Verband löse?«
»Ich … kann mich an keine erinnern. Ren, ich habe Angst. Was, wenn ich das Bein verliere? Wenn es nur noch ein Stumpf ist?«
»Kannst du mit den Zehen wackeln?«
»Ja. Zumindest fühlt es sich so an, aber das kann auch nur ein Phantomfuß sein, der mir einen Streich spielt. Ich will es nicht verlieren.«
»Wenn das eintreten sollte, werden wir damit fertig werden. Das einzig Wichtige ist, dass du am Leben bist.«
»Aber ich würde nie mehr richtig gehen können. Wie sollte ich jemals ein normales Leben führen? Ich wäre für immer körperlich behindert.«
»Das spielt keine Rolle.«
»Was meinst du damit, das spielt keine Rolle? Wie soll ich euch helfen, die Aufgaben zu bewältigen? Wie könnte ich …« Meine Worte blieben mir im Hals stecken.
Er wartete einen Moment. »Wie könntest du was?«
Ich errötete. »Wie könnte ich heiraten und Kinder bekommen? Ich wäre nicht in der Lage, sie im Haus herumzujagen. Mein Mann würde sich für mich schämen. Und das alles natürlich nur, falls ich jemanden überzeugen könnte, mich überhaupt zu nehmen.«
Ren betrachtete mich mit undurchdringlicher Miene. »Bist du fertig? Oder gibt es da noch weitere Ängste, die du bisher nicht angesprochen hast?«
»Das war’s wohl.«
»Du hast also Angst, dass du nicht normal, nicht mehr attraktiv wärst und deinen Verpflichtungen nicht ordentlich nachkommen könntest.«
Ich nickte.
»Ich weiß, was es heißt, nicht normal zu sein, doch wenn mich die Jahrzehnte im
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