Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
entspannen. Es war nicht so, als würde Wes mich nervös machen, aber es beruhigte mich, einen meiner Tiger in der Nähe zu haben.
Während des ganzen Abends sah ich Kishan nur noch ein einziges Mal, spürte jedoch häufig seine Blicke auf mir. Nach einer Weile, Wes und ich tanzten wieder am Lagerfeuer, bemerkte ich Ren.
Ich erstarrte und hörte nicht, was Wes mir gerade sagte. Ren war von wunderschönen, lachenden Frauen umgeben. Die meisten waren nur leicht bekleidet und flirteten unverhohlen mit ihm. Er trug eine schwarze Hose und ein meergrünes Hemd, dessen oberste Knöpfe offen standen. Aus irgendeinem Grund sah seine nackte Brust viel verlockender aus als all die anderen gebräunten Oberkörper der gut aussehenden Männer um ihn herum. Sein seidig schwarzes Haar fiel ihm über ein Auge, und er schob es sich beim Tanzen aus der Stirn. Insbesondere einem Mädchen schenkte er viel Aufmerksamkeit. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf sie errötete. Als daraufhin eine andere junge Frau eine Schnute zog und ihn am Arm berührte, kümmerte er sich um sie und strich mit der Fingerspitze über ihre Wange.
Es gab eine Blondine, eine Brünette, eine Rothaarige. Hochgewachsene Mädchen, zierliche Mädchen, langhaarige, kurzhaarige Mädchen. Ich konnte den Blick einfach nicht abwenden, während sich die Frauen um ihn scharten, um seine Aufmerksamkeit heischten und ihre Konkurrentinnen aus dem Weg zu schubsen versuchten. Eine große, blonde Gazelle mit sanft gebräunter Haut beugte sich zu ihm, um ihm etwas zuzuflüstern. Er legte ihr einen Arm um die Taille und lachte sein umwerfendes, strahlendes Lächeln. Sie hob die Hand und schob ihm das Haar aus den Augen. Mein Puls hämmerte wild. Blut peitschte durch mich hindurch. Die Luft wurde unerträglich drückend. Ich konnte nicht atmen. Ich holte tief Luft, versuchte, mich nicht zu übergeben.
Wes hatte die Szene ebenfalls beobachtet. »Komm, Kelsey. Lass uns gehen. Das musst du dir nicht anschauen.«
Ich ließ mich von Wes wegziehen, und die Übelkeit verwandelte sich in maßlose, glühende Wut. Ich zitterte. Ich wollte meine Hand mit heißer Energie durchfluten und jedem einzelnen Mädchen, das ihn berührte, den Kopf wegsprengen. Ich wollte ihn mit elektrischen Schlägen bearbeiten. Am liebsten wäre mir jedoch gewesen, mich selbst hätte ein Blitz getroffen, damit ich diesen schrecklichen, ohnmächtigen Zorn nicht mehr verspürte, diese beißende Kränkung. Ich hatte das Gefühl, als wäre alles Gute und Glückliche aus mir gesogen und durch brennende Lava ersetzt worden. Es hätte mich nicht überrascht, wenn aus meinen Ohren Dampf geströmt wäre.
Am anderen Ende der Menschenmenge erspähte ich Kishan, was mich beruhigte. Meine Mom hätte gesagt: »Kells, das ist mal ein junger Mann, auf den man sich verlassen kann«, und sie hätte recht gehabt. Seit Oregon war er die Konstante an meiner Seite gewesen. Hatte mich nie gedrängt, nie mehr von mir erwartet, als ich zu geben bereit war. Er tat mir gut.
Kishan und ich sahen uns einen kurzen Moment an. In seinem Blick lag die Frage, ob ich ihn brauchte. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, war er verschwunden. Die Lava kühlte ab und bekam Risse. Mein Inneres wurde schwarz und zerfiel zu Staub. Kein Wasser der Welt hätte die dicke Ascheschicht wegspülen können, die mich erstickte.
Wes berührte meine Hand und riss mich aus meiner Trance.
»Tut mir leid, Wes. Ich habe nur …«
»Du stehst unter Schock. Das verstehe ich. Er hätte nicht herkommen und sich so aufführen dürfen.«
»Er kann tun und lassen, was er will«, erklärte ich dumpf. »Es spielt keine Rolle mehr.«
»Lass mich dir einen Saft bringen. Etwas Zucker wird dir guttun.«
Wes brachte mir ein großes Glas mit etwas Köstlichem. Ihm zuliebe trank ich es in kleinen Schlucken. Ich spürte, wie das süße rote Getränk meine Kehle hinabglitt und stellte mir vor, dass es auf die verkohlte schwarze Asche in mir spritzte, zischte und sich dann mit allem anderen auflöste.
Wes wollte weitertanzen, und ich war einverstanden, noch ein wenig zu bleiben, allerdings nur für ein paar Lieder. Wir hielten großen Abstand zu der Stelle, wo ich Ren gesichtet hatte. Ich tanzte, aber mein Herz war nicht bei der Sache. Schließlich stimmte Wes zu, mich zur Jacht zu bringen.
Wir spazierten den Strand entlang. Die schnelle Musik war einem langsamen Lied gewichen. Aus dem Augenwinkel
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