Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
Charles weniger vertraute– der dieses Vermögen in erster Linie geschaffen hatte–, ließ Bran zumindest vor sich selbst eingestehen, dass er durchaus schon vor einer Weile gemerkt hatte, dass Charles in Schwierigkeiten steckte.
» Ich habe eine Idee«, meinte Adam langsam, » in Bezug auf die Aufgabe, die du mir übertragen wolltest…«
» Ich schicke ihn nicht los, um das FBI zu beraten!«, stellte Bran entsetzt klar. » Selbst vor… dieser Sache wäre Charles nicht der Richtige dafür gewesen.«
» Er ist kein geselliger Mensch«, stimmte Adam amüsiert zu. » Ich kann mir vorstellen, dass das letzte Jahr das nicht geändert hat. Nein. Schick Anna! Diese FBI -Agenten werden nicht wissen, wie ihnen geschieht– und mit Anna als Puffer könnte Charles ihnen vielleicht tatsächlich helfen. Schick sie als Beraterin und als Hilfe. Jeder von uns kann den Ermittlungsbehörden eine Menge über einen Tatort erzählen, das ihre Forensik nicht entdeckt. Gib Charles etwas zu tun, wo er der Gute sein kann und nicht nur der Scharfrichter!«
Lass ihn einen Helden sein , dachte Bran, als er auflegte. Sein Blick wanderte zu Ivanhoe im Regal. Asil hatte recht damit, dass ein wenig Romantik nötig war, um die harsche Realität des Lebens zu dämpfen. Adam hatte ihm vielleicht einen Weg gezeigt, wie er seinem jüngsten Sohn helfen konnte. Bran hoffte es inständig.
2
S pecial Agent Leslie Fisher starrte aus dem Fenster über die Innenstadt von Boston. Aus dieser Höhe genoss sie eine wunderbare frühmorgendliche Aussicht. Es herrschte noch nicht viel Verkehr, doch auch wenn später der Berufsverkehr zunahm, sorgten hier die mangelnden Parkgelegenheiten dafür, dass auf den Straßen niemals so ein verrücktes Chaos herrschte wie in Los Angeles, dem letzten Ort, an dem Leslie stationiert gewesen war. Wenn man beim FBI arbeitete, musste man alle paar Jahre umziehen, ob man nun wollte oder nicht. Doch Boston hatte sie immer als ihr Zuhause betrachtet.
Das Hotel war alt und von kostspieliger Eleganz. Geschmackvolle gestreifte Seidentapeten bedeckten die Wände des mit authentischen viktorianischen Möbeln eingerichteten Sitzungsraums. Ein großer Mahagonitisch mit gepolsterten Stühlen, der aussah, als gehörte er in ein Speisezimmer, dominierte das relativ kleine Zimmer. Doch es handelte sich um ein Hotel, egal wie gut es eingerichtet war, und damit fehlte die persönliche Note, die selbst Leslies kleinen Arbeitsplatz in einem nüchternen Regierungsgebäude auflockerte.
Sie war hier, um einen Berater zu treffen. Auch wenn ab und zu ein harmloser Computerfreak zur Spezies der Berater zählte, kamen Berater ihrer Erfahrung nach meistens Verbrechern gleich, die einen Deal gemacht hatten, damit die Guten noch größere Bösewichter fangen konnten: Man belohnte das kleinere Übel, um die richtigen Monster aufzuhalten.
Im letzten Monat waren fünf Menschen gestorben: eine alte Frau, zwei Touristen, ein Geschäftsmann und ein achtjähriger Junge. Ein Serienkiller war auf der Jagd. Sie hatte die Leiche des Jungen gesehen. Um diesen Killer zu fangen, hätte Leslie sich sogar mit Satan persönlich getroffen.
Während ihrer Zeit beim FBI hatte sie es mit ehemaligen Drogendealern zu tun gehabt, mit einem Meuchelmörder, der bereits eine lebenslange Strafe im Gefängnis absaß, und mit einer Menge Politiker (von denen einige eine lebenslange Haftstrafe hätten absitzen sollen ). Einmal hatte sie sich sogar an eine selbst erklärte Hexe gewandt. Im Rückblick hatte Leslie bei Weitem nicht so viel Angst vor der Hexe gehabt, wie sie hätte haben sollen.
Heute würde sie sich mit Werwölfen unterhalten. Ihres Wissens hatte sie noch nie einen Werwolf getroffen, also sollte es interessant werden.
Sie betrachtete den Tisch, um den sie alle sitzen würden. Die Büros des FBI oder ein Polizeirevier hätten ihr den Heimvorteil verschafft– denn ihre Seite war diejenige, die für Recht und Gesetz kämpfte. Sich mit Leuten in deren Revier– bei ihnen zu Hause oder in ihrem Büro– zu treffen, opferte diesen Vorteil, aber manchmal nutzte Leslie genau das, um Informationen zu bekommen, die sie nicht erhalten hätte, wenn die Befragten sich nicht behaglich und sicher gefühlt hätten. Gefängnisse sorgten seltsamerweise für einen Heimvorteil der Gefangenen, vor allem wenn sie als Begleitung ein unerfahrenes Greenhorn mitnahm.
Hotels stellten neutrales Terrain dar– und deswegen trafen sie sich hier und nicht im Büro.
» Warum ich?«, hatte
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