Fluch von Scarborough Fair
Behandlung begeben sollen.
Aber dann fand er mithilfe der für Genealogie zuständigen Bibliothekarin an der Waltham Public Library Lucys Großmutter, Urgroßmutter und Ururgroßmutter.
Mirandas Mutter Deirdre Scarborough wurde in Lowell, Massachusetts, geboren.
Deirdres Mutter Joanne Scarborough stammte aus Peterborough, New Hampshire.
Und Joannes Mutter Ruth Scarborough stammte ebenfalls aus Peterborough, New Hampshire.
Die Geburtsurkunden bezeugten, dass jede der Frauen mit achtzehn eine Tochter bekommen hatte und unverheiratet war. Mehr als fünf Generationen (Miranda und Lucy mitgerechnet) konnte er nicht zurückverfolgen, aber das genügte schon als Beweis.
Zach gab die Informationen an Soledad weiter, und schon zwei Tage später erfuhren sie, dass sowohl Deirdre als auch Joanne Scarborough kurz nach der Geburt wegen psychischer Probleme im Krankenhaus behandelt worden waren.
» Fünf Frauen nacheinander«, bemerkte Zach bei einer erneuten Familiensitzung. » Vielleicht finde ich noch mehr. Die Bibliothekarin ist der Meinung, dass wir auch Ruths Mutter ausfindig machen könnten, wenn wir weitersuchen. Wir hatten Glück mit dem kurzen Stammbaum, denn je weiter man zurückgehen muss, desto schwieriger wird es. Über Ruths Mutter ist weder in New Hampshire noch in Massachusetts etwas bekannt, deshalb müssen wir in anderen Bundesstaaten nach ihr suchen. Und wenn das nichts bringt, versuchen wir es im Ausland, angefangen mit Irland.« Zach warf einen Blick auf Lucy, die zusammengekauert auf dem Sofa saß. Ihr Gesichtsausdruck verriet nichts.
» Schottland ist auch eine Möglichkeit«, meinte Leo. » Und dann der Rest von Großbritannien. Dort hat die Ballade höchstwahrscheinlich ihren Ursprung.« Er hielt kurz inne. » Ich wünschte, wir könnten noch weiter zurückgehen und eine Spur von Fenella Scarborough entdecken, aber ich weiß nicht wie.«
Soledad zuckte mit den Schultern. Sie hatte zuvor schon erklärt, dass fünf Generationen genügen würden. Sie wollte jetzt die Ahnenforschung ad acta legen und sich stattdessen auf die Lösung des Rätsels aus der Ballade konzentrieren. Obwohl ihr hinsichtlich des Fluchs immer wieder Zweifel kamen, widmete sie dem Rätsel ihre ganze Aufmerksamkeit.
» Gute Arbeit«, sagte Leo zu Zach.
Zach zuckte die Achseln. Er war nicht froh über das, was er herausgefunden hatte. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn sich herausgestellt hätte, dass Miranda Deirdres drittes Kind aus der Ehe mit einem Lebensmittelhändler gewesen war und dass sie Miranda wegen familiärer Probleme in Pflege gegeben hatten, oder dass Joanne Deirdre erst mit zweiundvierzig bekommen hatte, weil– weil– ach, egal.
» Offenbar hatten wir mit dem Namen Scarborough Glück«, erklärte Zach. » Bei Jones oder Miller wäre es nicht so einfach gewesen. Aber die Bibliothekarin hat sich gewundert, weshalb niemand die kleinen Mädchen adoptiert und ihre Namen geändert hat. Sie fand das erstaunlich. Aber wenn es so gewesen wäre, wäre es sehr viel schwieriger oder gar unmöglich, etwas über sie herauszufinden.«
» Vielleicht wollte niemand ein kleines Mädchen haben, dessen Mutter verrückt war«, bemerkte Lucy mit ausdruckslosem Gesicht und ruhiger Stimme. Sie hatte die Beine untergeschlagen und die Arme über dem Bauch fest verschränkt, sodass sie auf dem Sofa erstaunlich wenig Platz brauchte. » Wo sind sie aufgewachsen? In Waisenhäusern oder bei Pflegeeltern, wie Miranda?«
» Ich weiß nicht«, musste Zach eingestehen. » Nach solchen Unterlagen hab ich nicht gesucht. Aber ich könnte die Bibliothekarin danach fragen. Vielleicht findet sich in den staatlichen Archiven etwas, falls staatliche Stellen wie die Fürsorge oder so eingeschaltet wurden.«
» Vielleicht will ich es auch gar nicht wissen«, meinte Lucy.
Einen Moment lang herrschte Stille.
Schließlich sagte Soledad: » Ich habe mir überlegt, dass Joanne– Lucys Urgroßmutter– erst zweiundsiebzig wäre, wenn sie noch lebte.«
» Und Ruth wäre neunzig«, sagte Leo. » Theoretisch könnten beide noch leben.«
» Wer auf der Straße oder in irgendeiner Einrichtung lebt, wird nicht alt.« Lucys Stimme klang leise, aber ruhig. Sie erhob sich vom Sofa. » Ich geh dann mal wieder nach oben.«
» Warte«, sagte Zach. » Da ist noch was.«
Ohne ihn anzusehen, setzte sie sich wieder aufs Sofa. Dann erzählte Zach, was ihm noch auf dem Herzen lag.
» Neulich ist mir klar geworden, dass ich nicht einfach so ans Williams College
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