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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
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Tagebuch beantworten oder uns irgendwelche Hinweise geben.«
    Soledad nickte.
    Wieder herrschte Schweigen. Lucy sah, wie Soledad und Leo Blicke tauschten.
    » Da ist noch was, worüber wir sprechen müssen«, begann Soledad und holte tief Luft. » Du bist jetzt in der vierzehnten Woche, Lucy. Aber es ist noch nicht zu spät für eine Abtreibung.«
    Lucy schrie innerlich auf– mit Geist, Körper und Seele. Meine Tochter. Das hatte nichts mit Vernunft zu tun, sondern mit Mirandas Brief, den sie gerade gelesen hatte. Ich hab dich jetzt schon gern, hatte Miranda geschrieben.
    Lucy hielt noch immer Zachs Hand. Sie spürte, dass auch er ihre Hand festhielt und dass ihre Herzen jetzt im selben Takt schlugen.
    » Nein«, sagte sie bestimmt.
    Sie war bereit zu kämpfen, aber so weit kam es nicht.
    Soledad langte über den Tisch und ergriff Lucys andere Hand. » Ich musste das sagen, verstehst du?«
    » Ja, ich verstehe. Ich glaube sogar, dass es Sinn macht, aber ich kann nicht.«
    Nach einer kurzen Pause sagte Soledad mit erstickter Stimme: » Ich wünschte, du würdest es tun. Aber, okay. Wir werden das gemeinsam durchstehen.«
    » Danke. Danke, Mom.« Dann sah sie Leo an und sagte: » Danke, Dad.« Schließlich wandte sie sich an Zach. » Danke.«
    Und sie spürte seinen festen Händedruck.

Kapitel 34
    In den folgenden Tagen bemerkte Zach, dass sie die Rollen getauscht hatten. Jetzt ging Lucy ihm aus dem Weg. Und das war gar nicht so leicht, wenn man im selben Haus wohnte, das Badezimmer teilte und beim Abendessen nebeneinander am Tisch saß. Sie sahen sich ständig, nur dass er irgendwie nie mit ihr allein war.
    Zach wollte sie deswegen nicht zur Rede stellen oder sie zwingen, mit ihm zu sprechen. Lucys Verhalten war nicht feindselig, sondern eher… vorsichtig. Für den Moment fand Zach das okay. Ihm war klar, dass er sie mit seiner Liebeserklärung beim Familienrat überrumpelt hatte. Er war ja selbst überrascht gewesen.
    Obwohl Lucy ihm aus dem Weg ging, verlor Zach nicht die Hoffnung. Ihre Blicke trafen sich immer nur kurz, aber er spürte, dass sie ihn manchmal beobachtete. Das war in Ordnung. Sie sollte ihn ruhig beobachten und nachdenken.
    Sie sollte sich ruhig daran erinnern, wie es gewesen war, als sie am Abend des Familienrats nebeneinander am Küchentisch saßen und Händchen hielten. Denn er hätte schwören können, dass dieser Moment sie nicht kalt gelassen hatte.
    Zach war sich nicht sicher, was er als Nächstes tun sollte. Aber er hielt es für keine schlechte Idee, Lucy einfach Freiraum und Zeit zu lassen. Immerhin musste sie sich auf die Geburt vorbereiten und wichtige Entscheidungen treffen. Sie wollte das Baby behalten, den Highschool-Abschluss machen und sich nach spätestens einem Jahr auf dem College einschreiben.
    Außerdem war sie vergewaltigt worden. Zach wollte sich nicht einmal vorstellen, was das bedeutete. Aber er dachte trotzdem schon weiter. Falls er je eine Chance bei ihr haben sollte, würde er dann mit ihren Ängsten in Bezug auf Männer und Sex umgehen können? Er hatte keine Ahnung. Vielleicht bräuchten sie eine ganze Truppe von Therapeuten, um miteinander klarzukommen. Dieser Gedanke war so unerotisch, dass Zach entschied, ihn sogar in der Theorie erst mal zurückzustellen, bis Lucy herausgefunden hatte, ob sie überhaupt je wieder allein mit ihm im selben Raum sein wollte.
    Und noch hatte er nicht einmal über die Komplikationen nachgedacht, die das » andere komische Zeug«, wie er es nannte, mit sich brachte.
    Ungefähr eine Woche nach dem Familienrat hatte Zach sich wieder einmal gefragt, ob er das andere komische Zeug nicht wirklich nur für eine komplette Spinnerei Mirandas halten sollte, in die er, Leo, Soledad und Lucy nun hineingezogen worden waren. Als er sich mittags eine Pizza holte, wurde ihm auf einmal der ganze Irrsinn ihres Vorhabens bewusst. Und dann kam er nach Hause und sah, wie Soledad mit Filz und Wolle herumexperimentierte, um herauszufinden, wie man ein Hemd ohne Nadel, Saum und Naht machte. Und er ging hinunter in den Keller, wo Leo verschiedene Versionen vom » Elfenritter« auf der Gitarre spielte und sang, um sich anschließend Fragen zu notieren, die er den Volkskundlern stellen wollte. Und er ging an Lucys Zimmer vorbei und sah sie auf dem Bett liegen, Pierre selig neben ihr schlummernd, während sie zum x-ten Mal Mirandas Tagebuch las. Und er dachte: Wir sind zu Gefährten dieses Rätsels geworden, dabei hätten wir uns alle besser in ärztliche

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