Fluch von Scarborough Fair
zurückkehren kann, als sei nichts passiert. Deshalb möchte ich diesen Herbst hierbleiben. Ich könnte euch helfen.«
» Das ist lieb von dir, Zach«, begann Soledad. » Aber das College–«
» Das ist nicht so wichtig«, meinte Zach. » Ich hab das schon mit meinen Eltern geklärt. Sie wollen, dass ich hier an der Uni ein paar Seminare besuche und die Scheine dann später einreiche. Das ist kein Problem. Und ich hab heute erfahren, dass ich meinen Job behalten und im Herbst so lange arbeiten kann, wie ich will. Mit dem College ist auch alles geregelt. Viele Studenten lassen sich für ein oder zwei Semester beurlauben. Es gibt also keinen Grund, nicht hierzubleiben.«
Jetzt wandte er sich direkt an Leo und Soledad. » Ich hab mir gedacht, ich könnte euch Miete zahlen. Ich weiß, ihr habt es anfangs abgelehnt, aber es wäre mir wichtig, etwas zum Unterhalt beizusteuern.« Er warf einen kurzen Blick auf Lucy, die sich auf ihre Hände konzentrierte. » Wenn ihr mich allerdings nicht hierhaben wollt, dann gehe ich natürlich. Aber ich würde schon gern bleiben.«
Mitten in seiner Rede griff Soledad nach einem Papiertaschentuch, putzte sich die Nase und lächelte Zach freundlich und mit feuchten Augen an.
Leo betrachtete Zach eine ganze Weile. » Ich bin dafür, dass du bleibst, Zach. Aber Miete brauchst du nicht zu bezahlen. Oder was meinst du, Soledad?«
Soledad bekam einen Schluckauf und nickte. » Natürlich nicht. Oh, Zach.«
Leo wandte sich an Lucy. » Jetzt liegt es bei dir, Lucy. Was meinst du?«
Zach musste sich anstrengen, um Lucy zu verstehen. » Als du deine Eltern gefragt hast, ob du hierbleiben kannst, was hast du ihnen da erzählt?«
»Ich habe ihnen erzählt, dass ich mich wahnsinnig in dich verliebt habe und dass ich in deiner Nähe bleiben muss, um dir dabei zu helfen, den uralten Fluch des Elfenritters zu brechen.«
» Sie wissen natürlich, dass du schwanger bist. Ich hab ihnen auch gesagt, dass du und Soledad und Leo jetzt Freunde braucht. Dass ihr mich wie ein Familienmitglied behandelt und dass ich mich dementsprechend verhalte. Dafür sind Freunde doch da.« Zach wollte Lucy dazu bringen, ihm ins Gesicht zu sehen. » Ist das okay, Lucy? Kann ich bleiben?«
» Ja«, sagte Lucy. » Bleib.« Ihre Augenlider zitterten– sie sah ihn fast an– und sie murmelte etwas vor sich hin.
Zach beugte sich nach vorn. » Wie bitte? Könntest du das wiederholen?«
Lucy grinste. » Bleib. Braver Hund!«
Leo und Soledad lachten, und obwohl es ein gezwungenes Lachen war, war es schön, es zu hören.
Mit drei Schritten war Zach beim Sofa, auf dem Lucy saß, und hockte sich vor sie hin. » Wenn ich schon ein Hund sein soll, dann kein braver, gehorsamer, sondern eher ein Pitbull.«
Lucy sah ihn erstaunt an, und Zach erwiderte ihren Blick.
Da erkannte er, was sich unter ihrem Deckmantel von Ruhe, Entschlossenheit und Humor verbarg: Ein Meer von Einsamkeit, Verwirrung und Furcht, das jeden, der in ihre Nähe kam, zu verschlingen drohte.
Aber Zach wollte den Blick nicht von ihr abwenden.
Kapitel 35
» Soledad?« Padraig Seeley betrat selbstbewusst wie immer Soledads Büro. » Ich möchte mit Ihnen über das Familienprogramm für junge Väter am Erntedankfest sprechen.« Er schloss die Tür hinter sich.
Soledad sah von ihrem Computer auf und verbarg ihre Ungeduld. » Ich habe Ihnen deswegen schon eine Mail geschickt, Padraig. Ich hab im Moment nicht viel Zeit. Ich verfasse gerade eine Mitteilung. Ich werde eine Weile mit verringerter Stundenzahl arbeiten. Jacqueline wird Ihre Programme übernehmen.«
Padraig setzte sich Soledad gegenüber an den Schreibtisch und schlug die Beine übereinander. » Das enttäuscht mich. Aber ich weiß auch, unter welchem Druck Sie zu Hause stehen.« Seine schöne Stimme wurde um eine Oktave tiefer. » Ich könnte Ihnen eine größere Hilfe sein, als Sie ahnen. Ich habe Erfahrung in der Verwaltung. Und es würde mir nichts ausmachen, sagen wir, einmal in der Woche zu Ihnen nach Hause zu kommen. Damit würde alles viel einfacher für Sie.«
Seine Augen fixierten Soledad, und plötzlich war sie ruhiger und weniger hektisch. Das klingt vernünftig, dachte sie ganz benommen.
» Ich würde Ihnen so gern helfen, Soledad«, sagte Padraig mit hypnotisierender Stimme.
» Ich brauche tatsächlich Hilfe«, hörte Soledad sich sagen.
» Ja. Wenn Lucinda meine Tochter wäre, könnte ich mich überhaupt nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Ich wäre so in Sorge wegen ihr und
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