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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
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sich Zach. » Ich kann im Internet recherchieren, und wenn ich nicht weiterkomme, finde ich im Netz bestimmt jemanden, der sich damit auskennt.«
    Leo nickte wieder. » Ausgezeichnet. Okay, das wären also Punkt eins und zwei: Ahnenforschung und Krankenberichte. Beim dritten Punkt– bei dem auch nachgeforscht werden muss– geht es um die Ballade selbst. Ich hab heute Nachmittag schon erste Recherchen angestellt.«
    » Als du weg warst?«, fragte Soledad.
    » Ja. Wir müssen möglichst viel über den › Elfenritter ‹ oder › Scarborough Fair ‹ herausfinden. Wir wissen, dass die Ballade laut Francis Child unter verschiedenen Namen bekannt ist und dass es mehrere unterschiedliche Versionen mit eigenem Ursprung gibt, die vielleicht ausfindig gemacht werden können. Oder auch nicht.«
    » Das hört sich ähnlich an wie Ahnenforschung«, meinte Zach. Und dann– Lucy konnte es kaum fassen– nahm Zach in Gegenwart von Soledad und Leo einfach ihre Hand.
    Er hielt sie ganz sachte und sah Lucy dabei nicht an. Seiner Stimme war nichts anzumerken, als ihre beiden Handflächen sich berührten, ihre Finger sich ineinander verflochten und die Innenseiten ihrer nackten Unterarme eine Linie bildeten.
    Ganz sanft. Oberflächlich. Nur eine hilfreiche Geste.
    Trotzdem war Lucys Körper auf einmal starr vor Schreck.
    Sie hätte ihre Hand einfach wegziehen können, Zach hätte schon verstanden, was sie ihm damit signalisieren wollte.
    Aber sie konnte es nicht tun. Das wäre unhöflich gewesen. Und warum sollte sie auch? Es war okay. Zach war ihr Freund, und warum sollten sie nicht Händchen halten? Es war ein schönes Gefühl.
    Oh! Als sich ihre Handgelenke berührten, spürte Lucy auf einmal Zachs Pulsschlag.
    Seine Hand, seine Handfläche, sein nackter Arm und sein Puls wiederholten immer wieder nur das eine, was er zuvor gesagt hatte. Jetzt konnte Lucy keinen klaren Gedanken mehr fassen…
    Und Leo redete immer weiter.
    Konzentration. Das war es, was zählte, und sie war für Lucy lebensnotwendig!
    » Ja, genau«, bestätigte Leo. » Zum Glück bringe ich die nötigen Voraussetzungen mit, um mich mit den Überlieferungen der Ballade zu befassen.«
    » Ich werde mir die Ballade auch noch genauer ansehen«, erklärte Soledad. » Ich möchte die verschiedenen Versionen und Kommentare dazu lesen. Wir alle sollten das tun, damit wir den Text von vorn bis hinten verstehen. Wir müssen die Ballade regelrecht auseinandernehmen, so als würden wir die Bibel studieren. Wir müssen alles darüber erfahren. Und was ich zuvor wegen des Hemds gesagt habe, hab ich auch ernst gemeint.«
    » Das wäre Punkt fünf«, sagte Leo kopfnickend. » Angenommen, es gibt einen Fluch, dann werden wir tun, was in der Ballade verlangt wird, um ihn zu brechen. Das ist, wie wenn man ein Rätsel löst.«
    » Okay, du hast das Sagen«, meinte Soledad. Lucy beobachtete, wie ihre Eltern sich ansahen. Und sie warf einen kurzen verstohlenen Blick auf Zach.
    Zach erwiderte ihren Blick, und für einen Moment stockte ihr der Atem. Sie musste sich abwenden. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie auch ihre Hand weggezogen, und so gab sie den Befehl: Gehirn an Hand, zieh dich zurück!
    Aber ihre Hand gehorchte nicht. Stattdessen bewegte sie sich nur ein wenig hin und her.
    » Was kommt als Nächstes?«, wollte Soledad wissen.
    » Ich werde sämtliche Versionen der Ballade durchgehen und nach so was wie einem Fluch suchen«, sagte Leo. » Und ich werde nach den Quellen und möglichen Bedeutungen des Fluchs und verwandter Fluchgeschichten forschen.«
    Lucy hatte ihren Verstand wieder unter Kontrolle, im Gegensatz zu ihrer Hand. Schließlich ging es um ihr Leben, und sie musste aufmerksam zuhören. Ihre Hand konnte derweil machen, was sie wollte. Und ihr Arm auch. Das war okay. Gut. » Daran hab ich auch gedacht, als ich zum ersten Mal Mirandas Tagebuch gelesen habe. Du willst herausfinden, ob jemand Mirandas Version der Ballade oder etwas Ähnliches kennt, stimmt’s?«
    » Ja, genau. Und ich werde auch mit Volkskundlern sprechen.«
    Eine Weile herrschte nachdenkliches Schweigen. Dann sagte Zach: » Ist das unser ganzer Plan? Ahnenforschung betreiben, Krankenakten durchforsten, Liedgut erforschen, die Ballade studieren und versuchen, den Fluch zu brechen, vorausgesetzt, es gibt ihn tatsächlich?«
    » Wir sollten auch versuchen, Miranda zu finden«, ergänzte Leo. » Wir könnten einen Privatdetektiv einschalten. Denn vielleicht kann sie uns bestimmte Fragen zu ihrem

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