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Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Quellen.) Er fragte sie gründlich aus. Sie schrieb ihre Antworten in einer unbekannten Schrift, die Symbole wie Kämme, Vogelkäfige und Bratpfannen aufwies. Sprachforscher versuchten ihre Worte zu analysieren. Schließlich kam ein Mann, den man als »Gentleman aus Westindien« beschrieb. Er befragte sie in malayischer Sprache und bekam verständliche Antworten.
    Sie sei, so erklärte sie, die Prinzessin Caraboo, die von Piraten aus ihrer javanischen Heimat entführt worden war und nach vielen Abenteuern in England an Land flüchten konnte. Durch den »Gentleman aus Westindien« übermittelte die Prinzessin viele Einzelheiten des Lebens in Java. Dann aber meldete sich eine Frau aus Devonshire, eine gewisse Mrs. Willcocks, die erklärte, bei dem Mädchen handle es sich in Wirklichkeit um ihre im Jahre 1791 geborene Tochter Mary. Mary Willcocks gestand ihren Betrug und wanderte nach Amerika aus.
    Brogg hatte einen Zettel beigelegt, auf dem er zu folgendem Schluß kam:
    »Wegen der Behörden mußte hier ein komplizierter Betrug stattfinden. Ein Mädchen erschien auf geheimnisvolle Weise. Ein Mann meldete sich und behauptete, ihre Sprache zu verstehen. Eine ältere Frau erklärte alles als Schwindel. Aber die Berichte stimmen nicht. Das Mädchen könnte eine Besucherin aus der Zukunft gewesen sein und der ›Gentleman aus Westindien‹ ein weiterer Zeitwanderer, der versuchte, ihre Herkunft zu verschleiern, indem er sie als Prinzessin von Java ausgab. Als die Sache allmählich gefährlich wurde, trat eine dritte Zeitreisende auf, die retten wollte, was noch zu retten war. Wie viele Zeitreisende gab es wohl im Jahre 1817? «
    Quellen hatte das Gefühl, daß Brogg eine etwas zu rege Phantasie besaß. Er sah sich den nächsten Fall an.
    Cagliostro: Er erschien in London, später in Paris und sprach mit einem unbekannten Akzent. Überirdische Kräfte. Aggressiv, begabt, unkonventionell. Man beschuldigte ihn, daß er in Wirklichkeit Joseph Balsamo, ein sizilianischer Bandit sei. Man konnte es jedoch nie beweisen. Er verdiente sich im Europa des achtzehnten Jahrhunderts einen schönen Batzen Geld, indem er mit alchimistischen Pülverchen, Liebestränken, Jugendelixieren und anderen Mitteln handelte. Er wurde leichtsinnig, kam 1785 in die Bastille, floh, besuchte andere Länder, wurde wieder verhaftet und starb 1795 im Gefängnis. Ein Betrüger? Ein Quacksalber? Ein Zeitreisender? Alles war möglich. Alles, dachte Quellen traurig, sobald man sich einmal näher mit diesen Vorfällen befaßte.
    Kaspar Hauser: Er schwankte an einem Mainachmittag des Jahres 1828 durch die Straßen von Nürnberg. Offensichtlich sechzehn bis siebzehn Jahre alt. (Etwas jung für einen Zeitreisenden, dachte Quellen. Vielleicht täuschte die Erscheinung.) Er konnte nur zwei Sätze in deutscher Sprache sagen. Als man ihm einen Bleistift und Papier gab, schrieb er: »Kaspar Hauser«. Man nahm an, daß dies sein Name sei. Er kannte die einfachsten Gegenstände nicht und war mit dem Alltagsleben nicht im geringsten vertraut. Zweifellos durch einen Irrtum der Zeitmaschine in der falschen Epoche gelandet.
    Aber er lernte schnell. Eine Zeitlang behielt man ihn wegen Landstreicherei im Gefängnis, dann übergab man ihn einem Lehrer, Professor Daumer. Er lernte ausgezeichnet Deutsch und schrieb einen autobiographischen Bericht, in dem er erklärte, er sei in einer kleinen dunklen Zelle aufgewachsen und habe von Brot und Wasser gelebt. Aber der Polizist, der ihn gefunden hatte, erklärte: »Er hatte eine gesunde Gesichtsfarbe. Er erschien weder blaß noch schwach wie jemand, der längere Zeit eingesperrt gewesen war.«
    Viele Widersprüche. Ganz Europa horchte auf. Jeder hatte seine eigene Version über die geheimnisvolle Herkunft des Kaspar Hauser. Einige sagten, er sei der Kronprinz von Baden, den die morganatische Frau des Großherzogs hatte entführen lassen. Das wurde geleugnet. Schließlich erbrachte man sogar einen Gegenbeweis. Andere behaupteten, er sei ein Schlafwandler oder Verrückter. Oktober 1829: Kaspar Hauser wird mit einer Wunde an der Stirn aufgefunden, die ihm angeblich ein Mann in einer schwarzen Maske beigebracht hat. Polizisten bewachen ihn. Verschiedene weitere Attentate. 14. Dezember 1833: Kaspar Hauser wird sterbend in einem Park gefunden. Er hat eine tiefe Stichwunde in der linken Brust. Behauptet, ein Fremder habe ihn angegriffen. Im Park wird nicht die Spur einer Waffe gefunden. Auch Fußabdrücke sind nicht zu sehen. Man vermutet,

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