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Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Geheimnisvolle Gestalten gingen ein und aus. Pomrath wurde vorwärtsgeschoben. Eine sanfte Stimme sagte: »Lanoy erwartet Sie hinten.«
    Er war ein kleiner Mann mit einer großen Nase. Er trug Kleider, die zweihundert Jahre alt zu sein schienen.
    »Pomrath?«
    »Hm.«
    »Was sind Sie? Klasse Zwölf?«
    »Vierzehn«, bekannte Pomrath. »Können Sie mich von hier wegbringen? Bitte.«
    »Aber selbstverständlich«, sagte Lanoy.
    Pomrath warf einen Blick auf den See. Es war ein abscheulicher Ort. Es wimmelte von Mikroben und ähnlichem Getier. Große Inseln mit fleischigen Algen trieben auf der öligen Wasseroberfläche.
    »Ist das nicht hübsch?« fragte Lanoy. »Sechs Jahrhunderte fortdauernde Verseuchung, ohne daß die Regierung etwas dagegen tut. Hin und wieder wird eine Rede gehalten. Das ist alles. Die Erneuerungszone wird in frühestens zwanzig Jahren bis hierher ausgeweitet. Möchten Sie ein Bad nehmen?«
    Pomrath schauderte. »Ich kann nicht schwimmen. Bitte, sorgen Sie dafür, daß ich schnell von hier wegkomme.«
    »Die Algen heißen Cladaphora. Manchmal kommen Biologen her, um sie zu bewundern. Sie erreichen Längen bis zu dreißig Metern. Dann haben wir noch Schlammwürmer hier und Venusmuscheln. Wie in Urzeiten. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie hier leben. Sie wären schockiert, wenn Sie den Sauerstoffgehalt des Wassers kennen würden.«
    »Mich schockiert nichts mehr«, sagte Pomrath. »Bitte!«
    »Die Darmbakterien sind besonders stark vertreten«, fuhr Lanoy fort. »Ich glaube, es sind 10 000 000 pro hundert Milliliter. Das ist zehntausendmal zuviel für die menschliche Sicherheit. Hübsch, nicht wahr? Kommen Sie herein, Pomrath. Es ist nicht so leicht, die Zeitreise zu machen.«
    »Heutzutage ist nichts leicht.«
    »Aber wägen Sie selbst ab.« Lanoy führte ihn ins Innere der Hütte. Pomrath sah zu seiner Verblüffung, daß hier nichts von Verfall zu entdecken war. Alles blitzte vor Sauberkeit. Eine Wand trennte das Häuschen in zwei große Räume. Lanoy ließ sich in eine Hängematte fallen und schaukelte darin wie eine Spinne in ihrem Netz. Pomrath blieb stehen. »Ich kann Sie ins Jahr 1990 zurückbringen, wenn Sie wollen«, sagte Lanoy. »Oder nach 2076 oder in fast jedes andere Jahr. Lassen Sie sich von den Aufzeichnungen nicht täuschen. Wir haben mehr Möglichkeiten, als die Öffentlichkeit ahnt. Der Prozeß wird laufend verbessert.«
    »Schicken Sie mich irgendwohin.«
    »Korrekter gesagt – in irgendeine Zeit. Aber bedenken Sie: Ich schicke Sie ins Jahr 1990. Können Sie sich das vorstellen? Sie werden nicht einmal die Sprache richtig verstehen. Sie werden einen komischen Dialekt sprechen, der den anderen unverständlich ist. Ihre Grammatik wird entsetzlich sein. Kennen Sie den genauen Unterschied zwischen den Fällen? Wissen Sie, wann man welche Zeiten verwendet?«
    Pomrath spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Er verstand nicht, weshalb Lanoy soviel Worte machte. Er hatte genug Worte gehört.
    Lanoy lachte. »Lassen Sie sich von mir keine Angst einjagen. Sie brauchen diese Dinge nicht zu wissen. Schon damals fing man an, die Sprache schlampig zu gebrauchen. So schlimm wie heute war es natürlich noch nicht, aber es liegen ja auch Jahrhunderte der Weiterentwicklung dazwischen. Es wird ein paar Wochen dauern, bis Sie sich verständlich machen können. Und in ein paar Wochen können Sie viele Schwierigkeiten bekommen. Sind Sie darauf vorbereitet, daß man Sie in ein Irrenhaus stecken könnte? Schockbehandlung, Zwangsjacke, die ganze Barbarei unserer Vorfahren?«
    »Es ist mir egal, wenn Sie mich nur von hier fortschaffen.«
    »Die Polizei wird Sie verhören. Geben Sie nicht Ihren richtigen Namen an, Pomrath. Sie sind nicht in den Listen der Zeitreisenden aufgeführt, und das heißt, daß Sie niemals Ihren Namen genannt haben. Versuchen Sie es ja nicht. Erfinden Sie einen Namen. Wenn Sie im Jahre 1979 oder später landen, können Sie zugeben, daß Sie ein Zeitreisender sind. Wenn Sie früher landen, sind Sie völlig auf sich allein gestellt. Ehrlich gesagt, ich würde es nicht versuchen. Ich glaube nicht, daß Sie das Format für so eine Reise haben. Sie sind intelligent, Pomrath, aber die Sorgen haben Sie aufgerieben. Gehen Sie kein Risiko ein. Machen Sie die normale Zeitreise und geben Sie sich in der Vergangenheit zu erkennen. Dann schaffen Sie es.«
    »Was kostet die Sache?«
    »Zweihundert Credits. Eine lächerliche Summe. Reicht kaum für die Energiekosten.«
    »Ist die

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